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Man sollte meiner Meinung nach vor dem Start dieser ganzen Diskussion einmal definieren, was Medizin ist.
Dann kann man darüber nachdenken, was einen Mediziner ("Arzt") ausmacht.
Meiner Meinung ist Medizin kurzgesagt die Wissenschaft (!) von Krank- und Gesundheit. Es werden also mit wissenschaftlichen Methoden Krankheiten untersucht und Methoden erforscht, diese wissenschaftlich wirksam zu bekämpfen.
Mediziner sind nun Menschen, die nun diese wissenschaftlichen Methoden und Ergebnisse zum Wohl (!) der Patienten einsetzen, um diese zu heilen oder das Leben erträglicher zu machen.
Es gibt auch viele andere Menschen, die sich das gleiche Ziel setzen, nämlich Patienten zu heilen, dies aber nicht mit wissenschaftlichen Methoden tun (bspw. Esoteriker, Homöopathen, ...).
Das unterscheidet in erster Linie Wunderheiler von Mediziner.
Ich neige dazu, Heiler, die keine Mediziner sind, nicht als Alternativ-Mediziner sondern als Pseudo-Mediziner zu bezeichnen. Nicht weil sie schlechte Menschen sind, sondern weil es eine "Alternativ-Medizin" ohne wissenschaftliche Methodik einfach nicht geben kann.
Ist jetzt die Medizin (aka Schulmedizin) Schuld an den Problemen wie:
- Infektionen im Krankenhaus?
- Zeitmangel der Ärzte?
- Unterfinanzierung des Gesundheitssystems?
- falscher Anspruch der Patienten an das Gesundheitswesen?
Nein, ist sie nicht! Das wäre in etwa so, als würde man die Physik dafür verantwortlich machen, dass manche Leute ihren Finger in die Steckdose stecken und einen Stromschlag kriegen.
Natürlich gibt es Mediziner, die nicht medizinisch arbeiten (um mehr Geld zu verdienen oder in der Hoffnung, das Leid der Menschen schneller zu lindern, wenn man wissenschaftliche Methodik über Bord kippt). Das kann in guter Absicht oder in Raffgier geschehen. Man weiß es nicht.
Natürlich gibt es Mediziner, die Patienten nur als Melkkühe sehen. Ebenso wie es Lehrer gibt, die Schüler als Störung begreifen, Elektriker, die faul sind, Polizisten, die Bürger verprügeln...
Natürlich gibt es Grenzen, die die Medizin (noch) nicht erreicht. Es gibt und wird immer Krankheiten geben, die der Mensch nicht medizinisch heilen kann. Und es wird immer ein Pseudo-Mediziner in die Bresche springen und sein Glück versuchen.
Es ist in Wahrheit gar keine Frage, ob die Medizin versagt oder nicht. Es sind immer die ausführenden Akteure. Sowohl bei den Medizinern als auch bei den Pseudo-Medizinern kann man an den falschen Geraten. Aber mir persönlich ist es extrem wichtig, dass ich den Wissenerlangungsprozess der "Heilers" kenne. Beruht dieser auf wissenschaftlichen Methoden oder auf den Eingebungen eines Gurus?
Was unterscheidet also den Mediziner vom Elektriker? Es ist die Art der Ausbildung und Berufsausübung. Dem Elektriker genügt es, wenn er weiß, wie und dass eine Diode funktioniert, er muss nicht verstehen, was das drinnen passiert, um ein guter Elektriker zu sein. Es genügt, wenn das Gerät dauerhaft und sicher funktioniert. Ob er nun weiß, wie es angeschlossen wird oder nach dem Trial&Error-Prinzip vorgeht, ist egal.
Der Mediziner muss jegliche Methode wissenschaftlich begründen können. Tut er dies nicht, verhält er sich meiner Meinung nach unethisch. Ein Mediziner, der bewusst den Placebo-Effekt einsetzt, verhält sich unter anderen auch deswegen meiner Meinung nach unethisch. Nicht weil er nicht heilt, sondern weil es eben keine medizinische Methode ist.
Es hat eben nicht automatisch derjenige recht, der heilt.
Es wird ja ebenso vielfach behauptet, dass die Medizin sich nicht auf die Erfahrungen der Naturvölker, das gesammelte Wissen der Menschheitsgeschichte einläßt.
Darauf beruhen dann Methoden wie TCM, GNM, Homöopathie, Quantenheilung, Anthroposophische Medizin,....
Meiner Meinung nach ist das Gegenteil wahr: Die Schulmedizin ist beinhaltet das geballte Wissen der Menschheitsgeschichte - sortiert nach wirk- und unwirksam. Empirik ist nichts anderes als methodische Erfahrung. Nach einem recht stabilen und nachvollziehbaren Forderunungskatalog einsortiert.
Sollte ein Pseudo-Mediziner meinen, den Stein der Weisen gefunden zu haben, steht ihm der Weg des wissenschaftlichen Nachweises zum Wohl der Menschheit offen. Er muss halt bereit sein, den harten Preis der Verblindung zu zahlen - und eventuell dabei zu scheitern. Da gehen viele lieber den Weg des Täuschen, Verhöhnens und Verunglimpfens.
Die Medizin ist derzeit meiner Meinung nach das Paradebeispiel für die derzeit schleichend stattfindende "Gegen-Aufklärung". Man glaubt lieber einem Heilsversprecher als einer trockenen Studie. Man glaubt lieber dem windigen Bankberater als den eigenen Rechenkünsten...
Das Problem das ich jetzt allerdings habe ist, zu erkennen, wer nun Mediziner und wer Wunderheiler ist.
Es gibt kaum eine Apotheke, die nicht Globuli verkauft, kaum eine Hebamme, die nicht irgendwelche Wundermittel auskramt und viele Mediziner bieten lukrative Alternativ-Methoden an.
Dabei handelt es ich aber wohl nur um mein Problem...
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