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Alt 20.08.2012, 13:12   #598
Pantone
Szenekenner
 
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Nie mehr als der Gegner verlangt

Hitzerekorde in Deutschland. Immer wieder werden die Besucher des Bad Sodener Freibades gebeten, sich im Wasser nicht auf die Absperrleinen zu legen, zu hängen oder sonst was damit zu tun. Denn auf den vier abgesperrten Bahnen werden heute die Bad Sodener Stadtmeisterschaften im Schwimmen ausgetragen. Sehr zur Freude von Mann und Kind.

Mitmachen kann jeder und wer sich einmal Meister nennen möchte, ist hier am richtigen Ort. Der kleine Blonde ist gewillt, 50 Meter Brust am Stück zu schwimmen. Zarte Vorschläge der Mutter wie zum Beispiel "Willst du denn nicht mal vorher ausprobieren, ob du 50 Meter wirklich an einem Stück schwimmen kannst?" oder auch "Und wenn du einfach mal vom Startblock springst und guckst, wie weit du kommst?" werden mit einem forschen "Ich kann das, Mama, ich weiß das!" vom Tisch gewischt. "Na, gut", antworte ich und stelle mich darauf ein, dass ich das Kind weinend und meckernd aus dem Wasser fischen muss. Da kenne ich mich aus, weil ich das nämlich neulich schon einmal machen durfte als der Junior in einer spontanen Übersprungshandlung das Bronze-Abzeichen (ehmals Freischwimmer) machen wollte. Der Vater und ich halten uns also mit starken Armen und tröstenden Worten bereit.

Der beste Freund unseres Sohnes ist im Freistil gemeldet. Schade, denke ich erst, dann können die Jungs gar nicht im selben Rennen starten. Kurz darauf finde ich das eigentlich viel besser, denn so wird es keinen schnelleren und keinen langsameren bei den beiden geben und sie können sich gegenseitig anfeuern. Dass die Kinder beim Freistil zwischen den Lagen wechseln können, hatten wir gar nicht berücksichtigt. Unser Dicker muss nun Brust schwimmen, komme, was wolle.

Bevor es los geht, nimmt mein Mann unseren Sohn an die Hand, marschiert mit ihm zum zuständigen Kampfrichter und fragt: "Wie lautet das Kommando?" Der Kampfrichter gibt geduldig Auskunft und erklärt dem kleinen Schwimmwilligen: "Beim ersten Pfiff gehst du hinter den Startblock, beim zweiten Pfiff gehst du auf den Startblock. Dann sagt jemand: "Auf die Plätze" und beim nächsten Pfiff springst du. Hast du das verstanden?" Der Kleine ist vor lauter Aufregung schon sprachlos und kann nur noch ernst nicken.

Das Kind, das sich immer so gern von allem und jedem ablenken lässt, stellt sich hoch konzentriert mit Tunnelblick hinter den Startblock. Auf diesem kleinen Gesicht kann man jetzt nur noch eins ablesen: wilde Entschlossenheit. Selbstverständlich stellt man sich als 5-Jähriger heute genau so hin wie man das wochenlang bei Olympia gesehen hat. Der Start erfolgt. Ein eigenwilliger Kopfsprung, der eher in die Tiefe als weit nach vorn zu gehen scheint. Aber irgendwann erscheint auch dieses Kind wieder an der Wasseroberfläche. Und dann macht es sich auf Bahn eins Zug um Zug Richtung Ziel. Während auf den Bahnen zwei und drei das Wasser kocht, geht es auch auf Bahn vier eher gemächlich zu. Das merkt auch der Dicke und schwimmt fast auf der Stelle als er versucht, rüberzugucken. "Ist egal," rufe ich ihm zu, "guck einfach nach vorn und schwimm weiter. Du schaffst das, du machst das richtig gut." Nach 1:43 Minuten schlägt das Kind strahlend an, und mein Mann und ich sind erleichtert, dass wir keinen heulenden Athleten aus dem Wasser ziehen mussten. "Mama", ist das erste, was er sagt, "ich glaube, ich bin Dritter geworden und komme aufs Podest. " "Das sehen wir dann", mein ich nur und schiebe hinterher: "Ich finde es toll, dass du dich überhaupt getraut hast, das auszuprobieren. Hätte ja auch schief gehen können!"

Als die Siegerehrung beginnt, drückt sich das Kind erwartungsvoll vor dem Podium rum und verfolgt das Geschehen äußerst aufmerksam. Und weil er offensichtlich der Einzige in seiner Altersklasse ist, darf er ganz oben aufs Treppchen und ist sichtlich stolz. Hatte der Kleine bisher überhaupt keine Lust, im Tiefen unterwegs zu sein, geht er später vergnügt und zuversichtlich ein bisschen schwimmen. Adieu, Kinderbecken.

Beim Zubettbringen erklären mein Mann und ich unserem Sohn noch, dass er Bad Sodener Stadtmeister ist, und wir lachen ein bisschen, weil das so als Einziger ja auch nicht schwer war. Der kleine Blonde guckt uns abwechselnd an, grinst breit und meint: "Da hätte ich sogar noch langsamer sein können!" Dann kreischen alle durcheinander "Faulpelz" und "So weit kommt das noch" und "Na, warte" und wir beenden den Tag mit einer spektakulären Kissenschlacht.
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Geändert von Pantone (20.08.2012 um 17:02 Uhr).
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