triathlon-szene.de Autor
Registriert seit: 09.10.2006
Ort: München
Beiträge: 248
|
Teil 4.2: Kauflampen - continued
Dynamos
Noch ein paar kurze Worte zu Dynamos, bevors zu den Batterielampen geht. Üblich sind Seitenläufer, Speichendynamos und Nabendynamos. Seitenläufer kennt wohl jeder, bis auf wenige Ausnahmen haben sie einen relativ geringen Wirkungsgrad, sind laut und alle sind mehr oder weniger unzuverlässig sobald die Reifenflanke nass wird. Speichendynamos halten meist nicht sehr lange - soll sich mit dem Zeug jemand anders beschäftigen. Bei mir gehts hier nur um Nabendynamos.
Diese werden statt der Nabe ins Vorderrad eingespeicht, was den Installationsaufwand natürlich größer macht, als bei den anderen Dynamos. Wer nicht selbst einspeichen kann oder will (ist aber wirklich nicht schwer) kauft sich halt ein fertiges Laufrad mit ND beim Händler. Wie die meisten anderen Dynamos sind dies grundsätzlich Stromquellen und nicht wie Batterien Spannungsquellen. Das heisst, dass konstruktiv bedingt die Stromstärke begrenzt ist (wegen der deutschen Vorschriften auf ca. 500mA, beim SON z.B. 580mA) und sich die Spannung je nach angelegtem Lastwiderstand automatisch einstellt. Das ist für den Normaluser, der nur zugelassenes Equipment dranhängt egal, da stellen sich eben genau die 6V ein, die vorgesehen sind. Man kann sich aber durchaus die Tatsache zunutze machen, in dem man einfach zwei Scheinwerfer hintereinander schaltet und dann 12V bei 500mA und damit 6W befeuern kann. 12V sollte eigentlich jeder ND schaffen, am SON gibts aber auch Leute die mit mehr als 15V fahren.
Beachtenswert ist diese Tatsache auch beim LED Betrieb: LEDs brauchen nämlich genau so eine Stromquelle und eignen sich daher vorzüglich für den Dynamobetrieb. Während man also problemlos eine Halogenlampe, die für Dynamo-Betrieb gedacht ist an eine 6V Batterie hängen kann (Halogenlampen ist egal ob Gleich- oder Wechselstrom anliegt), sollte man bei LED-Lampen vorsichtig sein: Da am Dynamo nicht wesentlich mehr als 500mA anliegen können und Strombegrenzerschaltungen hier überflüssig sind, ist die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass man eine Dynamo-LED-Lampe sofort grillt, wenn man sie an einer Spannungsquelle wie einem Akku betreibt.
Da diverse Hersteller bemerkt haben, dass Nabendynamos die Seitenläufer grade ablösen, ist der Markt mittlerweile recht unübersichtlich geworden. Wer sich näher für das Thema interessiert, der sei auf die Gebetsmühle von Olaf Schultz verwiesen - der hat eine ganze Menge Modelle vermessen und das dort dokumentiert. Der billigste dürfte der Novatec EDH-1 sein, den auch Radplan Delta in seinem Laufrad "Frontstrom" verbaut. Lt. Messwerten ist er den andern Nabendynamos fast ebenbürtig, was Leerlaufverluste betrifft, der Wirkungsgrad ist recht akzeptabel, die Industriekugellager versprechen Wartungsarmut und richtig billig ist er auch noch.
Ich habe so einen EDH-1 und würde ihn nicht nochmal kaufen. Wenn ich die gleichen Lampen (Halogen und LED) an meinen Novatec hänge, leuchten die deutlich sichtbar dunkler als wenn sie von meinem Shimano-ND versorgt werden. Ich habe nicht untersucht, warum das so ist, die Vermutungen gehen von einer eingebauten Spannungsbegrenzerdiode (unwahrscheinlich) über eine konstruktiv geringe Strom-Auslegung bis hin zu Defekt/Fabrikationsfehler. Ich wollte das immer mal genauer messen, bin aber nie dazu gekommen. Ich werde es wohl auch nicht mehr tun, es gibt genug andere Dinge, mit denen ich meine Zeit lieber totschlage. Von mir bekommt das Ding jedenfalls keine Empfehlung. Ich finde, wer >200€ für IM-Startgelder und tausende von Euros für Aero-Laufräder und -Rahmen ausgibt, der sollte auch ruhig die 150€ auf den Tisch legen und den besten Nabendynamo kaufen, dann ist Ruhe und man ärgert sich nicht dauernd. Achso, ich habe es vergessen zu erwähnen: der Novatec ist schwer und hässlich, nur in 36 Loch und silber erhältlich und besitzt eine deutsche Zulassung.
Von Shimano gibt es zwei halbwegs brauchbare Modelle: den DH-3N30, ein Billigdynamo, der sagenhafte 870g wiegt, vom Wirkungsgrad und Leerlaufverlusten nicht unbedingt Weltklasse ist, aber immerhin nicht mehr ab 30km/h bei eingeschalteten Licht leichter läuft als ausgeschaltet, wie das bei den älteren Shimanos der Fall war. Besser ist da schon der DH-3N71. So einen besitze ich auch, der dürfte das beste Preis/Leistungsverhältnis haben und läuft bei mir recht unauffällig. Wiegt ca. 680g und gibts in 32 und 36 Loch, die Konuskugellager sollten von Zeit zu Zeit gewartet werden. Beim Blumenhändler ist er mal für knapp über 50€ erhältlich gewesen, fertig eingespeichte Laufräder beim lokalen Radhändler kosten so ca. 100€.
Der Beste vom Besten ist der "Schmidts original Nabendynamo", kurz SON von Schmidt Maschinenbau aus Tübingen, ein Meisterstück schwäbischer Ingenieurskunst. Beste Werte bei Gewicht (580g), Leerlaufverlust (<1W) und Wirkungsgrad (ca. 70%), Industriekugellager, erhältlich in allen möglichen verschiedenen Versionen, Sonderlochzahlen, silber und schwarz usw. usf. Interessante Detaillösungen, wie z.B. ein Labyrinthsystem zum Druckausgleich, damit kein Wasser in die Lager gezogen wird, wenn man das Rad im Winter aus der warmen Wohnung raus in die Nässe nimmt - durch die guten Dichtungen geht das nämlich nimmer raus und das Lager ist dann irgendwann kaputt (so habe ich mir mal ein Lager bei einer Shimano-Nabenschaltung zerstört).
Ich habe bisher noch nix schlechtes über diesen Dynamo gehört, alle die ihn haben sind begeistert und der Service von Schmidt soll auch sehr gut sein. Über die elektrischen Werte möchte ich hier nicht viel verlieren, sie sind über jeden Zweifel erhaben. Praxisrelevant sind die Unterschiede zum Shimano wohl nicht. Die hohen Kosten (ca. 150€ die nackte Nabe, Sonderlochzahlen teurer) könnten sich über die Lebensdauer amortisieren, ich möchte das hier nicht bewerten. Man macht aber sicher nix falsch, wenn man den SON kauft. Wer sich über die Abwanderung von Arbeitsplätzen nach China beschwert, sollte ohnehin keinen anderen Dynamo auch nur in Betracht ziehen, sondern mit seinem Geldbeutel abstimmen: der SON wird nämlich in Tübingen produziert. Gewichtsfetischisten könnten den SON XS100 nehmen, der ursprünglich für Falträder entwickelt wurde. Allerdings erreicht er hohe Leistungen erst bei höherer Geschwindigkeit, weil er für kleinere Laufraddurchmesser konstruiert wurde.
Batterie/Akkulampen
Da gibt es eine unüberschaubare Zahl auf dem Markt. Ich kann unmöglich zu auch nur annähernd allen eine Bewertung abgeben. Ich sage jetzt mal was zu den bekannteren Typen, wobei ich mich bei welchen, die ich selbst nicht habe auf die Aussagen anderer verlassen muss.
Der Klassiker ist die Cat-Eye HL-1600G. Für eine 2,4W-Lampe macht sie ordentlich helles Licht. Da wäre nur das Problem mit den 5 Akkus: die meisten Ladegeräte können nur maximal 4 Akkus gleichzeitig aufladen - um auf 6V zu kommen, hat die HL-1600 aber fünf verbaut. Abhilfe schafft ein Akkupack-Lader und die glücklicherweise integrierte Ladebuchse. Das Ladegerät vom Nipack der Mirage sollte geeignet sein, ansonsten bekommt man auch eins bei Ansmann (zu einem Preis, für den man den Nipack gleich mit dem Lagegerät dazubekommt). Die Ausleuchtung ist ähnlich wie beim Lumotec Oval. Brauchbares Licht für kleines Geld und nur für Leute mit Akkupacklader. Fürs Rennradfahren würd ich was helleres nehmen.
Von den neuen "Hochleistungs-LED"-Lampen soll die besten die Ixon von Busch & Müller sein. Ein Freund hat sie mal gekauft und ich hab sie mir ausgeliehen. Ich muss sagen, ich war positiv überrascht, wieviel Licht aus einer 1W LED rauskommen kann. Die Ausleuchtung ist ähnlich wie beim Lumotec Oval, wirkt zunächst ein wenig heller wegen der Lichtfarbe, beim Fahren in Terrain, in dem man das Licht wirklich braucht, stellt sich aber heraus, das sie ein klein wenig dunkler ist. In der Praxis würde ich sagen: nimmt sich nix, sind beide gleich gut. Die Ixon leuchtet allerdings deutlich gleichmäßiger aus - das gibt einen sehr schönen Licht-Teppich. Sehr schön finde ich, dass es eine Stromsparmodus gibt, in dem die Leuchtdauer angeblich verdoppelt wird (konnte das nicht verifizieren, so lange hatte ich die Lampe nicht). Auch im Sparmodus ist das Licht aber durchaus noch brauchbar (siehe auch Wirkungsgradverbesserung von LEDs bei Teillast) - besser jedenfalls als bei so manchem zugelassenen Dunkelwerfer. Es gibt eine recht aussagekräftige Ladekontroll-Leuchte (muss sich allerdings erst in der Praxis bewähren) und ein Set aus Lampe, Akkus und einem wirklich brauchbaren Ladegerät. In der Konfiguration bekommt sie meine absolute Kaufempfehlung - wenn man denn mit so wenig Licht auskommt.
Für rennradtypische Geschwindigkeiten wäre eine höhere Leistung wünschenswert. Zur diesjährigen Eurobike hat Busch & Müller die "Ixon Speed" vorgestellt, die praktisch eine Ixon mit doppelter Leistung und externem Akku ist (nicht zu vergessen: STVZO-zugelassen). Wenn die hält, was sie verspricht, ist das die Lampe auf die man als Rennradfahrer gewartet hat. Wenn sie erhältlich ist, werde ich versuchen, irgendwo eine auszuleihen und hier berichten.
Es gibt auch eine Menge anderer 1W-LED-Leuchten, die allerdings alle nicht signifikant billiger sind als die Ixon und auf mich keinen vertrauenerweckenden Eindruck machen. Ich hatte keine von denen selbst in der Hand, aber Erfahrungen Anderer, deren Urteil ich schätze, lassen vermuten, dass alle irgendwo Probleme bei Verarbeitung, Kühlung oder in anderer Hinsicht haben. Die Hella HL2000 ist noch am ehesten interessant, da sie sich mit Akku und Dynamo betreiben lässt, ist aber recht dunkel.
Geändert von schmadde (24.11.2006 um 10:58 Uhr).
|