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triathlon-szene.de | Europas aktivstes Triathlon Forum - Einzelnen Beitrag anzeigen - 3 Monate Paleo - eine Absage
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Alt 03.02.2011, 11:41   #1
Bonafides
 
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3 Monate Paleo - eine Absage

Hattet Ihr auch dieses elende Paleo-Geplänkel satt? Nervte Euch sowohl die Fleisch-Propaganda, als auch die Kohlenhydrat-Manifeste? Mich jedenfalls dermaßen, dass ich es tatsächlich getan habe und mich von den Steinzeit-Avantgardisten habe anstecken lassen: Brot und Milch verbannt, Fleisch und Körner einverleibt. 3 Monate lang, konsequent den Nudelnymphen die Stirn geboten.

Es war neben Tanja aus der elften Klasse das dümmste, das ich jemals tat. Aller Anfang ist schwer, las ich allenthalben. Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne, bei Hesse. Jedoch war dieser Zauber schnell verflogen, ebenso wie das Lauftempo und die Laufumfänge. Durchweg lief ich mit 10 Schläge über Soll bei einer Tempoverringerung; Vergleichsgruppe waren die Trainingsaufzeichnungen des letzten Winters. Relativierend obliegt es dem Anspruch der Redlichkeit hinzuzufügen, dass es gegen Ende dieser 3 Monate besser wurde. Letztendlich erreichte ich jedoch nicht das Niveau des vergangen Winters.

Ich versprach mir ferner eine Gewichtsreduzierung. Dass es auf eine negative Energiebilanz ankommt, war mir nicht entgangen. Ich hatte aber nicht das Gefühl meinen Tagessoll von 1800kcal - 3800kcal gedeckt zu haben; letzteres würde 3,8kg Hühnerbrust entsprechen, oder 300g Hühnerbrust und 350ml Olivenöl.
Bisweilen hatte ich den Eindruck richtig aufgeschwemmt zu sein, wenngleich - so werden mir die Pinken unter Euch eindoktrinieren - es eher bei Kohlenhydraten und deren Affinität zu Wasser der Fall zu sein scheint.

Im Übrigen leidet das Sozialleben. Während alle sich den Döner einverleiben, spart man sich die Diskussion nebst Erläuterung des nur Fleischhabenwollens und isst, begleitet von Missgunst, nichts. Dass die holde Kassiererin, eine brünette 8/10, Vegetarierin ist und von dem fortwährenden Durchziehen von Fleisch, Thunfisch und Konsorten ihren Ekel auf mich übertrug, ist naheliegend. Immer wieder rief ich mir ins Gedächtnis: Du bist Einzeljäger. Es nur eine Frage der Zeit, bist du das Wild erlegt.

Mithin stellte ich fest, dass ich meine sportliche Leistung verlor, das Gewicht halten konnte (Erfolg?), wie letztes Jahr diesen Winter gleichsam von einer Erkältung verschont blieb (Erfolg?) und die 8/10 an der Kasse nicht abgreifen konnte. Von dem propagierten besseren Schlaf merkte ich auch nichts. Einzig stellte ich fest, dass der Blutzucker nicht derart schnell in den Keller sackte, wie ich es gewohnt war, d.h. Heißhungerattacken waren keine zu verzeichnen.

Mein Fazit: Das Paleo-Konzept beinhaltet eine Zielgruppenproblematik. Sicherlich mag es als Zufluchtsort derer dienen, die eine Gewichtsreduzierung anstreben. Aber eine Gewichtsreduzierung ist schon deswegen evident, weil bewusster gelebt wird. Bewusster leben ist aber nicht auf Eiweiß und Fette beschränkt.

Ferner sollte man verheiratet sein. Wer Torten im Supermarkt abgreifen will, sollte auf die 4kg-fleischessene Hammerwerferin umsteigen.

Und: Bei 2-3 Mal die Woche 10km Laufen lässt sich der Fettstoffwechsel enorm trainieren, da kann nach Lust und Laune nüchtern drauf losgelaufen werden. Wer aber das Fünffache in der Woche abläuft, der muss sich Fragen, ob er besser 10km "nüchtern" laufen will oder aufgeladen 20km. Insofern kann Paelo denjenigen helfen, die wenig Zeit zur Verfügung haben.

Aber, liebe Höhlenwandmaler, beachtet: Laufen kommt vom Laufen! Wer keine Zeit investiert, trotzdem schneller werden will, dem wird Paleo nur sehr bedingt beim Lösen des Paradoxons helfen. Warum zum Teufel sich überhaupt die (zeitlich aufwendige) Mühe machen einem Trend hinterher zu leben, anstatt 2 Mal die Woche mehr zu laufen? Essen macht nicht schnell, kann höchstens unterstützend wirken.

Also liebe pinken Gifte und alle, die es werden wollen: Fragt Euch, welcher Zielgruppe Ihr angehört. Seid Ihr übergewichtig, langsam, verheiratet, und wollte es bleiben, dann kann Euch Paleo helfen. Wenn nicht, dann grüßet mir Eure Milch, Euer Brot und Eure persönliche Bestzeit. Ich muss jetzt zur Kasse, meinem genetischen Erbe gerecht werden und etwas für die Evolution tun!