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triathlon-szene.de | Europas aktivstes Triathlon Forum - Einzelnen Beitrag anzeigen - Bären, Wölfe, elendes Geschmeiss
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Alt 30.04.2023, 09:03   #3
qbz
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Benutzerbild von qbz
 
Registriert seit: 24.03.2008
Beiträge: 10.287
Zitat:
Zitat von su.pa Beitrag anzeigen
Wobei es in Nord-/Ostdeutschland bzgl. Wölfen besser zu funktionieren scheint, als im Alpenraum? Oder bekommt man da weniger mit?
Also ich lebe da, wo es einige feste, ansässige Wolfsrudel gibt (Uckermark), und auch schon mal ein Wolf, der zu keinem Rudel gehört, durchwandert. Mit meinen zwei Border Collies bin ich jeden Tag mehrere Stunden in den Wäldern unterwegs und kenne jeden Weg. Als Mensch muss man wirklich keine Angst vor Wölfen haben, man bekommt sie sehr, sehr selten zu Gesicht, und wenn nur weit weg, da sie den Menschen ausweichen. Es wird sehr intensiv eigentlich ganzjährig gejagt, zum Leidwesen meiner Hunde, die wie Wölfe Gewehrschüsse hassen. Gespannt bin ich, wie es sich auf die Nahrungsressourcen der Wolfsrudel auswirkt, dass leider wegen der Schweinepest fast alle Wlldschweine ausgerottet worden sind mit Purzelprämie. Ursprünglich haben sich Rudel aus dem Osten als erstes auf den ehemaligen Truppenübungsplätzen angesiedelt, wo eben nicht gejagt worden ist (wegen Munitionsgefahr), sie ihre Ruhe haben und es Nahrung im Überfluss gibt.

Ich sehe oft grosse Schafsherden innerhalb von niedrigen, von Hand schnell verstellbaren Flexi-Zäunen, ohne Elektrozaun, weil die Schafsherden mit den Steck-Zäunen die Weiden relativ schnell wechseln, auch auf Wiesen an Waldrändern, abseits der Dörfer, am Rand von Naturschutzgebieten. Zwischen den Schafen tummeln sich 24h am Tag drei, vier Kuvasz (ungarische Herdenschutzhunde), was gut zu funktionieren scheint. Sie laufen an den niedrigen, sogar für mittelgrosse Hunde leicht überspringbaren Zaun und schlagen Alarm, wandert oder radelt man da vorbei. Im Appenin oder den Abruzzen, wo die Wölfe nie ganz ausgestorben waren, gehören der Maremmo fest zu den frei weidenden Schafen. Gefährdet und vereinzelt von Wölfen getötet, werden eher Schafe von kleinen Hobby-Nutztierhaltern, die sich nicht um ausreichenden Schutz kümmern (kein Herdenschutzhund, kein geeigneter Zaun als Alternative). Der Milan oder Seeadler holen übrigens auch freilaufende Hühner, Küken aller Arten, wo das Gehege nicht nach oben geschützt ist. Immer handelt es sich bei den Wölfen, die hier mal Nutztiere reissen, um Einzelgänger oder durchziehende Wölfe.

Leider forcieren viele Jäger und vor allem ihre Lobby, von denen die meisten wie der Finanzminister Herr Lindner Hobbyjäger sind und keine Förster, eine Freigabe der Wölfe für die Jagd. Wie manche extra für diese Gruppen organisierten Jagden, wo auch Teilnehmer aus dem Ausland kommen, ablaufen für das Wild, meistens Treib(Hetz)jagden , ist grausam. Das Wild wird den Jägern vor die Flinte gehetzt oder die Tiere hetzen über Strassen in die Autos. "Versehentlich" hat da ein Niederländer auch schon bei so einer bezahlten Gruppenjagd (Eventveranstaltung für Jäger) mal einen Wolf erschossen, ist dann leider freigesprochen worden. Oder die Jäger legen Futter in der Umgebung der Hochsitze aus. Leichter geht´s nimmer. Die Jägerlobby, welche für ihr Hobby und die Reviere bezahlen, sehen im Wölf eine Konkurrenz (Reduktion des Wildes) und Jagdtrophäe, während die Förster ihn begrüssen, weil der Baumschaden durch das Wild dann geringer ist.

Wie soll z.B. ein gelegentlicher Hobby-Jäger erkennen, ob er z.B. die Leitwölfe des Rudels vor der Flinte hat oder einen Einzelgänger. Bei eher kleinen Rudeln, wie in unseren Regionen wegen der Nahrungsressourcen üblich, fehlt dann u.U. das erfahrene Leittier. Das Rudel fällt evtl. auseinander, manchen Jungtieren fehlt die elterliche Jagdschule und die 1-2jährigen Wolfe fangen an, sich bei dorfnahen Nutztieren zu bedienen. Solche Erfahrungen hat man in Frankreich mit der Jagdfreigabe gemacht.

Bisher zeigt sich, dass es eine natürliche Rudel-Obergrenze in der Uckermark gibt, die von den Nahrungsressourcen abhängt. Die Rudel verjagen andere, die sich niederlassen wollen, die Jungtiere wandern aus, überall hin, vor allem eher in unbesiedelte Gegenden in östliche Länder. Bei mehr Nahrung, wie etwa in unbejagten Nationalparks (Yellowstone als bekanntes Beispiel), sind die Rudel umfangreicher und nicht nur ein Elternpaar mit Jungtieren gross.

Natürlich nutzen neben der FDP, die AFD, jetzt auch die CSU, eine "Wolfsangst" als Wahlkampfthema für den Stimmenfang. Sachlich ist die "Wolfsangst" komplett unbegründet. Die jetzige Gesetzeslage ist komplett ausreichend. Sog. identifizierte Problemwölfe, die mehrfach Nutztiere reissen oder die Menschenscheu verloren haben, dürfen nach amtlicher Genehmigung erschossen werden. Eine Jagdfreigabe, wie sie vor allem die FDP in der Regierung und Lindner aus eigenem Interesse vorantreiben, sowie die AFD, und jetzt evtl. die CSU, halte ich sachlich für unbegründet.

Mit Bärenschutz haben wir in der Uckermark keine Erfahrungen.

Ps: Ca. 30 Wölfe werden pro Jahr in Brandenburg durch Autos bekanntermassen getötet.

Geändert von qbz (30.04.2023 um 12:33 Uhr).
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