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Alt 09.03.2011, 10:26   #103
Jhonnyjumper
Szenekenner
 
Registriert seit: 09.02.2010
Beiträge: 400
Zitat:
Zitat von NBer Beitrag anzeigen
warum nicht. mich persönlich würden die kritischen gründe bzw die heutige sichtweise auf den ddr schulsportunterricht sehr interessieren.....
Nun gut. Ich möchte aber auf Folgendes hinweisen: Wenn ich nun versuche der Aufforderung von NBer nachzukommen, so tue ich das nicht auf Grundlage eigener Erfahrungen. Es ist vollkommen klar, dass es prinzipiell in der Praxis der Schule möglich ist, bestimmte Freiräume zu erhalten, die weniger von Staatsdoktrin durchwirkt sind. Nichtsdestotrotz: in der Körpererziehung der Nationalsozialisten besipiesweise ist selbst der praktische Freiraum von Lehrenden zum Teil durch die Angst vor Repression eingeengt. Was ich sagen will: es gibt sicher einige unter euch, die auch berechtigt positive Erinnerungen an den Schulsport der DDR haben, aus welchen Gründen auch immer:
Da dies Thema ein seht umfangreiches ist und ich in diesem Forum keine Lust habe mich in ellenlangen Ergüssen kund zu tun, beschränke ich mich auf einige wesentliche Punkte und Zitate.
"1. In beiden (!) totalitären Gesellschaftsystemen gilt der Sportlehrer als Anwalt der Staatsideologie, nicht jedoch als Anwalt der Schüler. das sportpädagogische Spannungsverhältnis zwischen der freien Entfaltung des Individuums und den Anforderungen der Gesellschaft wird höchst einseitig zugunsten der jeweils herrschenden gesellschaftlichen Ideologie aufgelöst, so dass eine materiale Bildungsidee vorherrscht (d.h., dass nicht die Interessen der Einzelnen im Vordergrund stehen, sonder dass Sport im Sinne von Funktionären und Repräsentanten der Gesellschaft im Kontext von Ideologien ausgelegt wird, Anm. J.).
2. In beiden totalitären Gesellschaftssystemen stehen Leiblichkeit, Bewegung und Sport, zumeist eingeengt auf leistungs- und wettkampforientierte Sinndimensionen, als Mittel der Gesinnungserziehung und ideologischen Repräsentation des Staates an vorderster Stelle.
(Es soll nicht der Eindruck entstehen, dass beide totalitären Systeme der jüngeren dt. Geschichte gleichzusetzten sind - es gibt viele Unterschiede trotz struktureller Ähnlichkeit, Anm. J.)
(Prohl 2010, S. 66)

aus dem Lehrplan 1969/1973:
"Enstprechend der Zielstellung des Sportabzeichens "Bereit zur Arbeit und zur Verteidigung der Heimat" hat der Sportunterricht die Aufgabe, die sozialistische Wehrerziehung als wesentlichen Bestandteil der klassenmäßigen Erziehung der Schuljugend ...zu unterstützen. Dies geschieht vor allem durch einen intensiven Sportunterricht, an dem sich alle Schüler mit großem Einsatz beteiligen und in dem besonders für den Wehrdienst bedeutende Eigenschaften wie Ausdauer, Kraft und Gewandheit vervollkommet werden" (ich finde diese Ausführungen geradezu verblüffend, wenn man bedenkt, dass im Nationalsozialismus Sport den Männern zur Wehhaftigkeit und Frauen zur Gebährfähigekeit verhelfen sollte, Anm. J)

aus der Methodik des Schulsports, DDR-Autoren um Gerhard Stiehler:
"Die im Sportunterricht zur Anwendung kommenden Ordnungsformen entsprechen denen der nationalen Volksarmee, ... Es sollte vom ersten Schuljahr an systematisch vorgegangen werden. Dann ist es ohne Schwierigkeiten möglich, alle geforderten Ordnungsformen so in den Unterricht einzubeziehen, dass nicht viel Zeit verwendet werden muss" (ebd., 1973; 1994; 221)

Soviel erstmal. Ich denke, es ist recht klar, warum sich an solche Ausführungen Kritik anschließt. Und bitte: nicht jetzt auf das Niveau: "es war aber nicht alles schlecht" kommen - darum geht es hier nicht, wie ich ganz oben schon angemerkt habe,
Grüße,
J.
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