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Alt 02.07.2022, 08:40   #86
svmechow
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Registriert seit: 01.09.2021
Ort: Berlin
Beiträge: 1.045
Zitat:
Zitat von Mo77 Beitrag anzeigen
In Amerika hat man nun kein landesweite Recht mehr auf Abtreibung.
Die einzelnen Staaten werden es regeln. So die Hälfte will/wird es einschränken.
Hingegen darf man in Deutschland jetzt Werbung machen für Abtreibung.


Pro Jahr werden in Deutschland ca 100.000 Abbrüche vorgenommen und ein Leben absichtlich beendet.

Wo steht ihr?
Ich führe als Ärztin in der Gynäkologie einer grossen Berliner Klinik regelmäßig Schwangerschaftsabbrüche durch. Diese erfolgen bei uns in der Regel bis zu 14+O SSW gemäss §218a (Beratungsregelung). Wenn die sonographisch ermittelte Scheitel-Steiss-Länge 45 mm nicht überschreitet, erfolgt der Eingriff operativ mittels einer Saugkürettage. Bei grösseren Feten ist ein zweizeitiges Vorgehen notwendig.
Gelegentlich sehe ich die Patientinnen ein oder zwei Tage vor dem Eingriff und führe die Op-Aufklärung selbst durch. Nicht immer jedoch ist es gewährleistet, dass Op-Aufklärung und -Durchführung aus einer Hand erfolgen.
Meistens sitzen vor mir Frauen, die die Entscheidung zur Abruptio nicht leichtfertig getroffen habe. Frauen, die durch die ungewollte Schwangerschaft wirklich in Not geraten sind. Meistens Frauen zwischen 25 und Ende 30 und oft schon mit einem oder mehreren Kindern. Mir gegenüber müssen sich die Patientinnen nicht rechtfertigen, die meisten haben dennoch ein großes Bedürfnis, das zu tun. Mir ist das oft so, als müsse sie sich vor sich selbst rechtfertigen.
Die wenigsten Frauen finden das alles so komplett easy.
Worüber ich mich aber auch gelegentlich aufrege, sind Frauen mit mehreren Abruptiones in der Anamnese, insbesondere dann, wenn da so gar keine Reflektion stattfindet. Aber man muss die Patientinnen so nehmen, wie sie eben sind, und ausser einer vernünftigen und nachdrücklichen Verhütungsberatung kann ich da nicht viel tun.

Kein Arzt, keine Ärztin ist gezwungen, Schwangerschaftsabbrüche durchzuführen. Das wird absolut respektiert und die betreffende Kollegin hat daraus keinen Nachteil zu befürchten. In meiner Abteilung gibt es einige Kolleginnen, die das nicht tun und diese werden dann am Op-Tag für den jeweiligen Eingriff ausgelöst.
Ich habe mich irgendwann ziemlich zu Beginn meiner Karriere entschieden, Schwangerschaftsabbrüche durchzuführen, weil ich der Meinung war und noch bin, dass Frauen weltweit und zu jeder Zeit in die verzweifelte Situation einer ungewollten Schwangerschaft geraten können und in dieser Situation eine medizinisch sichere Betreuung verdienen.
Ich hasse diese Operation. Ich weiss im Rahmen des Eingriffs ganz genau und merke es, wann das ungeborene Leben durch meine Intervention beendet wird. Das ist wirklich so richtig scheisse. Ja dann lass es halt sein, sagt dann schon mal der Anästhesist zu mir, wen wir ins Gespräch kommen.
Ich lasse es aber dennoch nicht sein. Oder noch nicht. Die Anzahl der Ärzt*innen, die Schwangerschaftsabbrüche durchzuführen bereit sind, nimmt auch in Deutschland eher ab als zu. In Berlin ist das aktuell noch kein Problem, aber ich habe immer wieder auch Patientinnen aus dem Umland, die außerhalb der Ballungszentren einfach niemanden finden. In anderen Bundesländern und insbesondere dem ländlichen Raum ist die Situation prekär.
Das Verbot von Schwangerschaftsabbrüchen oder einfach die Erschwerung dadurch, dass kein Angebot vorgehalten wird, führt nicht zuverlässig dazu, dass das weniger geschieht.
Es führt innerhalb Deutschlands zu mehr Reisetätigkeit und weltweit zu illegal durchgeführten und medizinisch fragwürdigen Abbrüchen.
Ich habe das know-how und das Recht, in einem einigermaßen klar vorgegebenen juristischen Rahmen Schwangerschaftsabbrüche durchzuführen und mache das weiter, weil ich exakt null Todesfälle durch unsachgemäß erfolgte Abbrüche sehen will.

Aber der Eingriff selbst ist und bleibt scheusslich.
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