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Alt 19.08.2012, 11:51   #809
bellamartha
Szenekenner
 
Benutzerbild von bellamartha
 
Registriert seit: 30.05.2010
Beiträge: 6.156
Von hellmäuligen Nebelwesen...

Guten Tag!

Es fällt mir nicht so leicht, in den Alltag zurück zu kehren, der gestern endgültig begonnen hat, mit einem Spätdienst im Altenheim. Auch dort fällt es mir schwer, mich einzufinden. Obwohl die Menschen, die dort leben, in der Regel gar nicht unglücklich sind mit ihrer Situation dort, hat es mich traurig gestimmt und mir Furcht eingeflößt, wie es mir im Alter mal ergehen wird, so ohne Kinder noch dazu.
Abends waren wir noch raus und haben nette Freundinnen getroffen und es war schön draußen, weil bei diesem tollen Wetter alle Welt draußen war.
Heute Morgen bin ich mit Rudi, Björn und Annette 2,5 Std. ganz locker Rad gefahren. Jetzt backe ich noch einen Kuchen für die Klinik morgen und dann geht's gleich wieder bis 21 Uhr ins Altenheim. Lieber würde ich an den See fahren.
Ich denke oft an die Berge zurück. An die Ruhe dort, an die Reizlosigkeit, die mir sehr gut bekommen ist. Auch an die netten Menschen, die ich dort getroffen habe und die mir teilweise sehr fehlen, obwohl es ja nur so eine kurze Zeit war, die wir miteinander geteilt haben. Aber intensiv war es. Und schön.

Hier kommt:

Tag 5
20. Juli 201
Vorderriß – Hinterriß – Karwendelhaus

Es regnet. Es ist neblig. Die Temperaturen stürzen ab. Die Herausforderung, morgen über das Schlauchkar und die Birkkarspitze hinüber zum Hallerangerhaus zu gehen, wird wohl ausfallen. Das wären 1500 Höhenmeter hinauf und wieder hinab gewesen. Alle wären gerne über den Berg gegangen, aber der Wirt rät dringend ab, wenn das Wetter nicht wider Erwarten deutlich besser wird. Nun werden wir morgen 19 km nach Scharnitz hinunter gehen und dann weitere 19 km über die Katenalm zum Hangerangerhaus. 38 km! Fast ein Marathon, mit dem schweren Rucksack auf dem Rücken!

Als ich mit André spät aus Vorderriß aufbreche, weil wir viel zu spät eingeschlafen waren, ist das Wetter noch OK. Ohne Regen geht es erst mal bis Hinterriß an der Straße, bzw. einem Weg parallel der Straße entlang. Das einzig bemerkenswerte ist, dass wir die Grenze nach Österreich passieren. Deshalb esse ich in Hinterriss im Gasthof („Zur Post“ natürlich) erst mal Aprikosen-Topfen-Kuchen, weil den niemand so lecker backt wie die Österreicher.

Die 11 km bis Hinterriß waren eher flach, kurz nach dem Ort beginnt der Aufstieg. Eine nicht sehr schöne Wirtschaftsstraße zunächst, wo das Wetter schon schlechter wird. Wir laufen trotzdem gut gelaunt und munter quasselnd, wie man das halt so tut, wenn man sich soeben erst kennen gelernt hat, den Berg hinauf. Es beginnt, sich mächtig zuzuziehen. Irgendwann sind wir dann sehr unsicher, ob wir noch auf dem richtigen Weg sind, wir bemühen die Wegbeschreibung, Wanderkarte und Andrés Navi auf dem Handy, bleiben aber unsicher, bis dann doch ein Schild in Richtung Karwendelhaus den Weg weist. Mittlerweile donnert es schon ordentlich und wir fragen uns, was nun zu tun ist. An der Stelle, wo vom Wirtschaftsweg ein schmaler Steig um Karwendelhaus abzweigt, treffen wir auf zwei Naturpark-Ranger, die wir fragen, ob wir weiter gehen oder Unterschlupf suchen sollen. Es ist unser erstes Gewitter in den Bergen, wir sind beide unerfahrene Stadt-Stümper, deshalb sind wir unsicher, was zu tun ist. Die beiden geben uns grünes Licht zum Weitergehen, da ohnehin keine vernünftigen Unterschlupfmöglichkeiten bestehen.

Mystisch ist es, je höher wir am späten Nachmittag den Berg hinauf steigen! Der Weg ist schön, wird immer schöner, je höher wir kommen. Im nun dichten Nebel tauchen schöne, große, sanfte, teilweise hellmäulige Wesen auf, Glocken um den Hals gebunden, die sie auch dort erahnen lassen, wo man sie im Nebel nicht oder nur schemenhaft sieht: gleich hier vorne, auf dem Weg, ein Stückchen weiter die Wiese hinauf und dort oben zwischen den Bäumen. Sie sind scheu und schauen aus ihren großen Augen erstaunt, als wir in Regenkleidung verpackte Stadtdeppen vorbei kommen.

Dann wird der Weg schließlich flacher und plötzlich tauchen Gebäude vor uns auf: Das Karwendelhaus, unser heutiges Ziel. Eine sichere Burg am Rande eines Abgrundes, der im Nebel heute kaum auszumachen ist.
Am Abend sitzen wir noch in sehr netter, großer Runde in der Stube des Karwendelhauses, essen lecker und spekulieren darüber, ob noch ein Wunder geschieht und das Wetter bis morgen Früh gut wird.
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