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Alt 05.05.2021, 11:43   #1972
schnodo
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Best Battle Of My Career || Thoughts after 70.3 St. George

Lionel verarbeitet das Rennen: Best Battle Of My Career || Thoughts after 70.3 St. George

Das Video ist mit 26 Minuten ziemlich lang. Um das zu kompensieren, werde ich versuchen, mich halbwegs kurz zu fassen. Was im Rennen geschah, kann man auch gut im entsprechenden Thread nachlesen.

Das Video beginnt mit der Vorstellung der Athleten vor dem Rennen. Die sind schon im Wasser, Lionels Erfolge werden über Lautsprecher angesagt. Lionel steht auf, schaut in die Ferne.

Schnitt zum Apartment in St. George: Lionel sagt, dass es einige Zeit braucht, ein Rennen zu verarbeiten, das bis zum Ende so knapp ist. Tatsächlich hatte er vorher noch nie ein so knappes Rennen. Deswegen führt er nun durch das Rennen und wie es ihm ergangen ist.

Bei der Fahrt morgens zum Rennen hat er einen absoluten Anfängerfehler gemacht und die falsche Abfahrt genommen (?), wodurch sie in einen langen Stau vor dem Parkplatz gerieten. Um sechs Uhr morgens, 50 Minuten vor dem Start waren sie noch über 2 km weg. Er überlegte ob er zum Start joggen sollte, aber dann kamen sie doch noch gerade rechtzeitig an. So spät kam er noch nie zu einem Rennen. Als er in die Wechselzone kam, wurden die Profis gerade aufgefordert das Einschwimmen zu beginnen. In größter Eile machte er sich fertig, zog den Neo an und rannte ins Wasser. Seine Checkliste, die er normalerweise in Gedanken vorher durchgeht, hat er beim Einschwimmen abgearbeitet. Zur Not hätte er nochmal rauslaufen und etwas Vergessenes erledigen können. Er hat sich ca. 600 Züge eingeschwommen, viel besser als in Texas, wo es vielleicht 100 waren.


Bildinhalt: Lionel ist nervös

Er war vor dem Start sehr nervös. Er hat schon etliche Rennen mit einem großen Starterfeld bestritten, aber noch nie eines, in dem so viele Sportler in etwa die gleiche Leistungsfähigkeit beim Schwimmen hatten. Er war schon bei Weltmeisterschaften, bei denen er der schlechteste Schwimmer war. Es gibt weit hinten nicht so viele Konkurrenten, deswegen geht es da ruhig zu. Jetzt war aber fast das halbe Feld auf seiner Höhe. Er wusste nicht recht, wie er das angehen sollte. Bækkegård und einige andere gute Schwimmer waren in seiner Nähe und er hoffte, dass er durch sie schnell ruhiges Wasser finden würde.

Nach dem Startschuss herrschte absolutes Chaos, wie er es noch nie erlebt hatte. Geschätzte 100 m gab es überhaupt kein Wasser zum Greifen. Bei jedem Zug hatte man einen anderen Körper in der Hand, bekam auf die Rübe gehauen. Er hat Wasser geschluckt, ist in Atemnot geraten. Wenn er schwimmt, sagt er immer sein Mantra auf: "Fühl das Wasser!" Aber da gab es kein Wasser, das man hätte fühlen können. Er erkannte, dass es wichtig sein würde, sich nicht zu komplett zu überlasten, in ein Sauerstoffdefizit zu geraten und dann womöglich als Letzter aus dem Wasser zu steigen. Also hat er sich entspannt, darauf gewartet, dass er in freies Wasser kommt, was einige hundert Meter gedauert hat. Irgendwann fand er auch einen Rhythmus und machte es sich zur Aufgabe, das Schwimmen in der zweiten Hälfte zu retten.

Er hatte überhaupt kein Gefühl dafür, wie der Rückstand war als er aus dem Wasser kam. Es hätten dreieinhalb Minuten sein können oder anderthalb. Tatsächlich war es eine Minute und fünfzig Sekunden. Damit wäre er früher zufrieden gewesen, aber dieses Mal war er etwas enttäuscht, weil er weiß, dass er mehr drauf hat. Aber so ist es eben gelaufen. Er nimmt es als wertvolle Erfahrung mit, hat viel über einen engen Start in einem großen Feld im kalten Wasser gelernt. Nächstes Mal wird er das definitiv anders angehen.

Zum Glück waren nach dem Schwimmen diejenigen um ihm herum, die er sich gewünscht hatte: Andreas Dreitz, Sam Long, George Goodwin, Chris Leiferman und einige andere gute Fahrer. Sein Plan war zwischen 360 und 370 Watt zu treten bis sie wieder im Rennen waren. An einem Anstieg überholten ihn Andreas Dreitz und Sam Long und da wusste er, dass hart gearbeitet wird. Das ging lange so weiter, aber überraschenderweise holten sie kaum auf die Spitze auf. Zum Glück waren es nur Ditlev und Von Berg und nicht noch mehr Fahrer. Da wird man bei der 70.3-Weltmeisterschaft drauf achten müssen. Man muss viel näher dran sein, wenn man nicht abgehängt werden will.

Er hat den Eindruck, dass in der Verfolgergruppe die Arbeit geteilt wurde. Es war aber nicht einfach. Bei den geringen Abständen und der großen Gruppe konnte man nur schlecht überholen. Sam hat teilweise 10 Mann am Stück überholen müssen bevor er einscheren konnte. Das war für Lionel zu viel. Er wartete lieber darauf, dass jemand an der Spitze attackierte und so eine Lücke in der Gruppe entstand, in die er stoßen konnte. Das ging nicht immer gut, weil die Lücke manchmal schon wieder zu war, als er ankam, und so musste er doch komplett vorfahren. So ging es hin und her.

Das ist natürlich nicht ganz unproblematisch, wie man bei Bækkegård sieht. Lionel wirbt noch einmal für eine 20 m Windschattenzone. Er hat auch gehört, dass einige andere die Größe des Feldes beschränkt sehen möchten. Das Feld ist zu groß, man kommt nirgends mehr rein.

Er trat dann 340 oder 350 Watt den Berg hoch, was offensichtlich nicht gut genug für Sam Long war. Dann kam auch noch Metzler vorbei (tatsächlich war es Antony Costes) und übernahm die Führung. Das gefiel Sam nicht, weshalb der gleich wieder attackierte.


Bildinhalt: Sam hat genug von Lionels Trödelei

Letztendlich wurde Lionel von den beiden abgehängt und musste in der Annäherung auf T2 Vollgas fahren, um den Lauf nicht mit 30 Sekunden Rückstand zu starten.


Bildinhalt: Hier wäre es fast geschehen

Am letzten Kreisverkehr vor T2 wäre er beinahe wortwörtlich in die Rabatte gefahren, weil er vergessen hatte wie scharf die Kurve ist. Ein absoluter Anfängerfehler, obwohl er das Rennen nun schon einige Male gemacht hat, aber er war zu sehr aufs Drücken konzentriert.


Bildinhalt: Ben Hoffman – mittendurch führt auch ein Weg

Das Radfahren war okay. Er könnte besser sein, wird besser sein, aber für die Beine, die er hatte, war es okay. Er hat sich an seinen Ernährungsplan gehalten, hat sich gut gefühlt. Er wusste nicht, welchen Effekt der ständige Wechsel zwischen hartem Antritt und Entspannung haben würde. Die Aussichten auf einen guten Laufen waren 50/50. Aber er ist ein Wettkämpfer. Wenn er hochgeht, dann ist das eben so und es ist in Ordnung. Das gehört dazu.

Er kam mit George Goodwin aus T2 und der legte in den Steigungen ein ordentliches Tempo vor. Lionel war sich nicht sicher, ob er selbst das durchhalten können würde. Es ließ eine Lücke entstehen, aber dann machte auch Goodwin weniger Druck und sie rannten einige Zeit Seite an Seite. Lionel hielt sein Tempo konstant und irgendwann fiel Goodwin zurück.

Er verpflegte gut, versuchte die Anstiege entspannt anzugehen und es im Gefälle laufen zu lassen. Nach ca. sechs Meilen in der Nähe der ersten Wende hört er Schritte von hinten, jemand kommt volles Rohr angerannt.


Bildinhalt: Sam Long macht keine Gefangenen

In dem Moment als Sam vorbei geballert kam, dachte er: "Wow! Das könnte das Ende des Rennens sein." Zum Glück kam dann der Wendepunkt und es ging den Berg hoch und er konnte sich an Sam heranarbeiten. Er überholte ihn dann, um von Daniel Bækkegård eingefangen zu werden. Den Berg hinunter fühlte es sich so an als würden die Typen sprinten. Er musste am Anschlag laufen, um nicht abgehängt zu werden. In den Anstiegen konnte er die anderen wieder unter Druck setzen.

Er hatte große Bedenken, dass Bækkegård, der unglaublich schnell abwärts laufen konnte, ihn auf dem letzten 5 km langen Abstieg abhängen würde. Er erkannte aber irgendwann bei dem hin und her, dass Bækkegård eine Lücke riss, dann aber den Abstand nicht vergrößerte. Vermutlich ein Spielchen um Lionel mental zu brechen. Wenn Lionel es schaffte, den ersten Antritt abwärts mitzuhalten, kam Bækkegård nicht davon.

Das war in etwa die erste Hälfte des Videos. Der Rest kommt, wenn ich Zeit finde.
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Geändert von schnodo (06.05.2021 um 17:10 Uhr). Grund: Grammatik
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