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Alt 02.01.2022, 13:34   #4087
bellamartha
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Registriert seit: 30.05.2010
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Corona, die zweite

Ende Februar bekam ich meine erste Impfung gegen Corona. Kurz darauf war ich positiv. Der Verlauf war extrem mild, ich hatte so gut wie keine Symptome. Danach war ich monatelang bei Belastung rasch kurzatmig, sonst gab es aber keine unangenehmen Spätfolgen. Im August dann die zweite Impfung.

Als es jetzt ums Boostern ging, gab es ein wenig Hickhack. Nachdem die Ärzte aufgrund eines Tests (Antikörper-Test?) meinten, dass die beiden ersten Impfungen wahrscheinlich aufgrund der MS bedingten Imunsuppression nicht so super gewirkt hätten, fassten wir zunächst ins Auge, mit der Booster-Impfung abzuwarten, bis das immunsuppressive Medikament (Ocrevus) zu wirken nachlässt, weil das jetzt eh zu erwarten war und regelmäßig mit Hilfe einer speziellen Blutuntersuchung (FACS-Analyse) überprüft wird. Dann machte der Neurologe in der MS Ambulanz eine Kehrtwende und sagte, entsprechend den Empfehlungen der Deutschen MS Gesellschaft, dass ich mich einfach impfen lassen soll, sobald es geht.
Weil mir die erste Heransgehensweise aber sinnvoller erschien, machte ich es so wie zuvor überlegt und unterbrach meine immunsuppressive Therapie für die Booster-Impfung, wartete also mit der Infusion und wurde am 22.12. geimpft.

Über Weihnachten war mein Bruder aus Hamburg zu Besuch. Er dachte, dass er eine Katzenallergie hat, weil er total verrotzt wurde, als er hier war. Ich fand nicht, dass das nach Allergie aussah. Corona-Selbsttest an Heilig Abend war aber negativ. Am 1. Feiertag fuhr er nach Hause und machte dort noch mal einen Selbsttest, der positiv war. Ein Schnelltest im Testzentrum bestätigte das. Am 2. Feiertag morgens um 5:15 Uhr kamen Mitarbeiter des Gesundheitsamtes Hamburg und machten den PCR Test. Ein Anruf bei mir in der Klinik am Montag ergab, dass ich nicht zu Hause bleiben, sondern arbeiten kommen soll. Schnelltest bei mir weiterhin negativ.
Überraschend kam dann am Montag spät abends die Nachricht von meinem Bruder, dass der PCR Test negativ war. Toll, dafür hatte ich von morgens bis 21 Uhr in der Klinik geschuftet, weil ich möglichst viel schaffen wollte, da ich dachte, in Quarantäne zu müssen.

Am Donnerstag, also dem 30.12., war ich in der Klinik schon morgens maximal unter Druck, weil ich nicht geschnallt hatte, dass Silvester am Freitag und nicht am Samstag ist. Ich hatte eigentlich am Freitag noch einen Reha-Eilantrag für eine Patientin meines Kollegen machen wollen, den ich vertrat.
Also morgens als erstes einen Schnelltest, negativ, alles klar und los mit einer Patientin im Dienstwagen, um sie in eine Fachklinik im Westerwald zu fahren. Beide zum Glück durchgängig mit FFP 2 Maske, aber natürlich im Dienstwagen 1,5 Stunden ohne vernünftigen Abstand.

Als ich am frühen Nachmittag zurück in der Klinik war, lag der Schnelltest noch auf dem Schreibtisch. Als ich ihn wegschmeißen wollte, sah ich, dass er positiv war. Es war ein ganz schwacher zweiter Steifen zu sehen. Scheiße! Hatte ich den morgens in der Eile übersehen? Oder hat der sich noch gebildet, weil er da so lange lag?(Das hatten wir bei Patienten-Tests mal bemerkt.) Sofort noch einen Schnelltest gemacht: Positiv.

Was Corona betrifft, arbeiten wir mit dem Uni-Klinikum Essen zusammen, auf deren Gelände unsere Klinik liegt und mit der wir universitär als psychiatrische Fakultät verbunden sind.
Ein Anruf in der Krankenhaus-Hygiene dort, die für Corona zuständig sind, ergab, dass ich in deren Test-Zentrum einen PCR Test machen soll. Auf Nachfrage gaben sie grünes Licht dafür, dass ich mit der Patientin noch den Therapieantrag machen kann, wenn wir das in einem Gruppenraum mit offenen Fenstern, mit 4 Meter Abstand und natürlich FFP2 Masken machen.
An Silvester kam dann morgens der Anruf vom Gesundheitsamt, dass der PCR Test positiv ist. 14 Tage Quarantäne ohne Möglichkeit des Freittestens, weil ich symptomatisch sei (Kopfschmerzen, leichte Erkältungssymptome). Nach Kontakten fragten sie überhaupt nicht, so dass ich das Thema ansprach. Der Mitarbeiter sagte zwei Dinge:

1. Sie seien so überlastet, dass sie sich nicht um die Kontaktverfolgung kümmern könnten. Das müsste ich selbst tun und die betreffenden Personen sollten sich bei der Corona-Bürgerhotline melden und würden dann vom Gesundheitsamt angerufen.
2. Das wäre aber eh nur für Menschen relevant, die keinen ausreichenden Impfschutz hätten, bzw. nicht genesen seien. Hä? Wie jetzt? Nachgefragt und er bestätigte: Genesene und Geimpfte seien nicht relevant, B. könne ruhig bei mir in der Wohnung bleiben, wenn er geimpft ist. Ähm... aber ich bin doch auch dreifach geimpft und habe es trotzdem bekommen? Ja, egal, so sei die Regel. B. hatte ich am Dienstag Morgen zuletzt gesehen, weil er bei einem Freund in Darmstadt war. Ich hatte ihm am Donnerstag Abend, als er zurückkam, gesagt, dass er in seine eigene Wohnung fahren soll, weil ich das Testergebnis abwarten wollte. Nach dem Telefonat mit dem Gesundheitsamt sagte ich ihm, dass ich das Schwachsinn finde und er bei sich bleiben sollte. Der Typ vom Amt hatte gesagt, dass wenn ich die Omikron Variante hätte, wäre es anders, dann müssten alle Kontaktpersonen mit in Quarantäne. Allerdings ist es nicht untersucht worden, ob es Omikron ist. Mein Einwand, dass das doch recht wahrscheinlich sei (genesen und dreimal geimpft und trotzdem angesteckt) änderte nichts daran, dass niemand getestet werden müsse oder gar in Quarantäne, solange die Leute geimpft sind.

Also als nächstes mit den Kollegen in der Klinik gesprochen und geklärt, mit wem ich wie lange Kontakt hatte und ob die alle geimpft waren. Ein Patient nicht, ich hatte aber nur 15-20 Minuten Kontakt mit ihm, kein großer Abstand, aber beide FFP 2 Masken.
Anruf vom mir bei der Krankenhaus-Hygiene des Uni-Kinikums Essen. Mit der Chefin da gesprochen, die die Vorgehensweise des Gesundheitsamtes als gefährlich und fahrlässig bezeichnet. Sie will eine komplette Kontaktnachverfolgung ab dem Zeitpunkt, an dem ich meinen Bruder sah. Sie sagte, es gebe aktuell wahrscheinlich ziemlich viele qualitativ nicht so gute PCR Tests, so dass der negative Test meines Bruders auch ein falsches Ergebnis sein könnte. Ist ja schon seltsam: Er hatte Symptome, zwei Schnelltests positiv und zwei Tage später bin ich es auch...
Superätzend auch, dass in meiner Klinik an Feiertagen keiner von den Corona-Verantwortlichen im Dienst ist. Ich sprach mit der Kollegin, die den pflegerischen Hintergrunddienst hatte, die aber auch nicht wirklich mehr Ahnung hatte als ich und immer sagte, von zu Hause aus könne sie da wenig tun. Auf die Idee, dann halt in die Klinik zu fahren, kam sie nicht.
Statt dessen rödelte ich weiter. Insgesamt habe ich fast fünf Stunden telefoniert, unter anderem mit den Reha-Kliniken, in die ich zwei Patient*innen gefahren hatte. Die wurden übrigens beide sofort isoliert und ein PCR Test gemacht.
Bei uns dagegen: Nichts! Die Uni-Klinik Hygiene teilte nach Rücksprache mit dem Gesundheitsamt mit, es seien keine weiteren Maßnahmen erforderlich. Nicht einmal bei dem Patienten, der nicht geimpft ist wurde ein Test gemacht.
Die Leiterin der Hygiene hatte mir schon gesagt, dass sie keine Quarantäne anordnen darf, das dürfe nur das Gesundheitsamt. Aber dass nicht mal Tests gemacht werden? Nachdem sie mir vorher noch sagte, wie falsch sie die Vorgehensweise des Gesundheitsamtes finde und dass wir als Klinik uns auch regen Klagen von Angehörigen oder Mitarbeitenden schützen müssten, die möglich wären, wenn jemand schwer krank wird und wir nicht alles richtig gemacht haben? Ich war doch etwas fassungslos.

Ich hoffe jetzt erst mal, dass sich niemand angesteckt hat. Ich ärgere mich, dass ich am Donnerstag Morgen offenbar nicht richtig auf den Test geschaut habe, bzw. zu schnell abgelesen hatte, als man den zweiten, sehr schwachen Strich noch nicht sah. Zum Glück scheint auch die Patientin Frau Z., die ich danach in den Westerwald fuhr, negativ zu sein. Aber das Ergebnis vom PCR Test steht bei ihr noch aus.
Ich verstehe nicht, warum aktuell nicht standardmäßig auf Omikron untersucht wird, wenn die Konsequenzen doch so stark unterschiedlich sind, je nachdem ob es Omikron ist oder nicht. Irgendjemand sagte mir, dass die Testkapazitäten dafür nicht ausreichten. Naja...
Wenn ich mir jedenfalls überlege, welche Folgen es gehabt hätte und jetzt genau NICHTS passierte, kann ich nur hoffen, dass es wirklich nicht Omikron ist und wenn doch, dass es glimpflich ausgeht.

Außerdem hoffe ich, dass Ende Januar trotz der Infektion jetzt meine nächste Ocrevus Infusion laufen kann. Das Aussetzen meiner Therapie hat ja nicht wirklich viel gebracht...
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