gemeinsam zwiften | youtube | forum heute
Trainiere für Deinen Traum.
Triathlon Coaching
Individueller Trainingsplan vom persönlichen Coach
Wissenschaftliches Training
Doppeltes Radtraining: Straße und Rolle mit separaten Programmen
Persönlich: Regelmäßige Video-Termine
Mehr erfahren: Jetzt unverbindlichen Video-Talk buchen!
triathlon-szene.de | Europas aktivstes Triathlon Forum - Einzelnen Beitrag anzeigen - Vom Meer der Dänen auf den Berg der Holländer
Einzelnen Beitrag anzeigen
Alt 31.07.2011, 13:41   #226
gurke
Szenekenner
 
Benutzerbild von gurke
 
Registriert seit: 01.04.2008
Ort: Köln
Beiträge: 2.708
Rad:

Im Regen loszufahren hasse ich wie die Pest. Ich bin eben ein Schönwetter-Sportler.
Die ersten Kilometer der Radstrecke sind flach und tendenziell bergab. Das hieß bei Regen und 15° „KALT“. Der Magen krampfte zwar noch ein immer aber es war mehr ein unangenehmes Gefühl als ein wirkliche Behinderung. Den Blick immer wieder auf den Computer gerichtet sehnte ich den ersten Berg herbei. Mittlerweile war ich halbwegs durchnässt und zitterte am ganzen Körper. Auf der 25 km langen Anfahrt zum ersten Berg wurde ich noch von vielen noch schlechteren Schwimmern überholt. Ich richtete mich dann immer nach dem Motto des Veranstalters „Patience et Courage“. Euch krieg ich schon wieder :-)
Der Anstieg zur Alpe du Grand serre ist ca 16 km lang und hat knapp über 1000hm. Die ganz steilen Rampen fehlen zwar, aber Körner muss man dort schon lassen. ich bin vo Anfang an in meinem Tempo hochgefahren. Mit 39/23 bin ich dort gut zurecht gekommen und die psychologische Komponente noch ein 25er Ritzel in petto zu haben ist auch nicht zu unterschätzen.
Auf den ersten Kilometern hab ich dann auch wieder die Gruppe aus der Abfahrt überholt.
Als zweites war dann der Dieter dran, einer von uns vieren. Danach war dann unsere Frau in Sichtweite und ich konnte noch ein wenig Motivation weitergeben und tanken. Der letzte aus unserer Vierergruppe war nicht in Sicht. Ok, der war ja auch 5 min vor mir aufs Rad gestiegen.
Oben angekommen dachte ich mal den Darm entleeren und schauen ob das gegen die Magenkrämpfe hilft, aber nichts wars. :-(
Dann kam schon die erste Verpflegung aber ich wollte nur ne Flasche Wasser. Riegel hatte ich noch und ich wollte es vorsichtig angehen. Nicht noch dem Bauch mehr zumuten.
Die anschließende Abfahrt war echt krass und nach dem ich schön warm vom Anstieg war bin ich schnell wieder ausgekühlt. Ich freute mich schon wieder auf den nächste Anstieg. Wenigstens haben mich auf der Abfahrt nicht wieder so viele Athleten überholt. Ich konnte mich auch einigermassen verpflegen und das war dann auch nötig denn der nächste Anstieg liess ja nicht lange auf sich warten. Pünktlich vor dem Col d´Ornon gab es ein großes Rumoren und mein Bauch war wieder frei und glücklich. Gott sei Dank. Bis dahin bin ich die Radstrecke vom Gefühl wie ne RTF gefahren. Jetzt war ich wieder im Wettkampfmodus. Dieser zweite Berg stellte sich als ca 25 km lange aber locker zu tretende Steigung heraus. In der Beschreibung stand auch was von „falschen Abfahrten“ das hab ich dann erst gecheckt. Es sieht so aus als würde man abfahren in Wirklichkeit fährt man aber leicht bergauf, verrückt. Aber hier konnte ich mich dann auch wieder gut mit Riegeln versorgen und hab an der Verpflegungsstation auch noch Geld und Riegel aufgenommen. Bloss keinen Hungerast bei der Kälte und Alpe d´Huez kommt ja erst noch. Also „Geduld und Mut“. Die folgende Abfahrt 15km lange Abfahrt hat mich dann im Ernst an meine Grenzen gebracht. Der Regen hatte sich mittlerweile in einen Wolkenbruch verwandelt und die Temperatur war durch den „ Windchill-Effekt“ nochmal runtergegangen. Spätestens jetzt waren die Menschen im Einteiler arm dran. Ich hab noch nie so viele Menschen auf dem Rad zittern sehen. Da die Abfahrt nicht nur 15km lang war sondern auch winklig und nass, hab ich meine Hände kaum von den Bremsgriffen wegbekommen. Spätestens jetzt ist mir Hazelmans Rat zu Alufelgen wieder in den Sinn gekommen.
Nach dieser Tortur war ich dann auch wieder mal schön ausgekühlt und freute mich auf den mythischen Berg. Vorher gabs noch ne Verpflegung wo ich noch mal nachtanken konnte und schon gings über Bourg d´Oisans (schon der Name Tour-Geschichte) zum 13km langen mit 21 Kehren gespickten Anstieg nach Alpe d´Huez. Der Wettergott hatte auch hier kein Nachsehen mit uns und es regnete nach wie vor ununterbrochen. Wenigstens war mir nach der ersten Kehre nicht mehr kalt. Aber Körner hab ich schon im Rennen lassen müssen, das merkte ich jetzt. Wo ich in der Probefahrt am Montag noch mit dem 21er Ritzel gefahren bin, musste jetzt schon das „Rettungsritzel“ herhalten. Trotzdem hatte ich ein gutes Gefühl in den Beinen und sobald ich meinen Rythmus gefunden hatte, war das Racefeeling auch wieder da und ich konnte noch einige Mitstreiter überholen. Die ersten 6 Kehren sind „Arsc...er“ dann gehts ein wenig leichter. In diesem Stück gabs dann auch noch ne Verpflegung wo ich wieder Wasser, Riegel und Gels zu mir genommen habe. Die letzten drei Kehren sind dann noch mal heftig. die kann man gut einsehen und weiss was auf einen zukommt. Dort habe ich dann auch Steffen „Magic“ Meyer überholt der drei Tage zuvor noch in Frankfurt am Start stand. Der Verrückte ;-) Wen ich immer noch vermisste war unser Stefan. Den musste ich doch überholt haben. So langsam hat sich das bei mir doch gar nicht angefühlt ;-)
Die letzten Meter gehen dann durch den Ort Alpe d´Huez. Dort standen dann tatsächlich trotz Dauerregens recht viele Zuschauer und begrüßten die Athleten. Das gab noch mal extra Motivation. Auf den letzten Metern hab ich schon überlegt was ich denn beim Laufen anziehen wollte. Ich hab mich dann entschieden nur im Trikot zu laufen, trotz 8° und Nieselregen. Warm wird mir schon werden, hoffentlich. Als ich dann in der T2 ankam sah ich dann das das Rädchen vom Stefan nicht da war, das hat mich ein wenig beruhigt. So brauchte ich den „Kampf um die Campkrone“ nicht erst beim Laufen anzugehen ;-) In der Wechselzone hab ich dann nicht so viel Zeit vertrödelt und bin recht zügig auf die Laufstrecke gestartet.

gurke ist offline   Mit Zitat antworten