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triathlon-szene.de | Europas aktivstes Triathlon Forum - Einzelnen Beitrag anzeigen - Lionel Sanders - Lionel wer?
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Alt 29.06.2022, 23:28   #2592
schnodo
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Registriert seit: 28.10.2011
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Thoughts after 70.3 Mont Tremblant

Die Zeit habe ich mir dann doch nehmen müssen.

Lionels Gedanken zum letzten Rennen: Thoughts after 70.3 Mont Tremblant

Lionel erzählt die lange Geschichte seines Zahnes: Es war nicht Lionel, der einen Fahrradunfall verursacht hat. Zumindest glaubt er selbst nicht, dass er Schuld hatte, aber der Fahrer des Schneepflugs hat behauptet, dass es doch so war. Lionel vertraut dessen Worten überhaupt nicht, allerdings hatte er eine Gehirnerschütterung und wachte in einem Krankenwagen auf.


Bildinhalt: Lionel bittet Talbot, nicht auf die Zähne zu fokussieren

Für den rüden Führer des Schneepflugs war es natürlich naheliegend zu behaupten, dass Lionel vor dem Pflug stürzte. Lionel hält es für wahrscheinlicher, dass der Schneepflug so nahe an ihm vorbeigefahren ist, dass er ins Schleudern kam und seine Sattelstütze – zum Glück nicht seine Wirbelsäule – vom Pflug erfasst wurde. Daraufhin segelte er über den Lenker und versenke sein Gesicht im Bordstein. Der Zahn war weg, der Rest war auch nicht mehr in Ordnung und er wachte im Krankenwagen auf, auf eine Liege gefesselt.

Er wusste nicht mehr, wer er war. Er hatte noch nie zuvor das Bewusstsein verloren und das Erste, was er von den Sanitätern wissen wollte, war, ob er gelähmt sei. "Kannst du mit den Zehen wackeln?" "Ja." "Dann bist Du vermutlich nicht gelähmt. Wo wohnst Du?" Lionel gab ihnen eine Adresse, die drei Umzüge zurücklag. Dann wurde ihm bewusst, dass er vermutlich mittlerweile nicht mehr dort zuhause ist und er hatte einen Nervenzusammenbruch und begann zu weinen. Letztendlich wachte er dann wieder im Krankenhaus auf. Das ist die Geschichte seines Schneidezahnes.

Der hat sich inzwischen einige Male gelöst; heute hat Lionel herausgefunden, dass der Versuch, eine Wasserflasche mit den Zähnen zu öffnen, in der falschen Richtung mit genügend Kraft, auch eine Methode ist, den Zahn zu verlieren. Und da sitzt Lionel nun, ein Fall für den Zahnarzt. Zum Glück kennt er zuhause einen Ironman-Athleten, der vom Fach ist. Erin hat sich um einen Termin gekümmert während Lionel noch im Rennen war. (Talbot gackert vergnügt im Hintergrund, angesichts der ganzen Geschichte.)


Bildinhalt: Talbot bastelt das "mullet" passend zum restlichen Redneck-Style

Man hat es Lionel überlassen, die Unterkunft über AirBnB zu buchen. Er hat sich auf den Preis konzentriert und nicht auf das Kleingedruckte geachtet. Es hat sich herausgestellt, dass der Preis so phänomenal war, weil es keine Klimaanlage gibt. Es ist ein vergleichsweise kühler Tag und im Apartment herrscht trotzdem eine schwüle Hitze, 29 °C. Nachts war es noch heißer und schwüler. Lionel wird nie wieder eine Bleibe für die Truppe buchen dürfen.

Die Auswirkungen der nächtlichen Hitze hat er auch im Rennen gespürt und es war ihm eine Lehre für Kona. Er wird mindestens zehn bis vierzehn Tage vor dem Rennen dort sein müssen, um sich zu akklimatisieren. Trotz der Hitze in Tucson ist es nicht das Gleiche, die Luftfeuchtigkeit macht einen gewaltigen Unterschied.

Lionel erzählt von seinen Höhentraining und gibt ein paar Vergleichswerte, auch bezüglich der Bluttests. Nichts, was ich irre interessant finde, deswegen schreibe ich auch nichts darüber. Allerdings war sein erstes Schwimmen nach dem Höhentraining das Beste in diesem Jahr.

Sein Schwimmen im Wettkampf war ordentlich. Allerdings macht ihm der Start Sorgen, er ist nicht schnell genug, um in der Gruppe zu bleiben, die er nach dem Start gut halten könnte. Daran wird er arbeiten müssen.

Als er aufs Rad stieg, war sein Vorderrad platt. Er ist etwas unglücklich darüber, wie der Rad-Check-in gehandhabt wird. Die Profis bestreiten ihren Lebensunterhalt mit dem Sport. Sie zu nötigen, ihr Rad 12 Stunden lang bei Temperaturen jenseits der 30 °C in der prallen Sonne stehen zu lassen, ist nicht akzeptabel. Er glaubt nicht, dass die Reifen und Schläuche dafür ausgelegt sind, so gebraten zu werden. Hätte er das Rad in der Nacht bei sich gehabt, hätte er sich darum kümmern können und alles wäre gut gewesen. So ist aber vermutlich über die Stunden die Luft aus einem defekten Schlauch entwichen und er hat es nicht rechtzeitig bemerkt, weil er sich aufs Warmschwimmen konzentriert hat.


Bildinhalt: Not a happy camper

Zum Glück war direkt ein Motorrad mit Ersatzrädern in der Nähe. Allerdings passte der Durchmesser der Bremsscheibe nicht und das Rad musste umgebaut werden; dann war das aber der falsche Schnellspanner und ein anderer Kollege musste noch dazu...
Man sieht die ganze Szene, fast schmerzhaft anzuschauen. Knappe drei Minuten verbraten.


Bildinhalt: Nein, passt doch nicht! Nimm das andere!

Er wusste, dass je länger er nicht bei der Führungsgruppe dabei sein konnte, es umso schwieriger werden würde, das Rennen für sich zu entscheiden. Durch das Ersatz-Vorderrad hatte er kein ideales Setup. Dementsprechend gab er dort Gas, wo er sich den meisten Effekt versprach, in den Steigungen. Er holte auf und schloss nach ca. 45 km auf die Gruppe mit 12 Fahrern auf, die teilweise mit korrektem Abstand fuhren, teilweise zu dicht. Da wollte er nicht mitspielen und setzte sich deshalb an der nächsten Steigung mit ca. 410 Watt über drei Minuten ab. Nur zwei seiner Konkurrenten konnten ansatzweise mithalten, ließen dann aber abreißen.

In T2 kam er mit zweieinhalb Minuten Vorsprung an. Er hatte beim Radfahren ordentlich Körner liegen lassen, was so nicht geplant war, deswegen war es sich nicht sicher, wie der Halbmarathon ausgehen würde. Er war aber zuversichtlich, dass er erst im letzten Viertel hochgehen würde und wollte den anderen auf jeden Fall mal den Zahn ziehen *g*, überhaupt auf die Idee zu kommen, dass es so sein könnte. Nach der Hälfte hatte er noch zwei Minuten Vorsprung. Bis 16 km zog er noch einmal an und orientierte sich dann nach hinten und erkannte, dass sein Verfolger, dessen Namen ihm momentan nicht einfällt, ihn nicht mehr holen würde.

Das Rennen hat seine positive Einstellung auf die Probe gestellt. Hätte er diese nicht gehabt, hätte er vielleicht das Handtuch geworfen. Es lief gut, aber es hätte auch ganz anders ausgehen können.


Bildinhalt: Zahnloser Tiger, trotzdem Sieger

Seine Anpassung an die Zeitumstellung steuert er mittlerweile damit, wann er morgens aufhört Kaffe zu trinken. Dadurch kann er früher schlafen und schläft auch besser.

Lionel ist ein glücklicher Mensch. Er hat viel gesehen, viel erlebt, ist ruhiger geworden, gelassener.

Hat ihn sein Coach gelobt? Das ist nicht dessen Style. Mehr als "gut gemacht" ist aus dem nicht rauszukriegen; vielleicht wenn Lionel Weltmeister wird.

Ich habe den Verdacht, dass Mikal Iden eigentlich Schwabe sein könnte – "Ned gschompfa isch globt gnuag".

Warum hat er ein anderes Rad genommen? Ja, hauptsächlich weil... Leider ist in dem Moment der Akku der Kamera leer...
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Geändert von schnodo (30.06.2022 um 07:26 Uhr). Grund: Lionels Vorsprung waren leider nur zweieinhalb Minuten, nicht Stunden. ;)
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