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Alt 30.07.2021, 21:38   #4869
sybenwurz
triathlon-szene.de Autor
 
Benutzerbild von sybenwurz
 
Registriert seit: 05.01.2007
Ort: Puy la Clavette
Beiträge: 37.722
Jetzt so beim Niederschreiben mein ich fast, ein Highlight jage das nächste, aber ja, gut.

Eins der wenigen 'freien' Wochenenden (ich hab mich aus den Erfahrungen des letzten Jahrs bei allen DAV-Sektionen, wo ich Mitglied bin, für alles angemeldet, was mich nicht komplett gar nicht interessiert in der Hoffnung, dass nicht erneut alles dauernd kurz vorher abgesagt wird) lag irgendwie grad haargenau richtig, dass ein paar Tage vorher ne Bergwachtkollegin anrufen konnt, sie wolle mit ner Freundin aufn Kleinen Watzmann aka Watzmannfrau, ob ich nicht mitkommen wolle.
Wiedermal zu schnell zugesagt, auf was ich mich da eingelassen hatte, wurde mir erst in den paar noch verbleibenden Tagen bis zur Abfahrt klar, wo ich mich mit dem Ziel auseiandersetzen konnte.
Im Prinzip nedd soooo anspruchsvoll, halt n paar Höhenmeter, aber die machen den Kohl nedd fett, nur die miese (bis stellenweise gar keine) Ausschilderung, die allenthalben zu lesende Warnung, nur bei gutem Wetter und trockenem Fels zu gehn und die sehr bescheidene Wettervorhersage machten mit im Kopf zu schaffen.
Nach langem Beratschlagen, wo ich es dann letztlich war, der durchgesetzt hat, dass wir fahren, gings tatsächlich nach Berchtesgaden und an den Königssee.
Von Schönau aus im Regen an der eine Woche später im Unwetter zerstörten Kunsteisbahn vorbei auf die Kührointhütte, am nächsten Tag aufn Kleinen Watzmann und am dritten Tag zurück, so war der Plan;- wenig Luft, irgendwas aus Wettergründen zu verschieben, wenngleich man notfalls halt nen Tag auf der Hütte hätte ausharren können, um dann Watzmannfrau und Abstieg an einem Tag zu erledigen.




Ging schon gleich gut los in der Pisse. Anfangs schiffte es noch recht ordentlich, später dann halt so der Klassiker, zu viel, um die Regenklamotten auszuziehn, zu wenig als dass man nicht in dem Plastikzeugs von innen mehr nasswird als von aussen ohne oder so.
Naja, irgendwann wars gepackt und wir waren trotz üppiger Staus lahmem Vorankommen beim Aufstieg rechtzeitig droben, um noch Abendessen zu kriegen.




Die Mädels haben wirklich immer ihr Essen fotografiert, ich gar nicht, dafür das Ambiente, hahaha...

Die Wetteraussichten fürn grossen Watzmann-Tg waren bescheiden, wenngleich gegen Mittag aufheiternd, so dass wir wenig Eile an den Tag legten.
Der Hüttenwirt leistete seinen Mädels in Küche und Service am Morgen Gesellschaft und warnte uns eindringlich vor der Besteigung, selbst Einheimische gingen mit Führer, wennse den Weg nicht kennen, Wetter sei kagge und was weiss ich, was mich natürlich weiter wuschig machte.
Ich konnt mich aber mit unsrer Abmachung, einfach mal aufzusteigen und zu gucken, wie es oben sei und ginge, anfreunden.
Um den 'Gendarm', quasi die Schlüsselstelle, an der/mit der die Kletterei beginnt, zu übersteigen, hatten wir extra n Seil zum Sichern mitgenommen, was mir vorallem im Kopf etwas Halt gab, denn damit fällt man schonmal nicht (weit) runter, wenns partout nicht hinhauen sollte.
Grad wenn die Orientierung und Wegfindung nicht einfach ist, gibts ja mannigfaltige Beispiele von Leuten, die sich dann verstiegen haben, bis sie entweder nimmer weiterkamen, also, weder vor- noch rückwärts, oder halt, im ungünstigeren Fall direkt abgestürzt sind.
Nicht ganz der dümmste Plan von uns, wie sich aufm Heimweg zeigte, denn genau das ist einem einen Tag nach uns passiert.
Keine Ahnung wo es langgeht, irgendwo hingekrochen um zu gucken, Halt verloren, abgestürzt.

Nu gut, los gings wie schon vom Vortag gewohnt in der Seiche.
Wir haben uns immer wieder mal angeguckt, weil da wo wir hoch sind, wollt an sich schonmal wieder keine/r von uns runter.
Der Gendarm war dann auch fix erreicht, ich habs mirs Seil umgebunden und hab den überstiegen, eigentlich kein Thema wenn man weiss, dass man da, wo man runterguckt, nicht hinfallen kann.
Auch die Orientierung war deutlich besser als nach all den Hinweisen darauf angenommen, eigentlich fragte ich mich die ganze Zeit, ob wir richtig seien, eben WEIL überall alles markiert war, wo überall nachzulesen ist, die Markierung sei so schlecht.




Aber es gibt nur einen Weg da oben, von daher musste es stimmen, zudem wars GPS auch mit gutem Empfang gesegnet (auch was, was wir verschiedentlich gehört und gelesen hatten, dass man keinen Empfang habe) und zeigte uns die richtige Route an.
So kamen wir doch relativ zügig und ohne wirkliche Probleme am Gipfel an.







And that was when shit hit the fan...
Fürn Rückweg, der auf ner ganz andern Route (von Weg sollt ich in dem Gelände generell nicht sprechen, das gibts da nicht. Mit Glück sieht man Spuren, wo (viele) andere schon entlanggekrochen sind) verlief, gabs nämlich keine Markierungen.
Das zog sich echt über Stunden so quälend dahin, wo wir nicht wussten, ob wir richtig waren und was noch kommt.
Ich hab mir vor jedem Kletterpart abwärts dreimal überlegt, ob wir da notfalls auch wieder raufkommen, dazu ständig im Hinterkopf wie spät es schon ist, weil irgendwann iss umkehrn auch blöd und zeitlich kritisch.
Dann kommste dauernd irgendwo ums Eck und hast keine Idee, wie es weitergeht.
Manchmal gabs wie oben erwähnt Spuren die man sah, hin und wieder hatte jemand Steinmännchen aufgeschlichtet, die zuverlässigste und am meisten von uns genutzte Orientierung war aber Dreck auf den typischen Tritten und Griffen von Leuten, die vor uns dort entlang abgestiegen sind.
Irgendwie haben wir uns aus dieser Indizienlage den Abstieg zusammengebastelt und eigentlich waren wir schon happy, als wir den Zwischengipfel erreicht hatten, über den der Absteig führte, nur ahnten wir nicht, was uns dann erwartete, wo wir von diesem Gipfel runter wussten, dass ein Wanderpfad markiert sei.
Man mag das schon als Pfad bezeichnen, nur war halt, aufgrund der guten Beschilderung und der damit verbundenen, häufigen Frequentierung, alles abgespeckt und rutschig, dazu der Lehmboden durch die Regenfälle vor kurzem glitschig, viele knapp hüfthohe Stufen die man deswegen nicht einfach runterhupfen konnte.
Also echt ziemlich kagge. Zwar konnt orientierungsmässig nix mehr schiefgehn, zumal wir unsere Hütte mittlerweile wieder dauernd im Blick hatten, aber es war steil, gefährlich und mittlerweile echt nur noch nervig, vollkommen abgesehen davon, dass wir schon saulang unterwegs und ordentlich durch waren.

Unterm Strich also happy, dass wirs gepackt hatten, aber jeder Schritt, wenn man davon reden wollte, ne Qual.
Drum waren wir heilfroh, als wir endlich die Hütte wieder erreicht hatten, mittlerweile wars dann aber Freitagabend und dementsprechend war der Laden voll.
Und dummerweise reicht in so nem Bretterbudenetablissement eine Gruppe von Arschlöchern, die die halbe Nacht Halligalli veranstalten und rumlärmen und scheinbar von Hüttenruhe noch nie was gehört hatten.
Ich kapier nedd, wieso die Hüttenmannschaft in dem Fall nicht ihr Hausrecht und die Hüttenordnung durchsetzt und die Typen rausschmeisst, ich hatte allerdings auch keine Ambitionen, mitten in der Nacht nochmal aufzustehn und in der Unterhose den Idioten die Leviten zu lesen.
Aufm Campingplatz hätte ich ihnen jedenfalls in der Nacht Vogelfutter aufs Wohnwagendach gestreut...

Gut, irgendwann war auch diese Nacht durchgestanden und eigentlich gehören solche Arschkrampen heutzutage ja zwingend zur Hüttenromantik dazu.
Die sollten sich mal zum Roman aufs Matrashaus am Hochkönig verirren;- da wär ich gerne mal Mäuschen...

Wir sind dann samstagfrüh übern Rinnkendlsteig nach St. Bartholomä am Königssee abgestiegen, wo es so langsam voll wurde.




So vom Anblick her ist das ja schon traumhaft, genauso albtraumartig aber auch, wenn man irgendwo um die Ecke kommt und von Horden überrannt wird.
Da wir mitm Boot in die entgegengesetzte Richtung fuhren, waren wir erst in Schönau damit konfrontiert, da dann aber richtig.
Alter Falter, nix wie weg...
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Im finstersten Winkel Frankreichs, wo das Kopfsteinpflaster herumspukt, begann ein Junge aus Gelderland zu sprinten. Eine halbe Stunde später drang durch eine Maske aus Schlamm und Kuhscheiße ein feines Lächeln. Ich schloss die Augen und hörte die Matthäus-Passion auf Rädern.
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