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Ich habe den Threadtitel zwar von Anfang an gesehen, dachte jedoch nicht, daß es interessant sein könnte...
Weil mir heute danach war, habe ich den Thread nun doch gelesen und bin: bestürzt.
Ich bin froh, daß es zumindest ein paar gibt, die von Verständnis und Mitgefühl sprechen, denn, auch wenn man sich nicht, wie ich es seit Jahren tue, intensiv und aus beruflichen Gründen mit Psychologie beschäftigt, sollte man wissen, daß jeder Mensch das Ergebnis seiner Geschichte ist - und diese Geschichte besteht immer aus seiner Familie und seiner Umwelt über alle Lebensjahre hinweg. Buddhistisch würde man sagen: Jeder trägt tausend Karmas in sich, und damit alles, was uns als Persönlichkeit formt/prägt.
Wer's weniger "esoterisch" haben will, dem seien Bücher von Wolfgang Singer oder Gerhard Roth empfohlen, die mit ihren durchaus kontroversen Interpretationen der aktuellen Hirnforschung zeigen, daß der sog. "freie Wille" ein Konstrukt ist.
Ich rate daher allen, die eine explizite Meinung zu "Dicken" haben, ein wenig mehr Demut, denn für viele von uns gilt ganz einfach: wir hatten schlichtweg Glück.
Disclaimer 1: Auch ich habe durchaus den Reflex, wenn ich "dicke" Menschen sehe, sie im ersten Moment abzuurteilen, doch glücklicherweise kommt schnell der zweite Moment, in dem mir klar wird, daß jedes "Urteil" ohne Wissen über Dispositionen, Sozialisation, Erfahrungen, Erlebnisse etc. dieses Menschen anmaßend, nicht akzeptabel. arrogant etc. ist.
Disclaimer 2: Ich gehöre mit meinen 44 Jahren zu einem einstelligen Prozentsatz der Berufstätigen, die schlank sind und der aufgrund des Sports halbwegs durchtrainiert ist, was sowohl bei Fremden als auch Bekannten immer wieder zu unangenehmen Situationen führt, insofern sich alle immer dafür entschuldigen, daß sie sich zu wenig bewegen und zu viel essen etc. - eigentlich erschreckend, denn daraus wird ersichtlich, wie schon der normale Mensch, der nicht 100%ig schlank ist, meint, darunter leiden zu müssen.
Disclaimer 3: Ich bin trotz allem der Meinung, daß Menschen, die weit über einem akzeptablen Gewicht liegen (damit meine ich kein BMI unter 25!), aufgrund der mit der Fettleibigkeit induzierten gesundheitlichen Risiken ein Problem für eine Solidargemeinschaft darstellen. Aber WEIL wir eine Solidargemeinschaft sind und ich überzeugt bin, daß Dicksein keine monokausale Ursache hat, müssen wir diesen Menschen helfen und sie nicht aburteilen.
Und 'helfen' bedeutet in erster Linie verstehen.
Gruß: Michel
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