Absolutwerte für 0 und 100% gibt es nicht. Das ist immer bezogen auf die Spannungsgrenzen, die im BMS gesetzt sind. Wir sprechen hier über chemische Prozesse die keine harten Anschläge haben, sondern fliessende Übergänge. Die Ladeschlusspannung ist ein Kompromiss zwischen Kapazität (höhere Spannung=höhere Kapazität) und Degeneration (höhere Spannung=höhere Degeneration). Eine Degeneration findet dabei zwangsläufig immer statt, mit jedem Tag Lebensalter und mit jedem Ladezyklus.
Da gibt es aber durchaus unterschiede zwischen den Herstellern und Modellen. Bei einem wird bis 4,1V geladen, beim anderen bis 4,18V. Das macht bereits große Unterschiede. Manche Hersteller sind da konservativer, andere eben nicht. Sogenannte Puffer gibt es (siehe Angaben von Brutto-/Nettokapazität), die werden durch das BMS aber mit der Zeit reduziert, um dem Eigentümer eine höhere Kapazität vorzugaukeln. Wenn die Batterie z.B. um 20% degeneriert und der Puffer um 10% reduziert wird (durch Anpassung der Spannungsschwellen), dann meldet das Fahrzeug einen SOH von 90%. In Wirklichkeit hat die Batterie aber schon 20% verloren. Das Aufbrauchen der Puffer ist dabei natürlich begrenzt, hilft aber dem Hersteller die Garantiezeit zu überbrücken. Das führt dann dazu, dass die Batteriekapazität die ersten Jahre nur langsam sinkt, aber wenn der Puffer aufgebraucht ist deutlich abstürzt.
Man muss die Thematik schon objektiv betrachten. Die Degeneration von Batterien kann man nicht verhindern. Bei manchen ist nach nach 7 Jahren 50% SOH erreicht, bei anderen vielleicht erst nach 15 Jahren. Die zunehmend höheren Kapazitäten sind dabei hilfreich, weil man bei höherer Reichweite den Ladehub stärker einschränken kann und auch die Anzahl der Ladezyklen reduziert wird. Das kann helfen, setzt aber auch voraus, dass der Fahrer batterieschonend lädt. Manche hängen das Auto jede Nacht an die Wallbox und laden immer auf 100%, das ist natürlich das schlechteste was es gibt. Leasingnehmern ist das wiederum egal, weil die sowieso alle paar Jahre ein neues Auto nehmen, in der längerfristigen Betrachtung wird das aber höchst relevant.
Die Aussage von Nissan ist übrigens auch mit Vorsicht zu geniessen.
„Fast alle Elektroauto-Batterien, die wir je hergestellt haben, sind immer noch in Autos“. Logisch, bei Defekten werden nur die defekten Zellen ersetzt, aber nicht die ganze Batterie getauscht. Das Statement von Nissan ist eindeutig zweideutig