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triathlon-szene.de | Europas aktivstes Triathlon Forum - Einzelnen Beitrag anzeigen - Putin und die Ukraine
Einzelnen Beitrag anzeigen
Alt 14.04.2022, 11:40   #3996
trithos
Szenekenner
 
Registriert seit: 13.07.2014
Ort: neue Kloster- und Burgstadt bei Wien
Beiträge: 1.403
Ich melde mich hier ausnahmsweise zu Wort. Ausnahmsweise deswegen, weil mich die Lage in der Ukraine tatsächlich ratlos macht. Betroffen ohnehin - ich finde es unfassbar, was da gerade geschieht. Und ich sehe Putin ganz klar als den Schuldigen.

Ich habe das Gefühl, dass ich mit meiner Ratlosigkeit nicht alleine bin. Ich werde mich daher an der Diskussion, was jetzt geschehen müsste, auch weiterhin nicht beteiligen. Viele Argumente sind für sich allein zutreffend, und trotzdem oder gerade deshalb hab ich keine Ahnung, wie man zwischen den zwei Polen des strengen Pazifismus und des harten Kampfes einen Kompromiss finden kann. Die Situation ist jetzt so verfahren, dass sie tatsächlich eine Eigendynamik entwickelt. Wohin diese dann führen wird, weiß ich nicht. Und das macht mir natürlich ebenfalls große Sorgen.

Aber vor allem beschäftigt mich die Frage, wie wir eine solche Situation in Zukunft verhindern können. Wann wäre zum Beispiel der richtige Zeitpunkt gewesen, Putin Einhalt zu gebieten? Als er die russischen Gesetze zunächst voll ausgereizt hat - mit dem kurzfristigen Wechsel ins Ministerpräsidentenamt, um dann nochmals Präsident werden zu können? Als er sich die Krim einverleibt hat? Als er die Medien unter seine Kontrolle gebracht hat? Als er Oppositionelle vergiften hat lassen? Als er die Gesetze ändern hat lassen, um bis 2036 Präsident bleiben zu können? Oder? Oder? Oder?

Jetzt ist es zu spät. Jetzt haben wir die Katastrophe. Aber war sie unausweichlich? Oder haben wir zu lange die Augen verschlossen? Nicht sehen wollen, was da läuft? Sind wir die Biedermänner, denen der Brandstifter jetzt die Bude abfackelt?

Ich sehe das nicht als philosophische oder historische Diskussion. Es gibt derzeit beispielsweise ein EU-Mitglied, das von einem deklarierten Putin-Freund regiert wird, der gerade ähnliches tut wie Putin vor Jahren: die Wahlgesetze zu seinen Gunsten ändern, die Medien unterdrücken, die Opposition sowieso. EU-Recht missachten (okay, das wenigstens konnte Putin nicht), gegen Minderheiten aller Art hetzen usw... Jetzt gibt´s wenigstens mal ein EU-Rechtsstaatsverfahren. Aber können wir sicher sein, dass sich dieses Land nicht in eine ähnliche Richtung entwickelt?

Ja, ich weiß, es ist ein kleineres Land, dem man in Österreich nachsagt, nicht einmal den Kommunismus ganz ernst genommen zu haben (Stichwort "Gulasch-Kommunismus"). Und keine Atommacht. Also hinkt jeder Vergleich.

Aber die Grundsatzfrage bleibt: wann ist der richtige Zeitpunkt, um zu verhindern, dass eine Situation entsteht, die dann praktisch unlösbar ist? Und mit welchen Mitteln könnten wir da was tun?

Ich kann die Frage auch nicht wirklich beantworten. Wir sollten uns aber bewusst sein, dass wir meiner Meinung nach dazu neigen, so lange die Augen zu verschließen, bis es für eine politische Lösung dann tatsächlich zu spät ist.
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