Triathlontraining für die Langdistanz ist einfach, das hat bereits Gordo Bryne auf den Punkt gebracht: Platziere einen langen Lauf, eine lange Radtour und ein langes Schwimmtraining in den Wochenplan. "Everything else is filler". Wenn Du besser werden willst, musst Du in erster Linie mehr trainieren, alles andere ist meistens Wunschdenken.
So weit, so einfach. Wenn man jedoch das Optimum erreichen oder an sein persönliches Limit kommen will, wird es äußerst komplex. Aktuelles Beispiel: Meine Laufleistungen haben sich in den letzten Wochen in die falsche Richtung entwickelt. Ich laufe tendenziell langsamer als Mitte Februar (!). Warum ist das so und wie sollte ich darauf reagieren?
Möglicherweise war mein Training in den letzten Wochen falsch. Zu viel Umfang auf dem Rad, worunter das Lauftraining gelitten hat. Die Summe der wöchentlichen Laufkilometer sank von 50 auf vielleicht 30 Kilometer. Der wöchentliche lange Lauf fiel mehrmals aus, weil er mir im ohnehin anstrengendem Trainingslager den Rest gegeben hätte. Kurz: Für die Entwicklung der Laufform hatte ich weniger Körner übrig, als ich mir das vorgestellt hatte.
Möglicherweise war die Reduktion des Laufpensums aber genau richtig. Denn ich befinde mich ohnehin fast am Limit meiner Regenerationsfähigkeit. Da merkt man, dass ich bereits über 300 Jahre alt bin und nicht mehr so gut regeneriere wie vor 10 Jahren. Man gerät in eine Zwickmühle: Möglicherweise laufe ich langsamer als vor 8 Wochen, weil mir etwas Regeneration fehlt. Dann sollte ich weniger trainieren und mehr Entlastungstage einbauen. Oder, ganz im Gegenteil, es fehlen schlicht Laufkilometer. Dann sollte ich mehr laufen und das gegenwärtige Plateau (mit sanfter Gewalt) durchbrechen. Schwer zu beurteilen, was richtig ist.
Meine Lieblingsversion ist folgende: Durch viele Radkilometer erarbeite ich mir derzeit die Fundamente für ein hohes Niveau auf dem Rad. Das ist mit einer hohen Trainingsbelastung verbunden und sorgt für eine entsprechende Müdigkeit. Die Laufleistung stagniert notgedrungen etwas, doch dafür ist noch genügend Zeit. Unter der Decke der Müdigkeit wächst, von außen noch unsichtbar, ein Monster an Performance heran. Zieht man die Decke weg, springt es heraus und macht alle platt.
Für das kommende Trainingslager habe ich mir vorgenommen, die Radbelastung etwas zu verringern, sofern das möglich ist. Dafür werde ich etwas mehr laufen, und zwar auf ganz einfache Grundlagen-Art: Täglich eine Stunde GA1, außer an den härtesten Radtagen (Königsetappe). Ich will also die Laufform über die Häufigkeit der Laufbelastungen aufbauen, zumindest in den kommenden beiden Wochen. Nach dem Trainingslager und abgeschlossener Regeneration konzentriere ich mich dann auf die Entwicklung der langen Läufe.
Wie schaut es auf dem Rad derzeit aus? Na, wie es halt Mitte/Ende der Base-Phase so ausschaut: Es geht schon, aber man ist viel müde, oder jedenfalls nicht frisch. Wenn es bei Gruppen-Ausfahrten mal schnell wird, fühlt man sich ganz okay und ahnt so etwas wie den Silberstreif einer guten Form am Horizont, aber es ist eine Form, die noch in der Zukunft liegt. Tempoverschärfungen werden meistens von den anderen angezettelt, und bei Ortsschildsprints bekommt man auf die Mütze. Dieter Baummann sagte einmal: "Vor dem Training bin ich müde und nach dem Training bin ich sehr müde". Das ist eine Kurzbeschreibung der Spitzenwochen in der BASE-Phase. Ohne Fleiß kein Preis.
Bevor ich in die BUILD-Phase einbiege, werde ich eine TEMPO-Phase einlegen, wie ich das bereits im vergangenen Jahr gemacht habe. Vielleicht erinnert Ihr Euch an eine Sendung, die ich über die Periodisierung nach dem Schema PREP, BASE, TEMPO, BUILD, PEAK ins Archiv gestellt habe. In der TEMPO-Phase werde ich mich auf dem Bike auf einige Strava-Segmente konzentrieren. Beim Laufen bleibt der Fokus auf dem langen Lauf.
Himmel, wie die Zeit vergeht!! Gerade war noch Winter, und jetzt spreche ich bereits über die BUILD-Phase! Der Countdown rückt näher.