Szenekenner
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Ein Wochenende im Februar...
Heute bin ich nicht in der Klinik, weil ich nach langer Zeit mal wieder sehr unangenehme Nebenwirkungen vom Interferon gestern Abend hatte. Das ging schon im Kino los ("Lincoln", sehr empfehlenswert!) und hat mir dann eine sehr unruhige Nacht beschert.
Als der Wecker um kurz nach 6 Uhr ging, war ich gerädert, hatte starke Kopfschmerzen und habe beschlossen, eine Schmerztablette zu nehmen, erst mal noch 2 Stunden zu schlafen und dann in die Klinik zu fahren, wenn's besser ist. Ich bin dann aber doch im Bett geblieben, ich fühle mich wie ausgekotzt.
Jetzt liege ich mit Tyler Hamilton im Bett und staune, was der so alles in seinem Buch berichtet. Zwischendurch schaue ich mir youtube Videos an, auch mit Interviews von Tyler Hamilton und Lance Armstrong, aber auch mit alten Aufnahmen von der Tour und nach der Lektüre des Hamilton-Buches komme ich mir noch beknackter vor, weil ich früher mit der allergrößten Begeisterung die Tour de France angeschaut habe, wohl wissend, dass die alle voll sind bis in die Haarspitzen, es aber genauso verdrängend wie die Veranstalter, die Medien und viele Zuschauer.
Das Wochenende war vollgestopft und ereignisreich.
Los ging's mit einem Frühdienst im Altenheim am Samstag. Dort ist vormittags endlich, endlich Frau H. gestorben. Darf man sich freuen, wenn ein Mensch stirbt, darf es einen regelrecht glücklich machen? Ja, es darf! Frau H. lebte seit mehr als 30 Jahren in unserem Heim, sie kam als noch gar nicht so alte Frau zusammen mit ihrer Mutter dorthin, weil sie selbst unter einer Psychose litt und nicht selbständig leben konnte und bei ihrer Mutter bleiben sollte und wollte. Als diese starb, blieb Frau H. Als ich sie kennen lernte, vor 21 Jahren, war sie ordentlich verrückt, aber sie konnte noch vieles alleine. Jetzt aber war sie seit Jahren bettlägerig, die Psychose war stets aktiv, mit Medikamenten war da nichts zu machen, sie hörte immer Stimmen, hatte einen starken Vergiftungswahn, verbundenen mit einer übersteigerten Religiösität. Körperlich ging es ihr immer schlechter, sie hatte eine Krebserkrankung, die nicht mehr behandelt wurde, bzw. nur noch schmerzsymptomatisch.
Am Ende war es eine furchtbare Quälerei. Sie zu pflegen war auch eine Qual, für sie und für uns.
Am Samstag Morgen ist sie gestorben und als ich hinging, um mich von ihr zu verabschieden, waren es Tränen der Erleichterung, die bei mir flossen. Frau H. lag ganz friedlich da, ihre Gesichtszüge so entspannt wie seit Monaten nicht mehr. Der Tod hatte nichts Schlimmes für sie, da bin ich mir ganz sicher. Sie hat immer zu Gott gebetet, dass er sie holen, sie erlösen soll. Sie ist jetzt erlöst, ob von Gott oder nicht, ist unerheblich.
Alle Kollegen sind froh, dass sie es nun geschafft hat. Niemand ist traurig, obwohl es doch eigentlich immer traurig ist, wenn ein Mensch stirbt. Aber bei Frau H. ist es ein Glück, das empfinden wir alle so.
Nach dem Dienst dann sofort mein Lauftraining. Nach 15 Minuten Einlaufen bin ich eine Stunde mit einer Herzfrequenz von 155-162 gelaufen und habe dabei Kilometerzeiten genommen. Hier sind sie:
4:49 Min.
4:47 Min.
4:46 Min.
4:49 Min.
4:44 Min.
4:50 Min.
4:57 Min.
4:51 Min.
4:57 Min.
4:55 Min.
4:48 Min.
4:59 Min
Ich war damit ganz zufrieden. Aber wenn ich daran denke, dass ich in zwei Wochen beim Halbmarathon 21 mal 5:10 Min./km laufen muss, um wie angepeilt unter 1:50h zu bleiben, wird mir schon Angst und Bange...
Nach dem Lauftraining ging es gleich weiter zu einem Spinning-Event Rudis Radclub, bei dem wir auch einige Freunde haben. Da ich ja nie Rad fahre, war es schon anstrengend, da 1,5 Stunden zu strampeln. Hinterher ging es noch in die sehr schöne Sauna des Fitness-Studios und danach zum Essen. Das war ein sehr netter Abend mit den Freunden vom RSC und ich bin ein bisschen traurig, dass ich nicht mit nach Mallorca reise, Anfang März.
Apropos Reisen: Mit einer Frau vom RSC ist der Liebste befreundet und sie lud uns an diesem Abend ein, im kommenden Oktober zu ihrer Hochzeitsfeier zu kommen. Und nun ratet mal, wo die steigt? In INDIEN! Sie hat nämlich einen Inder geheiratet und sie feiern nun dort. Spontan haben wir beschlossen, uns diese Gelegenheit nicht entgehen zu lassen und die geplante Verlängerung des USA Aufenthaltes nach dem NY Marathon zugunsten einer Indien Reise vor dem Marathon sausen zu lassen. Wahnsinn, Indien!
Den Sonntag habe ich dann wieder mit einem Frühdienst im Altenheim begonnen, war hinterher beim Hasenpferd, das zuckersüß war und war dann im Kino. Zwischendurch bin ich natürlich noch gelaufen. Murrend und meckernd, aber ich bin ja zwanghafte Trainingsplan-Erfüllerin, was soll man machen?
So, das war mein Wochenende. Ich hoffe, eures war auch schön und ereignisreich und dass euer Wochenstart heute Morgen besser war als meiner.
Bis die Tage, viele Grüße!
J.
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