Guten Abend!
Da bin ich wieder und weil der Liebste gleich wieder fort musste zu einer Fortbildung, bin ich nun Strohwitwe und habe Zeit eine kleine Episode aus Mallorca zum besten zu geben, noch dazu eine, die thematisch zum Thread passt, ich habe nämlich Delphin schwimmen gelernt. Oder so ähnlich...
Mit dem Wetter auf Mallorca war ich überwiegend zufrieden, auch wenn es mir scheint, als sei es im Breisgau insgesamt besser gewesen als dort in den letzten 14 Tagen. Vielleicht sollte ich lieber mal ein Trainingslager in Freiburg machen? Egal, kein Schnee wie im letzten Jahr, kein Dauerregen wie im vorletzten Jahr, sondern an ca. der Hälfte der Tage hübsch sonnig und auch schon ganz OK von den Temperaturen (wobei ich mir endlich mal abgewöhnen sollte, die ganzen ärmellosen Radtrikots und die Sommerkleidchen mitzunehmen, denn SO warm ist es ja doch nie) und an den anderen Tagen war es bewölkt und an zweien davon hat's auch mal geregnet.
Es ist neu und fremd gewesen, dort auf Mallorca nur nach Lust und Laune Rad zu fahren und zu große Anstrengungen zu vermeiden. Wie liebe ich die Anstrengungen am Puig Major, von Bunyola hinauf nach Orient (und die super Abfahrt hinunter nach Alaro, die selbst Stümper wie ich ohne zu bremsen hinunter rauschen können), wie liebe ich die Anstrengung von Sa Calobra, dem Coll de Sóller oder Randa! Ich habe mich aber weitestgehend an die Empfehlungen der Ärzte gehalten und bin eher kürzer als länger, eher langsamer als schnell und die Berge eher locker hoch gefahren. Nur am ersten Tag habe ich mir nach Formentor hinaus und zurück die Kante gegeben. Wenn's aber nicht so schönes Wetter war, habe ich auch mal nix gemacht oder bin wandern gegangen (wunderschön von Valldemossa nach Deia und auch schön in der Gegend um Alcudia). Aber es ist nicht so leicht gewesen, ohne ein "schlechtes Gewissen" weniger zu machen, noch dazu mit lauter ehrgeizigen Radsportlern und Triathleten um mich herum. Ich muss es regelrecht wieder erlernen, zu tun worauf ich Lust habe und nicht das, was für einen Wettkampf und die Erreichung von Zielen und Zeiten nötig ist. Mir fällt das besonders schwer, weil ich ja eine zwanghafte Trainingsplan-Einhalterin war, die gemacht hat, was der Trainer sagte und fertig. Gegen Ende des Urlaubes ist es mir aber schon leichter gefallen, als am Anfang. Nicht zuletzt auch, weil in den letzten Tagen leichte Rückenschmerzen aufgetreten sind und Rückenschmerzen mich nach meinem Bandscheiben-Desaster aus dem letzten Jahr leicht panisch machen.
An einem Tag ohne Radfahren dachte ich, dass ich ja mal laufen gehen könnte, damit das Mitnehmen der diversen Laufuntensilien auch eine Berechtigung hätte. Gesagt, getan und locker am Strand los getrabt. Am Tag zuvor hatte ich noch mit den Freunden darüber spekuliert, wie kalt wohl das Meer sei und verkündet, dass es gut war, dass in meinem Gepäck kein Platz mehr für den Neoprenanzug gewesen war (denn den Platz beanspruchte ja diverse ärmellose Radtrikots und Sommerkleidchen für sich), denn das Meer war scheißkalt, so dass ich mich eh nicht hätte überwinden können, mich fürs Inselschwimmen abzuhärten.
Es sollte weniger als einen Kilometer am Strand entlang laufen dauern, bis es nicht mehr die Frage war, wie kalt das Meer wohl ist. Schon von weitem fragte ich mich, was die Menschen da an der Wasserkante taten, denn da war ein kleiner Menschenauflauf aus ca. 15 Personen. Es stellte sich heraus, dass sie einem Delphin dabei zuschauten, wie er sich in der Brandung herum quälte und da nicht weg kam. Ich bin ins Wasser, habe ich bei der Schwanzflosse gepackt und habe ich ins knietiefe Wasser gezerrt. Zum Nachdenken war gar keine Zeit, denn er wurde gleich wieder angespült. Ich geriet etwas in Panik, weil ich erst später geschnallt habe, dass er als Säugetier ja nicht in der Brandung zappelte, weil er keine Luft bekam, sondern dass er "nur" Panik hatte. In dem Moment dachte ich, dass er erstickt. Ich habe Schuhe und alles mögliche an Kleidung vom Leib gezerrt und bin wieder mit dem Tier ins Wasser. Er war ca. 1,5 Meter lang und ganz schön stark. Ich dachte dann, dass er vielleicht weg schwimmt, wenn er erst mal in tieferem Wasser ist und habe ihn deshalb ca. 300 m raus gezerrt. Dafür musste ich an seiner rechten Seite schwimmen, denn er hatte immer die Tendenz nach recht abzudrehen und wieder zum Strand zurück zu schwimmen. Wenn ich ihn an der Rückenflosse und an der rechten Seitenflosse hielt und "steuerte", ging es. Er schien keine Furcht vor mir zu haben, sich eher gestört zu fühlen, denn irgendwann tauchte er ab, zappelte dabei, so dass ich loslassen musste und... schwamm zurück. Toll! Ich habe das dann noch mal versucht, hat wieder nicht geklappt. Dann hielt mir ein Spanier ein Telefon ans Ohr und eine Frau sagte in gebrochenem Englisch, dass sie von Palma aus unterwegs seien und man nicht versuchen solle, den Delphin ins tiefe Wasser zu bringen, sie seien in 40 Minuten da. Was soll ich sagen, die Uhren scheinen in Spanien anders zu gehen, denn es wurden lange eineinhalb Stunden, in denen ich immer wieder ins Wasser musste, weil der Delphin an den Strand kam. Ich habe ihn dann immer wieder ins Brust tiefe Wasser gebracht, wo er dann eine Weile hin und her schwamm. Am Strand habe ich mir natürlich den Arsch abgefroren, nass wie ich war. Netterweise gab mir eine Frau ihre Jacke. Wir hielten immer nach einem Boot Ausschau, aber am Ende kam ein Transit an den Strand gefahren und zwei Leute kamen herbei, eine sehr kleine Frau und ein Typ, die ganz unaufgeregt schauten und erst mal nix machten. Der Delphin schwamm aber mittlerweile auch in ca. 100 m Entfernung auf und ab. Ich bin dann erst mal gegangen, weil ich unfassbar fror und ja nun die Profis da waren. Nachdem ich kochend heiß geduscht habe (Scheiß auf die Ärzte!), bin ich noch mal zum Strand. Da hatten sie ihn gerade an den Strand geholt und offenbar betäubt, denn sie hielten ihn fest und er zappelte, wurde dann aber ganz ruhig. Er wurde auf eine Trage gelegt und zum Auto geschleppt und weg gefahren. Da war ich froh, dass er in guten Händen ist. Und abends am Büffet sah ich die gleichen Menschen, die um das Leben dieses Delphins gebangt haben, sich Fisch nehmen und Fleisch. Mir als überzeugter Vegetarierin erschließt sich die Logik ja nicht.
Naja, aufregend war's jedenfalls und ich bin nun optimal fürs Inselschwimmen vorbereitet, sollte das Wasser dort tatsächlich kalt sein (ab 16 °C wird gestartet, wie gesagt). Die Vorstellung mit Delphinen zu schwimmen habe ich zwar immer mit warmem, glasklarem Wasser, Frieden und Freude und so verbunden, aber was soll's.
Delphin schwimmen kann ich durch das Beisammensein mit dem Verirrten leider immer noch nicht.

Dabei würde ich es so gerne können.
Viele Grüße! J.