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Alt 20.08.2012, 18:46   #1119
Jörrrch
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Registriert seit: 22.11.2007
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Embrun Teil 5

Nun mir wurde gesagt dass es gleich am Anfang hoch nach Embrun Bergauf ginge. Als ich ein Teil der Strecke vorab mal gejoggt bin empfand ich es als etwas übertrieben die Steigung hoch nach Embrun als so Brutal zu beschreiben. Unter anderem hat man ja 4KM erst mal flach um den See, nix da gleich am Anfang hoch. Also locker ganz locker lief ich los und wollte die FLACHEN ersten 4 KM ganz genüsslich angehen. Das ging auch die ersten 500Meter echt gut, bis auf einmal… Was ist dassssss.. ich dachte ich sehe nicht mehr richtig. Da ging es eine Steigung hoch die sich echt gewaschen hatte. Das steile Stück was ich meinte war nicht das was die anderen meinten. Ich hatte mir die Strecke um den See nicht angeschaut da sie ja um den See geht also flach sein müsste.



Leider sieht man auf Bilder nicht immer die Steigung aber glaubt mir das war schon hart nach den nun über 10 Stunden Wettkampf. Egal hoch hier in Deutschland laufen wir auch immer Steigungen das muss doch gehen. Ich wollte den Marathon in 5:15 laufen also in einem 7ner schnitt. So hielt ich mich strikt nach dem was mir meine Garmin anzeigte. Ging auch recht gut bis Kilometer 4, an dem nun der zweite mir bekannte Anstieg kam. Auch da lief ich noch ganz geschmeidig aber viel zu langsam hoch. Als ich oben war, war ich ca. 500Meter von unserer Ferienwohnung entfernt, so eine Verlockung an der Strecke ist schon gemein, ich wusste genau wo das Bett ist aber auch wo Ulli steht. Nur noch ein Kilometer und ich war da und konnte aufzeigen das es mir noch gut geht. Gut??? nunja das nix passiert ist. Ulli sah mich und hatte auch schon wieder den Foto im Anschlag.



Da ich ein Großteil der Strecke vorab mal abgejoggt bin kannte ich jede Brunnen der an der Strecke war und wusste genau wo ich zu halten habe. Die Sonne war erbarmungslos die brannte als hätte einer ein Lupenglas über den Körper gehalten. Mir ging es nun nicht mehr darum was zu Trinken ich wollte nur noch kühles Wasser und mich abkühlen. Kein Schatten 42 Kilometer lang war mir ein Gedanke mit dem ich mich einfach nicht anfreunden wollte. Also Laufkappe ins Wasser und aufziehen.




Nun ging es zum zweiten Treffpunkt den ich Ulli auf den Zettel schrieb. So hatte ich mir meine Ziele immer recht kurz gesteckt, nur noch bis runter an die Gärten und Ulli ist oben an der Stadtmauer und schaut zu. Sind ja nur noch 3 KM das geht noch. Nun wo es Bergauf geht, geht es auch Bergab und das ging bei mir recht gut. So konnte ich bei dem zweiten mir vorgenommenen Punkt noch recht gut laufen. Hatte zwar bis KM 10 Zeit verloren durch meine Pause am Brunnen fühlte mich aber noch so als könnte ich das Ding weiter laufen.
Ein Hubschrauber der über uns für das TV kreiste brachte einmal kurz Abkühlung als ich genau unter ihm her lief.



Doch das sollte es auch schon gewesen sein. Zwei Kilometer später ging es mir gar nicht mehr so gut. Der Akku war leer und beim nächsten Brunnen kühlte ich mich wieder ab. Mich zog es aber weiter zu der für mich schönsten Stelle einer kleinen Brücke. Ulli würde als nächstes bei KM 25 wieder stehen. Also in der Zweiten runde bei Kilometer 4 an einem Brunnen. Bei Kilometer 18 sah ich auf einmal Ulli stehen, ich war recht froh darüber da mir meine Sonnenbrille und auch die mitgenommene Flasche recht lästig wurden. Sie hatte den Plan geändert und das Auto schon mal sicher in Zielnähe deponiert und wollte dann an der besagten schönen Brücke auf mich warten. So konnte ich nicht anders als nach erfolgreicher ersten runde und 21KM laufen weiter zu machen da Ulli ja wieder wartete.




Ich wollte eigentlich um 20:30 im Ziel sein, doch war mir klar dass ich es bis dahin nicht mehr schaffen würde da ich ja schon nach dem Rad 1 Stunde Rückstand hatte. Den CutOff Zeiten bin ich bis jetzt allen gut entkommen und es war auch nie irgendwie eng gewesen doch jetzt wurde der Kampf langsam mehr als hart. Ich wechselte immer zwischen Gehpausen und Joggen. bis ich auf den Gedanken gekommen bin noch mal alles zugeben und solange zu joggen bis es echt nicht mehr ging. Wenn ich es schaffe bis KM 35 zu joggen könnte ich den Rest gehen und das mit Ulli zusammen. Also noch mal alles rausgeholt und gelaufen was das zeug hielt. Hört sich schnell an war es aber ganz und gar nicht. An jeder Station machte ich halt und das Cola wurde auch langsam knapp. Es wurde schon Dunkel und die Leuchtringe die sie uns um den Hals gehängt haben leuchteten schon recht hell. Doch egal wie jemand ausgesehen hat welches Tempo er hatte wurde er von den Franzosen angejubelt und motiviert Courage wurde mit so einem Respekt einem zugerufen das es einem schon echt Gänsehaut bereitete. Keiner hat sich über jemanden lustig gemacht sondern echten Respekt und Achtung wurde jedem entgegen gebracht. So etwas habe ich noch nie erlebt. Es war echt unbeschreiblich. Bis lange in die Nacht rein, bis keiner mehr auf der Strecke war hielten die Zuschauer fest. Ich hatte das Gefühl das ein jeder nur für mich da geblieben ist. Doch unbeschreiblich dieser Einsatz, ein ganz andere wie ich ihn je gesehen habe. Schon allein diesen Menschen bin ich es schuldig mein Mut den sie mir immer wünschten nicht zu verlieren und weiter zu laufen. Die Verpflegungsstationen waren auch total anders, nicht das was wir kennen. Da gab es keine Gels, ich hatte noch immer alle die ich hier in Deutschland extra gekauft hatte, oder sonstiges was wir kennen, nein Kartoffel und ein Salzstreuer, Trockenobst, Karamellpudding oder sogar gegrillte Hühnerschenkel lagen an den Stationen. Bei KM 33 dachte ich mir das ich nun echt was essen müsste mir tat der Hals schon weh von den nun, geschätzten 8 Liter Cola in über 10Stunden. Ich schnappte mir einen Hühnerschenkel und wollte diesen beim gehen essen. Aber ich konnte machen was ich wollte nach dem ersten Biss… ne es ging einfach nicht. Weiter zu KM 35 da steht Ulli und ab da kannst du gehen. Ich kam der besagten Brücke immer näher und Ulli war in sicht.

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Mehr als ein Hesse kann ein Mensch nicht werden!
Wer Rechtschreibfehler findet darf sie behalten, ich bekenne mich zu meiner Legasthenie.

Geändert von Jörrrch (20.08.2012 um 19:55 Uhr).
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