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Alt 05.08.2015, 01:14   #6045
Klugschnacker
Arne Dyck
triathlon-szene
Coach
 
Benutzerbild von Klugschnacker
 
Registriert seit: 16.09.2006
Ort: Freiburg
Beiträge: 24.704
Zitat:
Zitat von Loretta Beitrag anzeigen
Solltest Du wirklich aber eine Punkt von mir "richtig stellen" wollen, dann nimm den mit den armen Schweinen und dem "Armeleutesport Radfahren".

Wenn Du aber z.B. auch mal in Radfahrerkreisen unterwegs gewesen wärst- als Aktiver-, dann würdest Du wissen, dass Radsport kein "Armeleute" Sport mehr ist. Da kannst Du mir aber gerne das Gegenteil beweisen...aber bitte nicht mit Fahrradfahrergeschichten aus den Büchern der Jahrhundertwende oder von absoluten Einzelgängern wie einem Obree...

Eigentlich musst Du nur mal bei einem Radrennen mit Junioren und A/B und C- Klassevor Ort sein, dann siehst Du was ich meine.
Ich sprach davon, dass etliche Radprofis arme Schweine seien. Was darunter zu verstehen sei, habe ich an einem Beispiel erläutert. Du machst daraus die Behauptung, ich würde das Radfahren für einen Armeleutesport halten. Als Gegenbeispiel nimmst Du Junioren, die ihr Material, ihren Wohlstand und dessen Absicherung vom Papa haben. Das ist alles komplett verdreht.

Ein "armes Schwein" ist nicht notwendigerweise jemand, der finanziell arm ist. Im Fall von Paul Kimmage, der mein Beispiel war, habe ich kein Wort über sein Bankkonto verloren. Ich meinte damit jemanden, der sich fortwährend in einer subjektiven Notlage sieht. Vielleicht ein junger Mensch, der ohne vernünftige Berufsausbildung alles auf die Karte Radsport gesetzt hat, und der nach der zweiten miesen Profisaison spürt, dass er keinen Vertrag mehr bekommen wird; der aber kämpft und sich den Arsch aufreißt. Der vielleicht der einzige in seiner Mannschaft ist, der sauber fährt, weil er als einziger noch nicht so lange dabei ist. Der als Helfer für die anderen rödelt und keine Chance hat.
Spitzensportler kommen im Schnitt auf ein Bruttoeinkommen von 1919 Euro im Monat. Nach Abzug von Steuern und Ausgaben für ihren Sport bleiben ihnen durchschnittlich 626 Euro zum Leben. Quelle
Bei den Radprofis kommen die Neoprofis EUR 25.300 Jahresgehalt plus Preisgelder. Das ist sehr wenig, macht sie aber nicht zu armen Schweinen. Sondern die Tatsache, dass sie in der Regel nur eine einzige Chance bekommen. Wenn Du als Jungprofi am Jahresende kein Team hast, dann war’s das mit Deiner Profikarriere, außer Du bist einer der Stars. Es gibt genug andere, die gerne Deinen Job machen, ohne querzutreiben.

Das alles hat nichts damit zu tun, ob der Radsport nun ein Armen- oder Reichensport sei. Es muss nichts mit Geld zu tun haben. Es kann, muss aber nicht. Dabei geht es stets um den Einzelfall, und nicht ob der Sport als Ganzes insgesamt mehr von Reichen oder Armen ausgeübt wird.

Um dem nächsten Missverständnis vorzubeugen. Ich sagte nicht, Jan Ullrich war ein armes Schwein (teils war er es, teils war er es nicht). Es ging allein um das Argument, gedopt würde allein aus Gier oder Geltungssucht. Ich hielt dem entgegen, dass viele arme Schweine am unteren Leistungsspektrum des Radsports aus subjektiv empfundener Notlage heraus dopen, weil sie Angst um ihre Existenz haben (ganz gleich, was man in Schwarzafrika unter einer Existenz versteht). Aus diesem Grund konnte man zumindest in den Neunzigerjahren als sauberer Athlet in der Regel nicht einfach sauber am unteren Rand mitschwimmen. Die Einstiegshürde lag bereits zu hoch.

Wenn Du mir also sagst, ich solle Dir bezüglich des "Armeleutesports" einen Beweis liefern, dann lautet meine Antwort, dass es sich hier um ein Missverständnis handelt. Ich sprach von etwas anderem. Wenn ich beispielsweise sagte, mancher deutscher Hauptschullehrer sei arm dran, dann kannst Du mir nicht entgegenhalten, Deutschland sei doch ein reiches Land. Wir reden da aneinander vorbei. Egal, Schwamm drüber.

Grüße,
Arne
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