gemeinsam zwiften | youtube | forum heute
Coaching 2026
Triathlon Coaching
Individueller Trainingsplan vom persönlichen Coach
Wissenschaftliches Training
Doppeltes Radtraining: Straße und Rolle mit separaten Programmen
Persönlich: Regelmäßige Skype-Termine
Mehr erfahren: Jetzt unverbindlichen Skype-Talk buchen!
triathlon-szene.de | Europas aktivstes Triathlon Forum - Einzelnen Beitrag anzeigen - Von Rügen nach Hiddensee!
Einzelnen Beitrag anzeigen
Alt 12.01.2013, 17:40   #1177
bellamartha
Szenekenner
 
Benutzerbild von bellamartha
 
Registriert seit: 30.05.2010
Beiträge: 6.123
Gedankenkarussell

Guten Abend!

Ich schrieb es FMMT schon: Seine Nachricht über die MS Diagnose rüttelt mich stark auf. Viele Erinnerungen kommen hoch, Gedanken an die Zeit vor nun schon mehr als zwei Jahren schießen mir durch den Kopf: Meine riesengroßen Ängste damals, wie es weiter gehen wird. Werde ich bald wieder einen Schub haben? Wie wird er sich äußern? Werden die Symptome ganz verschwinden, von dem aktuellen Schub oder den befürchteten? Werde ich bald nicht mehr richtig laufen können oder richtig sehen? Werde ich im Rollstuhl landen oder blind werden? Wird der Liebste mich verlassen, weil er keine kranke Freundin will, die Angst vor der Zukunft hat? Werde ich mich um mein Hasenpferd kümmern können? Werde ich früh sterben?

Zuletzt waren all diese Gedanken sehr fern. Es geht mir gut, ich fühle mich kerngesund, nur die Interferon-Injektion jeden Sonntag Abend bringt leichte Nebenwirkungen mit sich und ruft mir halt jede Woche in Erinnerung, dass ich eben nicht gesund bin. Aber eigentlich ist der Gedanke an weiter Schübe oder gar dauerhafte Einschränkungen oder Behinderungen fast so weit weg wie vor der Diagnose, als ich mich unverletzbar fühlte.
Seit gestern habe ich unzählige Male an FMMT gedacht und das Gedankenkarussell, das sich vermutlich gerade in seinem Kopf dreht - und in meinem eben auch.
Ich fühle mich heute gut und bin froh darüber, aber heute ist mir mal wieder mehr als sonst bewusst, dass sich das jederzeit ändern kann.

Ich bin vor allem glücklich darüber, dass ich die Alpenüberquerung gemacht habe, denn die möchte ich in meinem Leben nicht missen.
Vielleicht kann ich noch andere Berge bezwingen. Vielleicht kann ich noch eine neue Marathonbestzeit aufstellen. Vielleicht starte ich nächstes Jahr bei Ö till Ö. Vielleicht tanze ich in 20 Jahren noch Salsa.

Vielleicht kann ich manches davon aber auch nicht mehr tun. Dann ist es gut, dass ich aber von München nach Venedig gelaufen bin, dass ich in Frankfurt mal den Triathlon in 11:33 h geschafft habe, dass ich Marathon in 3:45 h gelaufen bin und dass ich von Hiddensee nach Rügen geschwommen bin. All das kann mir niemand mehr nehmen, auch nicht die MS. Sollte ich irgendwann weitere Schübe haben, dann werde ich damit leben. Ich werde auch im Rollstuhl leben, wenn es mal soweit kommen sollte, und mich an Dingen erfreuen, die mein Leben schön machen. Ca. ein Jahr nach der Diagnose hatte ich diese Sicherheit gewonnen: Egal, wie es kommt, ich werde es meistern. Ich kann mich dabei auch auf meine unglaublichen Freunde verlassen.

Und eins ist sicher: Sollte es echt mal soweit kommen, dann werde ich euch weiter hier im Triathlon-Forum voll labern, anstatt mich zu den grauenhaften Gestalten zu gesellen, die sich teilweise in MS Foren herum treiben, die ich als bösartig und zynisch erlebt habe.

Meine Mutter nervte mich heute mit der Frage, ob ich denn meine "ständige Überanstrengung meines Körpers" (klar, sie als Nichtsportlerin ist da natürlich voll der Profi...) mal mit den Ärzten besprochen habe, als ich ihr am Telefon von meinem heutigen Lauftraining und dem Marathon im April erzählt hatte. Nee, Mama, über das Thema Sport, einen der wichtigsten Inhalte in meinem Leben, habe ich mit den Ärzten natürlich noch nie gesprochen...!

Überanstrengt habe ich mich heute bei meinem langen Lauf jedenfalls nicht. Es fühlte sich echt gut an und ich bin sehr zufrieden mit dem Lauf. Bei strahlendem Sonnenschein (dem ersten in diesem Jahr hier in Essen) lief ich morgens los. Los ging's im 6 Min/km Tempo bei einem Puls von ca. 140. Ab km 7 bin ich dann etwas schneller gelaufen, bis km 18 immer zwischen 5:30 und 5:45 Min/km. Die km 18 bis 23 dann in 5:04, 5:07, 5:05, 5:07 und 5:03, die Herzfrequenz lag da im Bereich 163/164, den letzten km bin ich dann locker ausgelaufen. Insgesamt habe ich für die ca. 24 km 2:15 h gebraucht und habe mich gut dabei gefühlt. Der Lauf beruhigt mich in Bezug auf die weiteren langen Läufe in den nächsten Wochen.

Jetzt muss ich mich mal ans Hübschmachen begeben, denn heute findet unsere Stationsparty statt, diesmal ist Abendgarderobe gewünscht.

Morgen laufe ich nur lockere 40 Minuten, am Nachmittag laufe ich im Altenheim bei der Arbeit rum, so dass mein Wochenende schon morgen um 14 Uhr endet.
Nächstes Wochenende steigt dann das 24 h Schwimmen und ich freue mich sehr darauf.

Viele Grüße, schönen Abend!

J., in Gedanken bei einem Fremden in einer Klinik in Süddeutschland.

Geändert von bellamartha (12.01.2013 um 18:03 Uhr).
bellamartha ist offline   Mit Zitat antworten