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Zitat von Faul
Das mag bei Optionen und Futures so sein. Aber bei Aktien? Warum hat jemand anders mehr Geld, wenn ich meine Verluste in den Aktien realisiere?
So wie das Börsengeschäft derzeit läuft, hat es halt nicht mehr viel mit der realen Welt zu tun. Es erinnert schon sehr an ein großes Spielcasino.
Ich kann mir überlegen, ob ich für fast nichts kurzfristige Griechenland-Anleihen kaufen, mit Ausgangslage, dass die Euro-Länder schon dafür geradestehen oder ich schließe mich der Mehrheit an und verkaufe leer Griechenland-Anleihen, weil es eh alle so machen. In beiden Fällen versuche ich mein Optimum zu maximieren, wo profitiert die Gesellschaft nun mehr?
Ebenso frag ich mich schon, was die übermäßige Spekulation auf Nahrungsmittel mit der Maximierung des Wohlstand der Nationen zu tun hat. Es hat schon seine Gründe, dass es lange Zeit nur bestimmten Personen möglich war Lebensmittel abzusichern. Was hat die Spekulation der Banken und das Schreiben wilder Preis-Wachstums-Storys mit dem Erhöhen des Wohlstandes zu tun?
Was hat es mit gesteigerten Wohlstand aller zu tun, wenn sich die Jungs und Mädels in Afrika nicht mehr zu Fressen leisten können und in Europa und Amerika das überschüssige Fressen aus der Spekulation mit Grundnahrungsmitteln im Müll landet? Die gängigen Wohlstandannahmen stehen nicht ohne Grund in der Kritik. Warum ist der Wohlstand aller höher, wenn der Wohlstand von allen unverändert ist oder vielleicht sogar geringfügig kleiner ist, aber von einem ist er mehr gestiegen, so dass die Summe größer ist. Wenn ich anfange die Wohlstände einzelner zu gewichten, was ist ein sinnvolles Maß? Sollte der Wohlstandszuwachs eines ohnehin schon wohlhabenden (nach Definition der Mehrheit Wohlhabend) schwächer gewichtet werden, als der eines Armen?
Versteh mich nicht falsch, ich bin ein Freund libaraler Märkte, aber bei manchen Dingen muss man einfach erkennen, dass sie so eben nicht gut funktionieren und dann müssen Regeln aufgestellt werden.
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Optionen und Futures sind Derivate und unmittelbar an tatsächliche Aktien gebunden. Wenn jemand ein Aktienpaket hat, kann er darauf Puts und Calls schreiben und damit zb eine Absicherung seines Vermögens machen oder eine noch höhere Rendite erzielen, als es die betreffende Aktie selbst schafft. Wenn man also mit Derivaten spekuliert, ist das nicht das gleiche wie Spielkasino oder Fussballwetten, sondern hat eine unmittelbare Verankerung zu realen Vermögenswerten.
Deine kritischen Ausführungen zu Spekulation mit Nahrungsmitteln teile ich teilweise - an so etwa beteilige ich mich deshalb auch nicht. Ich beschäftige mich ausschließlich mit den Aktienmärkten.
Dass Märkte generell versagen können, das ist auch unbestritten. Ob allerdings der Markteingriff des Staates in das Marktversagen stets richtig und zielführend ist, darüber kann man trefflich streiten. Ich habe einen meiner Kollegen an der Hochschule, der bei den Volkswirten die Vorlesung "Staatseingriffe bei Marktversagen" hält angeregt, doch mal über eine zweite Veranstaltung mit dem Titel "Staatsversagen bei Markteingriffen" nachzudenken
Was die aktuelle Euro-Krise angeht, die die Märkte ins Trudeln birngt, so sollte man der ehrlichkeit halber schon sagen, dass es die ausufernde Staatsverschuldung ist, die Länder wie GRE erst angreifbar machen. Hätten sie solide gewirtschaftet, gäbe es für Spekulanten keinerlei Ansatzpunkt. Insofern muss man freie Kapital- und Devisenmärkte als wichtiges Korrektiv gegen Politiker sehen, die ihr Land über seine Verhältnisse leben lassen. Ich hoffe nur, dass alle künftzigen Regierungen aus diesem absehbaren Desaster für ihre Haushaltspolitik ihre Lehren ziehen. Die Spekulation zu verbieten und zu meinen, dass damit die Probleme gelöst wären ist m.E. ungefähr so wie wenn man die Feuerwehr abschafft und denkt, dass es künftig nie mehr brennen würde.
