gemeinsam zwiften | youtube | forum heute
2026: Mehr Dampf
Triathlon Coaching
Individueller Trainingsplan vom persönlichen Coach
Wissenschaftliches Training
Doppeltes Radtraining: Straße und Rolle mit separaten Programmen
Persönlich: Regelmäßige Video-Termine
Mehr erfahren: Jetzt unverbindlichen Video-Talk buchen!
triathlon-szene.de | Europas aktivstes Triathlon Forum - Einzelnen Beitrag anzeigen - Ursachen für tödliche Badeunfälle? Wie vermeiden?
Einzelnen Beitrag anzeigen
Alt 08.08.2013, 16:50   #138
Rhing
Szenekenner
 
Benutzerbild von Rhing
 
Registriert seit: 22.12.2006
Ort: Bonn
Beiträge: 4.813
Auch von mir vielen Dank für die hilfreichen Beiträge von Matthias zum Thema „Anschwimmen von Ertrinkenden“ etc.
Bestätigen möchte ich noch Matthias’ Beitrag zur rechtlichen Einordnung, auch wenn Matthias das sicher nicht nötig hat. Niemand ist verpflichtet, sich selbst in Gefahr zu bringen. Aus § 323c StGB ist aber andererseits jeder, egal ob Rettungsschwimmer oder nicht, verpflichtet, zumutbare Hilfe zu leisten. So wird jeder „sichere Schwimmer“ verpflichtet sein, ein Kind zu bei ner Wassertemperatur von > 18° zu retten, das 20 m vom Ufer entfernt ums Überleben kämpft, egal ob mit oder ohne „Schein“ (und wer 1,5 oder 3,8 km schwimmt ist sicher). Bei (aus Gründen der Veranschaulichung) ner 50 kg Schwimmerin und nem 90 kg Bodybuilder, der in Panik versäuft oder bei 12° Wassertemperatur, sieht’s eben völlig anders aus, ebenfalls egal ob mit oder ohne Schein. Ist immer ne individuelle Abwägung.

Ich schwimm Freiwasser in Gesellschaft, zu 2. oder allein. Hab ich immer schon so gemacht. Auch bevor ich im "zarten Alter" von 48 Kraulschwimmen halbwegs gelernt habe, bin ich in der Bever > 2 km geschwommen, quer durch oder längs und ohne Tria zu sein. Wer in Hückeswagen mitgemacht hat, kennt den See. Auch im Meer hatte ich keine Probleme. Bei trainierten Triathleten sehe ich da keine Probleme, die von Schwimmen aus gehen. Die Hektik des Starts gibt's beim normalen Freiwasserschwimmen nicht. Klar gehe ich da nicht an die körperlichen Grenzen, wenn ich mitten im See bin. Das hat aber alles mit den Verhaltensweisen zu tun, die üblich sind oder sein sollten. Ich gehe nicht an die Leistungsgrenze, informiere mich über Strömungen (vor allem im Meer / in der Nordsee), vermeide "Unterschätzungen" von Strecken. So hab ich auch noch nie ernsthafte Probleme bekommen. Ein einziges Mal habe ich die Strömung an der Insel Vlieland unterschätzt. Die hat mich aber landwärts parallel zum Strand getrieben, so dass ich schlicht 500 m weiter ausgestiegen bin. Das gehört aber eben dazu: Sich je nach Gewässer mehr oder weniger intensiv mit den Gegebenheiten vertraut machen (bin nach Vlieland gesegelt, wußte also über Hoch- und Niedrigwasser und über Stromstärken Bescheid), die Konsequenzen durchdenken und je nach dem auch nen Plan B zurechtlegen. Ohne diese Maßnahmen - klar - kommt es schnell zu Panik und man versucht, gegen die Strömung anzukämpfen. Das ist von vorn herein zum Scheitern verurteilt. Genau so bei ablandigem Wind und steilen Wellen, die das Atmen schwer machen.

Es hat hier schon jemand geschrieben: in den allermeisten Fällen haben diese Unfälle was mit Dummheit zu tun: Alk, Strömung nicht akzeptieren, Entfernung unterschätzt etc. Oder natürlich damit, dass Schwimmkenntnisse (iSv sicher über Wasser halten) nicht vorhanden sind. Wenn man dann in tiefes Wasser oder im Rhein schwimmen geht, ist das natürlich auch bei D... einzuordnen.
Ähnlich sehe ich das bei Krämpfen. Wer zu Krämpfen neigt, muss natürlich vorsichtiger sein. Ich neige nicht dazu, hab aber auch schon welche gehabt. Ich hatte aber immer Gelegenheit, die im Wasser "raus zu ziehen", mal davon abgesehen, dass es meist Waden- oder Fußkrämpfe beim Kraulschwimmen sind, die ich ganz einfach - auch im Wettkampf - dadurch beseitige, dass ich mit Brustbeinschlag die Zehen Richtung Schienbein ziehe.

Hier im Rheinland hatten wir in den vergangenen Wochen Todesfälle von im Rhein Badenden. Derzeit wird diskutiert, ob in Köln auch wie in Bonn Warntafeln aufgestellt werden. In Bonn wird mit "Vorsicht! Lebensgefahr!" gewarnt. Für mich fällt das in die Kategorie "D..." Statt sich selbst Gedanken darüber zu machen, was man so tut, meinen viele, sie hätten die Verantwortung für sich abgegeben. Erst mal gucken, wenn denn irgendwie verantwortlich gemacht werden könnte. Das führt dann dazu, dass die Leute (auch noch'n Richter) Mars und Snickers bis zum Abwinken einwerfen und dann auf Schadensersatz wegen der Folgen klagen oder Rauchen und klagen, wenn sie Lungenkrebs bekommen. Ich hab jetzt 6 mal am Bonn-Tria teilgenommen und jedes Mal (dieses Jahr nicht, war ja wegen Hochwasser 'n Dua) sind wir vorher privat 1-3 mal Probeschwimmen gewesen. Völlig ohne Probleme. Nur - auch das gehört im Rhein dazu - haben wir jedes Mal festgelegt, wer vorn weg und wer hinterher schwimmt, damit keiner verloren geht, wir alle zusammen bleiben und uns gegenseitig warnen. Ist im Rhein auch wegen des Schiffsverkehrs nötig. Dort würde ich genau deshalb eben nie allein schwimmen gehen. Dazu sind die Schiffe zu schnell, können schlecht eingeschätzt werden, vor allem bei diesigem Wetter, und 10 Augen sehen nun mal mehr als 2. Gehört aber wieder dazu, sich über's Gewässer zu informieren. Und im Rhein kann ich natürlich nicht erwarten, dort wieder auszusteigen, wo ich ins Wasser gegangen bin. Die Gefahrensituation führt m.E. über kurz oder lang dazu, dass Schwimmen im Rhein wieder verboten wird. Diesmal nicht wegen der Wasserqualität, sondern, weil's ja soooo gefährlich ist. Ist es aber nicht, es ist nur bei unzureichenden Fähigkeiten oder bei Dummheit gefährlich. Wir informieren im Übrigen die WaschPo, damit da nicht aus versehen ne "Rettungsaktion" anläuft und gehen vorzugsweise früh morgens oder auch abends dort schwimmen, damit spontanes "Nachahmen" vermieden wird.
__________________
Relax, no worries!
Rhing ist offline   Mit Zitat antworten