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triathlon-szene.de | Europas aktivstes Triathlon Forum - Einzelnen Beitrag anzeigen - Raw Paleo for Athletes – Teil 1: Vom Sinn und Unsinn des Kochens
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Alt 29.04.2011, 12:25   #202
pinkpoison
 
Beiträge: n/a
Zitat:
Zitat von Joerg aus Hattingen Beitrag anzeigen

Das ist m.E. eine wichtige Frage, weil in den Artikeln von Robert das Paläolithikum ja nahezu glorifiziert wird. Die Vorteile des Sesshaften müssen unsere Altvorderen aber so überzeugt haben, dass diese Revolution innerhalb kurzer Zeit überall angenommen wurde.
Zu dieser Frage ist sich die Wissenschaft noch nicht so richtig einig und es werden diverse Theorien diskutiert.

"Glorifizieren des Paläolithikums" ist auch sehr drastisch formuliert... ich würde nicht unter den Bedingungen von damals leben wollen und habe stets betont, dass die "Errungenschaften der Zivilisation" durchaus auch ihre sehr guten Seiten haben. Mir geht es um die "Emulation" eines unserer Art gerecht werdenden Lebensstils um gesundheitlich topfit und sportlich bis ins hohe Alter leistungsfähig zu bleiben und dabei die "Fallen der Zivilisation" gezielt als solche zu erkennen und zu meiden.

In jedem Fall muss die von Dir gewählte Einschätzung einer "kurzen Zeit" realtiviert werden, denn die Prozesse der etwas unglücklich als "Revolution" bezeichneten Umwälzungen zogen sich über 5000 Jahre hin und die Unumkehrbarkeit stand erst sehr spät fest, wie man u.a. der recht kompakten und guten Darstellung des Themas bei Wikipedia entnehmen kann:

http://de.wikipedia.org/wiki/Neolithische_Revolution

"„Der von Gordon Childe geprägte Begriff der „neolithischen Revolution‘ verkürzt die entwicklungsgeschichtlichen Vorgänge aus heutiger Sicht auf eine unzulässige Weise. Die Veränderung der Wirtschaftsform im Vorderen Orient, in China, Nordafrika oder später in Mittel- und Südamerika war ein über mehrere Jahrtausende ablaufender Prozess, dessen Unumkehrbarkeit erst spät feststand.“"

Auch interessant dazu die englische Variante, die stärker in die Details geht (wen es interessieren sollte):

http://en.wikipedia.org/wiki/Neolithic_Revolution#Consequences_of_the_Neolithic _Revolution

Es gab in der Tat Populationen, die Ackerbau und/oder Viehzucht wieder aufgaben und sich wieder dem Lebenstil der Jäger- und Sammler zuwanden. So eindeutig vorteilhaft war der Wandel nicht, zumal die Sterblichkeit mit dem Ackerbau massiv anstieg und der Gesundheitszustand sich dramatisch verschlechterte. Dass durch die neolithische Revolution erst Eigentum definiert wurde und in der Folge Raub, Kriege und andere Spielarten der Kriminalität sich entwickelten, betrachte ich als interessantes Nebenthema, hat aber für unser Thema einer gesunden Ernährung sicher wenig beizutragen.

Hierzu wieder Wikipedia:

"Gewöhnlich wird der Wandel der Wirtschafts- und Lebensweise zu Beginn der neolithischen Ära als großer Fortschritt betrachtet, da die Menschen durch die landwirtschaftliche Produktion allmählich unabhängig von den Schwankungen im natürlichen Angebot der gesammelten und erjagten Nahrung wurden. Die Ergebnisse der Paläoanthropologie belegen, dass die Bevölkerung nach der Einführung des Ackerbaus stark anwuchs; ihre Versorgung wäre durch Jagen und Sammeln allein wahrscheinlich nicht ausreichend möglich gewesen. Der Feldanbau bedeutete jedoch auch die Konzentration auf wenige Nahrungsmittel und eine starke Abhängigkeit von der Ernte, die wiederum vom Wetter beeinflusst wurde. Die Sesshaftigkeit der Ackerbauern verhinderte rasche Ortswechsel bei Klimaschwankungen und begünstigte Hungersnöte.[11]

Die Skelettfunde aus dem Neolithikum belegen, dass die Körpergröße der Menschen in dieser Phase deutlich abnahm, was Rückschlüsse auf ihren Ernährungsstatus zulässt. Die Lebenserwartung sank deutlich im Vergleich zum Paläolithikum. Nachweislich erkrankten wesentlich mehr Menschen als vorher, vor allem an Infektionen. Die meisten dürften durch häufigen und engen Kontakt mit Vieh nach Einführung der Viehzucht entstanden sein; innerhalb größerer Populationen vermehren sich die Erreger und sterben nicht aus wie in kleinen Gruppen. Masern sollen ihren Ursprung in der Rinderpest haben.[11]

Eine andere Folge der Sesshaftigkeit war die Entstehung von sozialen Schichten, während es bei Jägern und Sammlern nur einen Gruppenführer gibt. Dass mit der Bevorratung von Nahrung und Saatgut und (später) von Viehherden eine Kapitalbildung vorlag, die ihrerseits den Raub lukrativ machen konnte und eine Vorkehr dagegen erzwang, ist nach Ansicht mancher Forscher durch die 11.500 Jahre alte Stadtmauer von Jericho nachgewiesen. Allgemein konnte man einander aufgrund des Sesshaftwerdens bei Konflikten nicht mehr ausweichen.

Zu dieser Zeit scheint der Krieg durch die neolithische Revolution bereits eingeführt worden zu sein."


Lesenswert ferner:

http://www.urgeschichte.uni-tuebinge...ung16_mail.pdf

Sowie:

http://www.amazon.de/Warum-die-Mensc...4068791&sr=1-1

Reichholf vertritt die originelle Theorie, dass es das Bierbrauen war, dass den Anreiz zum Ackerbau und der damit notwendigen Seßhaftigkeit gab. Insgesamt das spannenste Buch zur gesamten Thematik. Top-Urlaubslektüre.

Ansonsten haben wir diese Themen in den Threads zu meinen drei Paleo-Artikeln ausgiebig diskutiert.... .
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