|
Szenekenner
Registriert seit: 30.05.2010
Beiträge: 6.166
|
Über Frauen...
... mit "wippenden Brüsten" habe ich gerade im Radio in einer Vorschau über die Entwicklung des Frauenfußballs gehört. An denen, also den wippenden Brüsten oder den Trägerinnen der selben, nahmen die Männer nämlich zunächst Anstoß. Was würden sie wohl zu den Triathlon-Heldinnen hier aus'm Forum sagen, deren Brüste nicht nur 90 Minuten wippen, sondern zehn, elf oder mehr Stunden? Vermutlich würden sie zetern - während sie sich heimlich den Sabber aus den Mundwinkeln wischen würden. Ich jedenfalls bin zum einen schwer beeindruckt von der Leistung von Carolinchen, Dieda & Co, war selbst aber heute züchtig und habe meine Brüste nicht wippen lassen, habe also keinen Sport gemacht. Sondern habe gerade dort Zeit verbracht, wo Frauen nach Meinung der Herren der damaligen Zeit hingehörten: in der Küche. Dort habe ich eine köstliche Jens-Jensen-Torte gebacken, weil Ingas Mutter schon wieder Obst aus'm Garten über hatte, Johannisbeeren diesmal.
Bevor ich in der Küche ging, war ich morgens mit dem Liebsten und Freunden frühstücken. Neben dem albernen Aufstand, den ich jedes Mal mache, wenn sich mir eine Wespe auf weniger als 5 m nähert, war das spontane und sich überhaupt nicht andeutende Erbrechen von Paul, dem Sohn von Freunden, mitten auf seinen Teller und den Tisch ein Highlight. Björn hat sich dezent zurück gezogen, er wollte das nicht sehen, die Eltern wischten hektisch am Tisch rum und ließen das Kind den Rest des Mageninhaltes in die benachbarten Blumenbeete des Gartenlokals kotzen, nur der kleinere Bruder von Paul aß ungerührt sein Nutella Brötchen weiter. Keine fünf Minuten nach dem Malheur äußerte auch Paul schon wieder, dass er großen Hunger habe - für ihn eigentlich eher unüblich, aber der Magen war ja nun auch ganz leer - und fing an, sich erneut voll zu stopfen. Welch ein Glück, diesmal klappte es mit der Nahrungsaufnahme und alles blieb drin!)
Danach fuhr ich meiner Vespa hinter Björn im Auto zu seiner Werkstatt her, wo er sechs Fahrradrahmen ins Auto lud, die morgen zum Pulverbeschichten müssen und dann übernahm ich das Auto, um Inga abzuholen. Für heute stand nämlich das erste Mal Freiwasserschwimmen auf dem Programm und das erste Mal im Neo schwimmen. Wird Zeit, das zu üben, weil sie am kommenden Wochenende in Hamburg ihre erste Kurzdistanz macht, das hatte ich ihr zum Geburtstag geschenkt. Schon gestern deuteten sich erste Probleme an: Ich wollte eigentlich vom See in Duisburg aus nach dem Schwimmen zum Stall fahren, der nicht so weit entfernt ist. Ich schlug ihr also vor, um 10 Uhr zu mir zu kommen, um dann hinter mir her über die A 40 zum See zu fahren. Sie war da noch nie und kannte den Weg nicht. Inga war einen Moment sprachlos, um mir dann zu sagen, dass das ja nicht gehe, sie könne ja nicht über die Autobahn fahren. Ach du Scheiße, ich hatte an ihre Autobahn-Phobie gar nicht mehr gedacht und offenbar ist sie mittlerweile noch schlimmer. Vor einigen Jahren, als wir noch zusammen in einer WG wohnten, hatten wir regelmäßig geübt, seit dem hat sie aber immer mehr Angst bekommen und ist gar nicht mehr über die Autobahn gefahren. Ich überlegte kurz und sagte ihr, dann müssten wir uns halt dort treffen und sie mit dem Navi von ihrem Freund hinfahren und eingeben, dass sie keine Autobahn fahren will. Ich fand, dass sie die Konsequenzen ihrer Angst tragen muss, wenn sie schon nix dagegen tut. Sie abholen und zusammen mit ihrem Auto hinfahren wollte ich deshalb nicht, zumal ich ja auch hinterher reiten wollte. Sie mit zum Stall nehmen geht auch nicht, weil sie neben ihrer Angst vor Autobahnen auch eine völlig übersteigerte Angst vor Pferden plagt. Gestern Abend dann noch eine SMS, dass sie vielleicht ganz absagen müsse, weil ihr Auto nicht mehr anspringe. Heute Morgen habe ich mich dann erbarmt und sie mit Björns Auto abgeholt. Auch als Beifahrerin stirbt sie auf der Fahrt über die Autobahn tausend Tode, so dass sie schon hübsch gestresst am See ankam. Auf der Fahrt habe ich erfahren, dass sie auch vor dem Schwimmen im selbigen richtig, richtig viel Schiss hat. Es sei ihr erstes Mal im freien Gewässer. Bitte?? Was hast du denn immer im Urlaub am Meer oder am Baggersee gemacht? Nicht geschwommen jedenfalls, sagte sie. Na super!
Während des Umziehens flossen vor Angst und Anspannung schon ein paar Tränen. Dann, nach mühevollem Anziehen meines Neos, den sie für Hamburg nutzen wird, ab ins Wasser. Kaum war sie drinnen, wurde sie echt richtig panisch mit Hyperventilieren, hektischem Strampeln und Panik in den Augen. Sie war aber tapfer und blieb im Wasser, ich saß noch am Rand und versuchte sie zu beruhigen. Wir haben einige Übungen zum Eingewöhnen gemacht, wie Kopf ins Wasser legen und ausatmen, direkt vor mir ein paar Züge hin und her schwimmen usw. Dann bin ich auch rein, noch ein paar Übungen, auf den Rücken drehen und treiben lassen, den Atem beruhigen durch Zählen beim Ausatmen, weil sie die ganze Zeit so stoßartig und hektisch atmete. Dann die ersten Kraulzüge raus auf den See. Erst mal fünf Armzüge zählen und Pause, dann ein paar mal zehn, dann 20, 30, 50. Dann ging es und wurde immer besser. Ich blieb die ganze Zeit dicht bei ihr und dann hatten wir den See überquert, ca. 300 m oder so, kann ich nicht so genau schätzen. Zurück ist sie die Strecke am Stück geschwommen und hat sich auch schon selbst orientiert. Ich bin so stolz auf sie!
Nichts desto trotz werden wir am Dienstag noch mal zum See fahren, denn ein bisschen Routine schadet vor HH nicht. Ich freue mich sehr auf ihren ersten Triathlon über die olympische Distanz! Sie ist ja eigentlich Läuferin und erst über mich an Triathlon gekommen.
Vielleicht starte ich am Samstag selbst in HH. Da gibt es ja in der Regel Aushänge von Leuten, die einen Startplatz abgeben wollen. Ich werde das kurzfristig entscheiden und von der Startzeit der angebotenen Startplätze und vom Wetter abhängig machen. Lust hätte ich schon, aber auch Sorge, ob es mir gelingt, die Sache locker anzugehen und mich wegen der MS nicht so sehr anzustrengen. - Wenn ich die Threads über die langen Distanzen hier verfolge, blutet mir das Herz. Aber als ich das hier im Forum verlinkte Interview mit Dirk Aschmoneit hörte sagte er sinngemäß, was ich auch denke: Dass man, wenn man aus gesundheitlichen Gründen den Sport nicht mehr wie bisher machen kann, sich neu orientieren muss, das Alte loslassen und neue Inhalte für sein Leben finden muss. Wenn es nur nicht so schwer wäre!
Ich wünsche euch einen schönen Abend und denen, die heute in Roth Heldentaten vollbracht haben, gute Erholung!
Schöne Grüße
Judith, ganz züchtig ohne wippende Brüste.
|