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Hallo Leute,
Grad eben beim Nachhausefahren fiel mir dieser Tread wieder ein. „Was hat mir der Sport gegeben?“
Auf dem Radweg ist die 1km Markierung vom gestrigen Mainuferlauf zu sehen. Vor gut 30 Stunden bin ich hier lang gewetzt mit ca. 600 anderen. Jetzt nur noch der Frankfurt Marathon aber dann ist erst mal Ruhe so träumte ich weiter vor mich hin.
Wobei, eigentlich ist ja jetzt schon Saisonende. Der Marathon ist nur noch so eine Art Danke für ein verletzungsfreies gutes Sportlerjahr.
Und das war es auch, ein gutes Sportlerjahr habe ich gehabt. Nein, ich will jetzt gar nicht die ganzen Heldentaten aufzählen die ich so vollbracht habe. Es sind, oft unerwähnt, die zahlreichen Stunden Training, die Stunden in denen ich alleine vor mich hintrabte, radelte oder schwamm.
Diese Ruhe und Entspannung die ich hierbei empfand und die mich dann fast erschrak, als ich mir ihrer bewusst wurde. Diesen Luxus Zeit für sich allein zu haben. Wie oft habe ich beim Laufen an die Jever Werbung gedacht. Kein Handy, keine Termine, keine oberwichtigen Dünnbrettbohrer die jetzt abends um 19 Uhr noch was Überflüssiges besprechen müssen nur weil sie nicht nach Hause wollen.
Es gibt eine Stelle auf meiner Laufstrecke, der Main macht eine Rechtskurve und in dieser Rechtskurve schaue ich dann ab einem bestimmten Punkt auf den Feldberg. Vorher sehe ich den schneebedeckten Gipfel des Altkönigs und dann die Wetterstation auf dem Feldberg.
Auf diesen Anblick freue ich mich jedes Mal. Manchmal geht da gerade die Sonne unter. Manchmal ist blauer Himmel oder es ist bewölkt. Aber immer wenn ich diesen Punkt auf meiner Laufstrecke erreiche muss ich lächeln. Der Feldberg, dass ist mein persönlicher Fudschijama.
Genauso empfinde ich, wenn ich bei der Swimnight um die äußerste Boje schwimme und das lange gerade Stück nach links vor mir liegt. Wie oft komme ich da vom Kurs ab weil es so abgefahren ist einfach nur zu schwimmen. Einen Zug nach dem anderen. Atmen und das Gesicht wieder ins Wasser. Nichts sehen, nichts hören, abtauchen. Ich habe das Gefühl, alles bleibt am Ufer zurück. Manchmal, wenn ich, fast synchron mit einem anderen Teilnehmer einige Meter zusammen schwimme, relativ nah beieinander, dann denke ich, ich bin Teil eines Fischschwarms oder einer Bande Pinguine.
Keine Panik Leute, spätestens am Ufer bin ich wieder der knallharte Triathlet der ich sein muss um diesen Sport durchzustehen. Kein Gruß an Unbekannte und beim Wertsachenbeutel wird gedrängelt was geht. Als Alphatier bin ich mir das schuldig. Manchmal stehe ich auch am Strand und trommle mit den Fäusten auf die Brust, zumindest reiße ich mir sofort den Neo vom Oberkörper, sofort wenn ich festen Boden unter den Füßen habe.
Es wird wohl noch ein paar Jahre Training bedürfen bis ich so entspannt bin um dieses Ritual in seiner wahren Bedeutung schätzen zu können.
Jetzt habe ich in diesem Jahr meine erste Langdistanz vollendet. Ich habe das erste mal als Triathlet fast ein ganzes Jahr nach einem Trainingsplan trainiert. Komisch wie gut das geklappt hat. Kein: „ach ich kann ja auch morgen laufen“ oder „heute ist es viel zu kalt zum Radfahren.“ Na ja ich will nicht übertreiben, den ein oder anderen Trainingsausfall gab es schon. Ich bin ja Mensch und keine Maschine. Aber auch der Genuss ein Training mal ausfallen zu lassen ist einer. Das hat was von Schule schwänzen oder in der Firma blau machen.
Manchmal, so eher unerwartet denke ich an meine persönliche Challenge Roth. Eigentlich kann ich es jetzt erst so richtig fassen und mich drüber freuen. Natürlich habe ich mich gefreut als ich über die Ziellinie gelaufen bin, aber jetzt bin ich auch noch stolz drauf. Für mich ganz allein. Und ich stelle fest, ich habe das alles für mich ganz alleine gemacht. Ich bedanke mich bei allen die mir dabei geholfen haben. So ein großes Geschenk hab ich eigentlich nicht verdient.
Das hat mir der Sport gegeben. Ruhe und ein Gefühl von Dankbarkeit für die vielen Leute die mich dabei begleiten und unterstützen.
Viele Grüße
Wolfgang
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