Zitat:
Zitat von aequitas
Da wäre ich voll und ganz bei dir, bzw. Habermas, dass wir als Gesellschaft, uns im Rahmen von gewaltfreien und auf Anerkennung gestüzten Diskursen, über unser Zusammenleben einigen müssen. Klingt nur leider auch sehr utopisch, vor allen Dingen wenn man sich die Diskussion hier anschaut, s. unter anderem im letzten Beitrag von "Cruiser".
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Klingt utopisch? Ja und nein. Unser gegenwärtiges politisches und wirtschaftliches System haben beide den großen Vorteil, dass sie gegensätzliche Meinungen zulassen: die Regierenden einer Demokratie müssen sich gegensätzlichen Meinungen widmen wie in keiner anderen Staatsform. Und auch die kapitalistisch organisierte Wirtschaft schließt alternative Wirtschaftsformen (regionale Wirtschaftskreisläufe, regionale (Schwund-)Währungen, Zeitkonten und Tauschkreise, Non-Profit-Ökonomie, Gemeinwohlökonomie usw.) ja nicht per se aus. Wer nicht teilnimmt, nimmt nicht teil, so einfach ist das. Und unser Bildungssystem zumindest in Mitteleuropa erlaubt uns immer noch oder auch mehr denn je die Aneignung des Wissens und der Sozialtechniken, um es uns gemütlich zu machen. Auch das ein Privileg unseres Wohlstands. Ich will jetzt nicht in alten Thesen herumkramen, du merkst schon in welche Richtung es geht: Raus aus der Komfortzone!
Jene, die gewaltbereit demonstrieren, diskreditieren leider auch den legitimen, ja wichtigen und unbedingt notwendigen Protest jener viel größeren Mehrheit, die gewaltfrei demonstriert. Und ich befürchte ja dieser gewaltvolle Protest steigert auch die Kritik all jener, die sich da ins Geschrei hineinsteigern und sich so den Blick auf die strukturelle Gewalt verstellen, derer wir täglich ausgesetzt sind, die wir allein durch unser Dasein in der Gesellschaft täglich unterstützen und die vermutlich irgendwo ganz tief drinnen der Kern z. B. der aktuellen Proteste in Frankfurt ist.