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Alt 27.10.2015, 07:34   #802
Pantone
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Wie klein die Welt doch ist

Die große weite Welt beeindruckt unseren kleinen Dicken manchmal mehr und manchmal weniger. Während andere in seinem Alter über noch so manches staunen, übt das Kind sich gern ein wenig im vermeintlich abgebrühten Modus. Nicht, dass er das laut und wichtigtuerisch macht, es scheint ihn eher zu verblüffen, dass die große weite Welt doch so klein ist. Und das gilt insbesondere für die Sportwelt.

Das Kind und ich stehen in der Frankfurter Messehalle und verfolgen gebannt den Zieleinlauf von Lisa Hahner auf einem der riesigen Bildschirme über unseren Köpfen. Wenn mich nicht alles täuscht, ist es Steffen Uliczaka, der Lisa Hahner noch ein bisschen zieht und auf sie einredet. Den Uliczaka kennt das Kind vom Hörensagen. Es begab sich eines frostigen Weihnachtstages als seine Eltern vom Joggen kamen. Wir befanden uns in der beschaulichen Kleinstadt Preetz in Schleswig-Holstein. Das ist nicht nur meine Geburtsstadt, sondern auch die von Steffen Uliczaka, und an jenem Tag war besagter an meinem Mann und mir vorbeigelaufen: mühelos und mit Sprungfedern. Ein Moment, in dem ich drauf und dran, nie wieder Laufschuhe anzuziehen, weil es einfach nie wirklich Sinn machen würde.

Nachdem das Kind die neue deutsche Meisterin ordentlich gefeiert hat, fahren wir nach Hause. Trotz hellem Tageslicht wird ausnahmsweise der Fernseher angestellt. Wir gucken einen Augenblick und sehen, dass ein Moderator des Hessischen Rundfunks mit irgendwelchen Prominenten läuft. Jan Frodeno ist dabei. Kennt der Junior natürlich. Von dem hat er seit Jahren ein Autogramm und in Frankfurt hat er ihm Wasser angereicht. Nicht, dass er sich darum gerissen hätte, aber es hatte sich einfach so ergeben. Das ist so ähnlich wie mit Thomas Berthold, der daneben joggt. Im Sommer waren wir bei einer Laufveranstaltung des Sportvereins direkt bei uns hinter dem Haus. Und plötzlich war auch Thomas Berthold da. Sag ich zum Kind: "Der war mal Weltmeister." "In was?". fragt er zurück. "Im Fußball," antworte ich. Das Kind ist beeindruckt, und ich lasse mich erweichen, nach einem gemeinsamen Foto zu fragen.

Eigentlich könnten wir langsam eine kleine Bildergalerie aufhängen. Völlig unverschuldet gibt es auch schon Fotos mit dem Dicken und anderen ehemaligen Sportgrößen: Während einer Veranstaltung war unsere Kleinfamilie mal von einem Vertreter der Lokalpresse angesprochen worden, ob wir uns wohl gerade im "Deutschen Sportabzeichen" versuchen und für eine Fotostrecke zur Verfügung stehen könnten. Was wir nicht wussten, war, dass besagtes Presseteam dazu Frank Busemann, Danny Ecker und Lilli Schwarzkopf im Schlepptau hatte. Da hatten wir dann am Ende sehr schöne Profi-Fotos von den Sport-Assen, wie sie artig an der Weitsprunggrube stehen und dem Kind scheinbar begeistert zuklatschen. Danach kannst du als Mutter einpacken: Dein Lob ist aber auch so gar nichts mehr wert.

Was hingegen schon etwas wert ist, sind die gelben Puma-Fußballschuhe in Größe 42, in die das Kind nun endlich hineinwachsen möchte. Schließlich sind sie so gut wie neu, nur einmal für ein Fotoshooting von Ilkay Gündogan getragen. Den Weg in unseren Haushalt haben sie kostenlos und durch puren Zufall gefunden, was die kindliche Freude daran aber in keiner Weise gemindert hat.

Und weil die Sportwelt aus Kindersicht wohl immer kleiner wird, lässt das Kind sich auch nicht hetzen. Jemand aus der Talentförderung würde den Blonden gern für ein Sichtungstraining an ein Nachwuchsleistungszentrum im Fußball empfehlen. Einzige Bedingung: Das Kind muss das wirklich und richtig WOLLEN. Das Kind weiß nicht, ob es das will. Im Moment weiß es eher, was er nicht will: weiter in der Kreisauswahl spielen. Die Frage "Was bringt das?" konnten wir ihm nicht wirklich erklären. Einmal wird noch in der Auswahl trainiert und dann wird entschieden, so haben wir das vereinbart. Dann braucht man das Training auch nicht zu schwänzen, sondern kann anderweitige Pläne machen.

Da das Leben bekanntlich immer so munter dazwischenkommt, wenn man mal was plant, halten wir uns für die weitere schulische Entwicklung des Kindes auch noch ein Türchen mehr offen. Für die weiterführende Schule im nächsten Jahr haben wir eine Favoritenschule hier ganz in der Nähe: G9 und mit dem Fahrrad erreichbar. Nach welchem Modus die Plätze verteilt werden, ist nicht bekannt. Nur, dass Kinder, deren ältere Geschwister bereits auf der Schule sind, einen Platz sicher haben. Das sei soziale Gerechtigkeit, hatte mir eine Lehrerin der Schule erklärt. Verstanden hatte ich das trotzdem nicht. Das war dann auch der Moment, in dem das Kind meinte, dass es dann eben doch auf eine Sportschule gehen würde. "Im Ernst?", hatte ich gefragt. "JA!!!", hatte er mit viel Nachdruck geantwortet. "Dann müssten wir das jetzt mal angehen," hatte ich gemeint, " und du müsstest dann mal ein Sichtungstraining machen." Und der Dicke, der ja am liebsten mit seinen besten Freunden alles gemeinsam macht, hatte ohne mit der Wimper zu zucken gemeint: "Ok, mache ich."

Und so ist denn seine Welt wieder ein bisschen kleiner geworden. Während wir bis vor zwei Jahren nicht einmal wussten, was eine Sportschule ist, wird sich der Nachwuchs demnächst dann bei einer vorstellen.

PS: Kleine Ergänzung zum Thema Geografie: Wer schlecht im Kopfrechnen ist, weiß übrigens auch, wo der Pfeffer wächst. Jedes Mal, wenn ich aus gegebenem Anlass leider wieder eine Extrarunde Kopfrechenaufgaben stellen musste, erhebt sich das Kind im Anschluss von seinem Stuhl und singt lauthals: "Ich bin zurück von dort, wo der Pfeffer wächst" https://www.youtube.com/watch?v=yo2TDmrzwV0. Beruhigend zu wissen, dass man auch in schlechten Mathe-Zeiten seinen Humor behalten kann.
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