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triathlon-szene.de | Europas aktivstes Triathlon Forum - Einzelnen Beitrag anzeigen - Lionel Sanders - Lionel wer?
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Alt 05.05.2021, 17:15   #1973
schnodo
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Fortsetzung: Best Battle Of My Career || Thoughts after 70.3 St. George

Weiter geht's: Dann ging es in den finalen langen Abstieg mit geschätzten 2 bis 3 % Gefälle. Lionel war entschlossen, Bækkegård nicht davon kommen zu lassen. Falls notwendig, würde er sprinten um die Höhe zu halten. Und so kam es. Lionel glaubt, dass Bækkegård als er erkannte, dass er nun überhaupt kein Land gewinnen konnte, verunsichert wurde. Kurz danach rief jemand Bækkegård zu, dass er disqualifiziert sei.


Bildinhalt: Lionel Sanders kontrolliert Bækkegård

Lionel sagte ihm, dass es ihm leid tut, dass er ein Rennen nicht auf diese Weise gewinnen möchte. Bækkegård fiel dann nach und nach zurück während Sam Long zu Lionel aufschloss. Lionel überlegte, wann der geeignete Zeitpunkt für eine Attacke sein könnte und versuchte Sam neben sich zu halten. Durch das Training mit Ari Klau, einem exzellenten Läufer, auf der Bahn fühlte er sich zuversichtlich bezüglich seiner Sprintfähigkeiten. Aber er wollte es nicht auf die letzten 100 m ankommen lassen.

Die Leute auf der Strecke bekamen mit, dass da ein großes Duell im Gange war und feuerten beide an. Hinter ihnen bildete sich ein Tross von Radfahrern.


Bildinhalt: Begeisterung an der Strecke

Mit ca. einem verbleibenden Kilometer fühlte er, dass sich eine Lücke öffnete, obwohl er nicht schneller lief. Es war klar für ihn, dass er so knapp vor dem Ziel in der letzten Verpflegungsstation nicht trinken würde. Im Video sieht er nun, dass Sam einen Becher genommen hat und genau dieser kurze Moment sorgte dafür, dass die Lücke größer wurde. Von da an zog er die Pace ein kleines bisschen an und hielt sie. Er merkte, dass Sam nicht hinterher kam und fing an zu sprinten, mit etwa einem halben Kilometer bis zum Ziel.

Er drehte sich um und konnte aber nicht erkennen, wo Sam war. Beim letzten Kreisverkehr war der Winkel besser und er konnte im Ausgang sehen, dass Sam gerade hineingelaufen war. Das war immer noch in Schlagdistanz, mit einem Sprint überwindbar.


Bildinhalt: Wo ist Sam?

Auf der letzten Geraden rannte er dann so schnell er konnte. Er wollte keinerlei Hoffnung bei Sam aufkommen lassen, dass er sich vielleicht noch heranarbeiten könnte. Als er die Ziellinie überquerte war es komplett ungewohnt für ihn. Normalerweise ist er aggressiv und voller Adrenalin, reißt das Banner runter. Dieses Mal waren die Emotionen ganz andere. Das war das erste Mal, dass er Tränen in den Augen hatte und das Banner mit zarten Händen beiseite legte.

Und dann fiel er um, was ihm noch nie passiert ist. Fast wäre es in 2017 in Kona passiert, aber da konnte er sich noch fangen. Diesmal ist er umgefallen, das muss der Beleg für einen guten Kampf sein. Und dann liegen Sam und er heulend auf dem Boden, urkomisch im Nachhinein.


Bildinhalt: Heute würde Michelangelo es anders malen, nämlich so

Sam streckt auf dem Boden liegend suchend die Hand nach seinem Helden aus. Ein fast biblischer Moment. Lionel erhebt sich, hilft dem Jüngling auf und versichert ihm: "Der beste Kampf, den ich jemals hatte!" Fast alle Hemmungen fallen, Tränen, Emotion pur.

Die beiden waren wohl das ganze Rennen über zusammen, nie wesentlich weiter als 100 m voneinander entfernt. Es brauchte Willenskraft, Leidenschaft, alles aus der Tiefe seiner Seele, um nicht nachzugeben. Genauso wie das Gleiche von Sam gefordert wurde, um ihn überhaupt dahin zu bringen. Es war richtig cool, es fehlen ihm immer noch die Worte, um es zu beschreiben. Er glaubt, dieses Rennen wird ihm für immer als das in Erinnerung bleiben, welches ihn ans absolute Limit gebracht hat. Es war ein großer Spaß!

Talbot spricht ihn darauf an, dass er im Jahr 2014 einen Startplatz für das Rennen ergattert hatte und so inspiriert davon war, dass er beschloss zurückzukehren um eines Tages das Rennen zu gewinnen. Meint Lionel, dass es jemanden gibt, den das Rennen im Jahr 2021 ähnlich inspiriert? Wurde das Spiel auf eine neue Ebene gebracht? Es ist offensichtlich, dass das Niveau höher ist. Das Feld ist so dicht und es fehlen sogar noch einige Leute, die dem Ganzen mehr Würze gegeben hätten. Die 70.3-Weltmeisterschaft auf dieser Strecke wird der Wahnsinn werden.

Was ihn erstaunt, ist dass so viele junge Athleten am Start sind. Es ist eine Zeichen dafür, dass der Sport reifer wird. Junge Sportler spezialisieren sich früher und sind in allen Disziplinen gut. Er selbst ist in allen drei Disziplinen besser als früher, technisch besser auf dem Rad, bestreitet seine Rennen cleverer, schwimmt viel besser, läuft besser, hat seine Verpflegungsstrategie im Griff. Und trotzdem gibt es an jedem beliebigen Tag acht Konkurrenten, die gewinnen könnten. Und es wird nicht einfacher werden.

Er muss sein Schwimmen weiter verbessern und auch an seinen Fähigkeiten auf dem Rad arbeiten. In Daytona hat er erkannt, dass es keine Rolle spielt, ob man 360 Watt treten kann, wenn man fast vier Minuten zurückliegt. Nun, da sein Schwimmen etwas besser ist, muss er sein Radfahren auf die nächste Ebene hieven um konkurrenzfähig zu bleiben.


Bildinhalt: Das Feld wird immer dichter werden

Es ist unglaublich zu sehen, wie hungrig diese jungen Burschen sind. Man darf ihnen nicht aus dem Weg gehen, sondern man muss sie vor Augen haben, sonst wird wird es schockierend wie man von ihnen überrollt wird, wenn man im Wettkampf auf sie trifft. Es ist irre, wie hart sie trainieren und welche Qualen sie auf sich nehmen, um zu siegen.

Es gab eine Zeit, da wollte er sich nicht immer mit den Besten messen, vielleicht aus Angst. Aber diese Angst muss man schnell ablegen und es erleben, denn das ist die Richtung in die sich der Sport entwickelt. Es wird schneller und härter.

Welchen Einfluss haben die Fans gehabt, die er durch seine Medienpräsenz aktiviert hat? Es war fantastisch, zu sehen, dass die Menschen sich dabei gut unterhalten fühlen. Es gibt in diesem Sport tolle Persönlichkeiten und Rivalitäten, der Sport an sich ist klasse, es gibt viele wichtige Details, die das Ergbnis beeinflussen, wie z.B. Ernährung. Er liebt diesen Sport, der sein Leben gerettet hat. Er glaubt, dass Triathlon präsenter werden kann, ähnlich wie die großen Sportarten, die man im Fernsehen verfolgen kann. Aber es braucht die Fans, Menschen die den Sport schätzen und ihn medial verfolgen möchten. Und er glaubt, dass die Menschen das zeigen.

Er ist dankbar, dass so viele seine Race Week Series gesehen haben, dass so viele seiner Kollegen sich daran beteiligen wollten. Er hofft, dass es so weitergeht und wächst. Abschließend bedankt er sich bei Red Rock Vacation Rentals weil diese ihm kurzfristig eine tolle Bleibe zur Verfügung gestellt haben. Sie haben ihm aus der Patsche geholfen und er hofft, dass die Menschen sich für die 70.3-Weltmeisterschaft bei ihnen einmieten.


Bildinhalt: Lionel bedankt sich bei seinem Vermieter

Ich bedanke mich auch: Tolles Rennen, tolle Videos im Vorfeld, tolle Werbung für den Sport.
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