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Alt 11.02.2013, 00:44   #2256
sybenwurz
triathlon-szene.de Autor
 
Benutzerbild von sybenwurz
 
Registriert seit: 06.01.2007
Ort: Puy la Clavette
Beiträge: 38.650
So, retour, aber ich musste dringend erstmal Nahrung einwerfen, da ich ausserm Frühstück und nem bereits angenagten Riegel den ich im Rucksack fand, noch nix gehabt hatte heut und das bisschen, was ich nach meiner Heimkehr inhaliert hatte, scheinbar rückstandsfrei irgendwo verschwunden war...


Zitat:
Zitat von sybenwurz Beitrag anzeigen
Irgendwas muss ich aber falsch verstanden oder verwechselt haben, dann nochmal ne gute Viertelstunde später landete ich hier


Das sieht relativ idyllisch aus, war auf der Karte aber als dicker Weg eingezeichnet und als Abkürzung für n paar Kilometer Strasse gedacht, auf denen ich, im Nachhinein nüchtern bedacht, wahrscheinlich um ein Vielfaches schneller gewesen wäre.
Jedenfalls mit nem Crosser in RH 50 und mit 47-622-Spikereifen sowie Winterschuhen, die sich ca. 4cm mitm Vorderrad überschneiden, unfahrbar.
Lang lebe die Fussfreiheit!

Ich war dennoch guter Dinge, denn die Marschiererei wärmte die Füsse etwas auf, und dass die Realität mit der Karte hier nedd immer übereinstimmt, zumindest, was alles abseits der Strassen angeht, wusste ich ja bereits.
Wichtig ist die grobe Richtung und ne Auffanglinie, und die hatte ich. Beide.
Und dann landete ich hier:




Das sieht gewiss nicht verfänglich aus, ich würds jetzt aber mal 'Lands End' nennen, ne gemeine Falle.
Da gings nämlich rein und hinten nimmer raus und es wurde langsam dunkler...
Wir sind ja nu aber gestählt von der Birnlücke, also Rad aufn Buckel unds da hinten links, hinter der Tannenschonung, raufgetragen.
Klingt locker, war aber steil und trotz Winter grösstenteils mit Dornengestrüpp zugewuchert, Weg oder Pfad Fehlanzeige.

Ich hätte durchaus was dafür gegeben zu wissen, wo ich eigentlich nu war, aber oben hörte man, traraaa: Autogeräusche.
Und es gab nen richtigen Waldweg, und langsam wurds unfassbar gemütlich: Abendsonne!





100m weiter war ne Strasse, keine Ahnung welche, aber in der Ferne, gegenüber vom Sonnenuntergang guckte n Kirchturm raus undn die Chancen waren gut, dass der zu nem Kaff gehörte, wo ich eh hinwollte, aber wie auch immer: Ortsschild anfahren, Karte gucken.
Dachte ich, doch dazu kams nimmer.
Nachdem ich das Foto aufgenommen hatte, den Wald ein wenig vollgepinkelt hatte, wollte ich in alter Crossermanier aufs Rad springen, blieb dann aber mit dem eisverklumpten Cleat irgendwie am Pedal hängen und mit der Fussspitze am Vorderrad, was mit dem Effekt endete, dass ich mitsamt Rad, das ja an meinem Schuh hing, in die grösste Pfütze, die ich heute auf der ganzen Strecke gesehen hatte, fiel, mitm freien, abgewinkelten Knie das Eis durchhackte (Autsch!) und mit der kompletten linken Körperhälfte durchbrach und eintauchte (kalt!).

Heureka! Langsam kriegte der Spass ein Loch, aber es waren noch n paar Kilometer nach Hause, Jacke und Hose waren nachm Ausstieg vom Bad eher in Sekunden als Minuten steifgefroren, die Kassette wie ich feststellte, von der Schieberei im Tiefschnee eh bereits ein Eisklumpen und an den Schuhklötzen bildeten sich dank des kalten Metalls ebensolche, die in der Folgezeit allen Versuchen, sie loszuwerden zum Trotz wirkungsvoll jedes weitere Einklicken verhinderten.
Immerhin war der Hosenboden noch leidlich trocken (naja, sagen wir mal "nicht ganz so durchweicht") und als ich dann ohne Bremse, weil auch die Felgen vereist waren, die paar hundert Meter zur nächsten Ortschaft seicht bergabgerollt war, sah ich dort nen Namen auf der Ortstafel stehen, den ich mei Lebtag noch nie gehört oder gelesen hatte.

Kurzer Blick auf die Karte brachte zum Vorschein, dass ner Farbkopie das Eintauchen in kaltes Wasser nedd so wirklich gut bekommt und man sie daher nicht in der Gesässtasche aufbewahren sollte, wenn man in ne Pfütze fällt.





Da eh technischer Halt angesagt war, um die Fuhre wieder flott zu machen und Beleuchtung anzustecken (Mann, Mann, Mann, die wollt ich erst gar nicht mitnehmen, wollte ja nur ne kleine Runde rollern...), konnt ich auch direkt nachm Weg fragen in meinem Elend.
Die komplette linke Körperseite war schlammbraun gesprenkelt mit Eiskristallen, die Klamotten trotz Bewegung bocksteif gefroren und alles, was darin war, knapp genauso kalt.
Ich hätte n Königreich fürn Kaffee gegeben und dachte aufm weiteren Weg konstant über die vom Motorradfahren geläufigen Fragen nach: "fährste schneller, frierst vielleicht mehr aber kürzer, oder fährste sachte, frierst weniger, aber dafür länger?"


Der Wind auf die Fresse wurde langsam unerträglich (und kälter), die gefrorenen Klamotten zur unsagbaren Pein, die Schaltung ging so gut wie nimmer bzw. die Kette ratschte teilweise nur noch übers Eis rund um die Kassette und die Bremse stuckerte als kriegte die ganze Fuhre Arschtritte von nem störrischen Esel.
Nur noch 10km...

Irgendwann kam ich dann wieder in Gelände, das ich kannte und konnts mir nedd verkneifen, noch ein Photo vom Abendrot zu knipsen.





Irgendwie kams darauf nu auch nimmer an, zumals nur noch ein wenig bergab ging.
Zuhause brauchte ich dann n paar Minuten, bis ich den Schlüssel rausgefingert hatte.
Irgendwie leiden die Hirnfunktionen scheinbar unter der Kälte.
Was man auf dem letzten Bild irgendwie nicht sieht, iss der kristallklare Sternenhimmel, nicht zu erahnen ist die unsagbare Sauerei im Keller, wo ich das Rad zum Auftauen hingestellt hab und wo nur der stinkende Modder runtertropfte der jetzt riecht, als hätte jemand hingekackt und schwer zu beschreiben sind die 30Minuten bibbernd im Bad, wo ich alles, was heizen kann, auf höchster Stufe eingeschaltet hatte und dennoch nicht warm wurde.
Das ging nach noch nem Kaffee (endlich!, aber vorher war ich nicht in der Lage, den zu machen), drei Pullovern und Jacken und zwei dicken Hosen übereinander dann so langsam nach ner weiteren, halben Stunde, n paar mit Heisshunger inhalierten Semmeln und direkt hinterher nem weiteren Kaffee so halbwegs.

Nu tut mir das Knie weh (Eis war jedenfalls sofort dran, daran kanns nedd liegen!), ich hab mir deswegen morgen frei genommen und ich kann mit Fug und Recht behaupten, dass mein Sinn nach Abenteuern erstmal absolut befriedigend gestillt ist!
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Erinnerst du dich an die Zeit vorm Internet, als wir dachten, die Ursache für Dummheit wäre der fehlende Zugang zu Informationen? DAS war es jedenfalls nicht!
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