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Szenekenner
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Schizolon!
Heute um 7:30 Uhr trafen sich die üblichen Verdächtigen, um die 21. Auflage der wohl wichtigsten, wenn auch unbekanntesten Dreisportveranstaltung der Region auszutragen, d.h. eigentlich ist es eine Viersportveranstaltung, denn auch Turmspringen gehört dazu. Aber der Reihe nach:
Wenn man in Essen heiraten will und dafür eine Wettergarantie wünscht, muss man sich einfach nur erkundigen, wann der Schizolon ist, denn dann ist IMMER gutes Wetter. Ich kann mich überhaupt nur an zwei Austragungen erinnern, wo das Wetter mal nicht so mitgespielt hat, aber richtig schlecht war es dann auch nicht.
Heute ist es ideal: trocken, nicht zu kalt, nicht zu warm und am Ende sogar sonnig.
Zu warm darf es schon deshalb nicht sein, weil es sich beim Schizolon ja nicht um eine offizielle Veranstaltung handelt, wir also im normalen Freibadbetrieb schwimmen müssen. Wenn es so heiß ist wie vor einigen Tagen, ist ja schon morgens die Hölle los im Bad und je nach Größe des Starterfeldes, kann es schon mal zu Unmut führen, wenn die Meute Schizoleten mit Gebrüll pünktlich mit den ersten Wellen im Wellenbad in breiter Front über die gesamte Breite des Beckens ins Wasser stürmt, um dort dreimal hin und her zu schwimmen.
Heute ist alles gut, es ist mit 20 Schizoleten und Schizoletinnen ein kleines Starterfeld und außer uns sind nur fünf Damen im Wasser und außerdem konnte ich durch meine Beziehungen zum Schichtleiter, mit dem ich die Grundschule besucht habe, einen Extra-Wellengang nur für uns verhandeln. So sind auch die fünf Omis beruhigt, die sich sonst durch uns um ihren Wellengenuss gebracht sähen.
Das Schwimmen läuft gut, ich schlucke kaum Wasser in den Wellen und kann dieses Jahr als Erste aus dem Wasser steigen. Schnell am Becken entlang gerannt und die Treppen hoch auf die obere Ebene des Schwimmbades und dann weitere Treppen hoch auf das 5 Meter Brett des Sprungturmes. Früher musste man einmal vom 10er oder zweimal vom 5er springen, aber die Plattformen liegen genau übereinander und dadurch gab es mal einen Beinaheunfall, weshalb die Regeln geändert wurden. Wer sich heute nicht vom 5er traut, springt halt ein paar mal vom 3er oder 1er, das ist unproblematisch, weil die Bretter alle versetzt sind.
Ich stürze mich heldenmutig vom 5er, mit einem peinlichen Fußsprung natürlich und noch peinlicherem Gequiecke. Björn hechtet kurz nach mir natürlich mal wieder großkotzig mit einem coolen Köpper hinunter.
Wie immer vertrödele ich reichlich Zeit beim Anziehen, weil das blöde Shirt nicht so will wie ich. Trotzdem kann ich als erste aufs Rad wechseln und trete mächtig in die Pedale, um meine Haut möglichst teuer zu verkaufen.
Nach langem hin und her hatte ich mich heute Morgen für das Alltags-MTB entschieden, das mit dem ich übrigens auch meine letzte Langdistanz in Klagenfurt bestritten habe. Wie sich Leser des damaligen Wettkampfberichtes vielleicht erinnern: Das Rad ist ca. 25 Jahre alt, hat einen tonnenschweren Stahlrahmen, gehörte aber immerhin mal einer Frau, die eine der damals guten deutschen MTB Fahrerinnen war.
Fast alle Schizoleten sind übrigens mit Stadträdern, Tourenrädern, MTBs oder Hollandrädern unterwegs. Die einzigen zwei Rennräder haben Typen, die wohl auch sonst Triathlon machen und später die ersten beiden Plätze belegen sollten. Kunststück, mit den Rädern! Einer ist wie immer mit seinem Dreigang-Herrenrad unterwegs, auf dessen Gepäckträger er, auch wie immer, so einen Metallkoffer gespannt hat, in dem er Verpflegung transportiert. Er belegt am Ende einen respektablen 16. Platz von 20.
Vom Schwimmbad aus geht es erst mal leicht bergauf, bevor wir uns einen herrlichen Berg hinunter werfen können, Richtung Baldeneysee. Bergauf werde ich vom ersten Konkurrenten überholt, oben am Berg dann vom zweiten, Björn überholt mich als dritter, aber erst, als ich schon eine Weile den See umrunde. Ich verfluche das MTB schon beim Bergabfahren, weil ich mir schwerere Gänge fehlen und im Flachen am See, weil es natürlich nicht ordentlich rollt.
Leider werde ich nach 2/3 der Seerunde von einem vierten Typen eingeholt. Den fünften Platz will ich jetzt aber halten!
Ich finde das Radfahren wie immer anstrengend und auf Dauer nur mittelmäßig erfreulich. Am Ende der Seerunde, bevor es die besch... Lerchenstraße hinauf geht, ist ein Verpflegungsstand aufgebaut. Die Höflichkeit gebietet es natürlich, hier kurz Rast zu machen, ein isotonisches Getränkt zu sich zu nehmen (früher gab es hier immer Bier) und ein kurzes Pläuschchen zu halten. Dann aber schnell weiter, ich sehe schon meinen nächsten Verfolger!
Die Lerchenstraße ist echt ätzend am Ende der Radstrecke. Ca. 2 oder 2,5 km geht es hinauf, nicht supersteil, aber schon anstrengend. Ich strample mich ab und werde damit belohnt, dass ich den 5. Platz locker halten kann.
Noch hoffe ich, den vierten beim Laufen zurück erobern zu können, aber leider wird mir das nicht gelingen auf den vier Kilometern durch den Stadtwald. Ich strenge mich an und überhole viele Jogger, aber leider nicht den Viertplatzierten.
Im Ziel werde ich wie immer mit tosendem Applaus begrüßt, Inga ist auch da, sie konnte leider nicht mitmachen.
Zu den Traditionen des Schizolons gehört es, dass ausnahmslos alle im Ziel warten, bis der/die Letzte Schizolet im Ziel ist, jeder wird gefeiert und dann geht es rüber zur Schillerwiese, wo ein leckeres und sehr üppiges Frühstück auf uns wartet nach der heißen Dusche.
Und dann der Höhepunkt eines jeden Schizolons: Die Siegerehrung, diesmal aufgrund der Abwesenheit von Pedder durch einen Vertreter moderiert, der das aber auch mit viel Verve macht.
Jeder wird nach vorne gerufen und mit Urkunde und selbstgebastelter Medaille belohnt. Ich wurde Fünfte insgesamt und als erste Frau bekomme ich den Frauenwanderpokal und der Gesamtsieger kriegt den zwar imposanteren, aber schlechter zu transportierenden Männerwanderpokal.
Ich habe 1:20,29 h gebraucht, damit ca. 8 Minuten länger als der Sieger, aber nur 3 Minuten länger als Björn, der Dritter wurde. Das heißt, dass ich gar nicht so weit von dem Vierten entfernt war.
(Die Strecken sind übrigens: ca. 300 m oder so im Wellenbecken schwimmen, vom 5er springen, ca. 23 oder 24 km Rad, 4 km laufen, also ungefähr Volkstriathlon-Distanzen.)
Es war wieder großartig und ich freue mich auf den Schizolon im nächsten Jahr, dann am 13.Juli wieder vor den Ferien.
Der Schizolon war übrigens mein erster "Triathlon", an dem ich teilgenommen habe, das war vor 20 Jahren, seit dem liebe ich diesen schönen Sport.
Hier noch ein Foto von meinem Pokal und der Medaille, die dieses Jahr wieder mal besonders schön ist:
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