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Der Pawlow'sche Hund ist ein Asket
Wie der Ausdauerjunkie oben schon richtig schrieb, hab ich den Spaß hier nicht (nur) angefangen um mein Essverhalten vor der zu Recht desinteressierten Menschheit auszubreiten.
Vielmehr interessiert mich, wie andere mit den Themen umgehen, die mich selbst beschäftigen. Eins, über das ich mir schon lange viele Gedanken mache, ist die Konditionierung. Ich weiss nicht, inwieweit Konditionierung und Sucht aus wissenschaftlicher Sicht zusammenhängen. Ist mir auch nicht wichtig. Wichtig ist für mich, daß mein Hirn und mein Körper sich dermaßen schnell auf bestimmte Situationen - oft sind es Belohnungen - einstellen, daß es beim dritten Mal schon fast als Gewohnheitsrecht eingefordert wird. Dies führt zu suchtähnlichem Verhalten.
Vom Abstrakten zu einem konkreten Beispiel: Ich habe mir dummerweise angewöhnt zum Frühstück/Zeitunglesen "Müsli" zu ssen. Dies ist die größte Zuckerbombe des ganzen Tages. Da kommt alles an Süßkram rein, was der Haushalt hergibt. Und mit viel Glück mal ne Banane. Früher bin ich immer morgens mit dem nem Glas Wasser aus dem Haus und hab mir später ne Brezel oder was ähnliches besorgt. Auch nicht gerade gesund, aber noch erträglich. Die Brezel ist geblieben, das Müsli vorgeschaltet worden.
Wenn ich nachts aufwache, freue ich mich schon darauf am Morgen die Zeitung zu lesen und mein Eimerchen zu schlabbern. Das meine ich mit Konditionierung. Wenn ich daheim bin, ist das ein Muß. Auswärts habe ich überhaupt keine Probleme, nichts oder was anderes zu mir zu nehmen.
Ich versuche nun gerade, diese Angewohnheit durch eine andere zu ersetzen. Ich verkleinere die Schüsselgröße und verwende Obst und Milch. Das gelingt immer dann, wenn ich genügend Zeit habe. Wenn nicht - altes Raster.
Am schlimmsten ist es aber mit dem Lesen. Da hat sich seit vielen Jahren die Gewohnheit eingeschlochen, daß was nebenher geknabbert werden muß. Ich fühle den Speichel schon fliessen, wenn ich nur "Buch" denke. Das lässt sich auch nicht radikal abstellen. Das Bedürfnis ist viel zu groß. Stattdessen versuche ich es auch hier mit Substitution. Apfelstückchen, Trockenfrüchte, etc. Klappt manchmal.
Andererseits nutze ich diese Verhaltensweise auch. So habe ich mir beispielsweise das Rauchen abgewöhnt. Als wir ein neues Büro bezogen hatten, habe ich mir einfach keinen Stammplatz zum Qualmen rausgesucht und daheim in der neuen Wohnung auch nicht. Neue Rahmenbedingungen erhöhen bei mir die Chance auf positive Veränderungen ganz erheblich.
Digitale Entscheidungen, wie Rauchen-Aufhören lassen sich mit dieser Methode ganz gut lösen, aber beim Essen klappt das ja bekanntlich nicht.
Auch deshalb breite ich meine Nahrungssünden hier aus. Wenn ich mir fest vornehme, zumindest mit den sinnlosesten Sünden hier die Serverplatten zu verstopfen, dann überlege ich mir zumindest vorher, ob ich wieder ne 300er Tafel kaufe.
Hoffe ich zumindest.
Zu dieser Konditionierungsthematik könnte ich noch Dutzende Beispiele aus allen Lebensbereichen nennen. Beileibe nicht nur aus der Ernährung.
Bin ich damit alleine? Gibt es hier Mitleser, die ähnliche Erfahrungen haben? Oder sogar jemanden, der ein Rezept hat, wie man sich selbst (natürlich im Rahmen) halbwegs vernünftig programmieren kann?
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Andipositas
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Heavy Rotation: Suicide is painless
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