|
Triathlon als Lifestyle?
In verschiedenen Threads wird das Thema der „Kommerzialisierung des Triathlons“ besprochen. Ich habe mir auch mal meine Gedanken dazu gemacht.
Ich mache nun seit 15 Jahren diesen Sport und bin damit nicht wirklich ein alter Hase.
Meinen ersten Triathlon hab ich am Fühlinger See gefinished. Damals, 1995, waren auf der Volksdistanz 76 Ahtleten unterwegs. Ich war mit einem selbstgebastelten, ziemlich schrottigen, „Sportrad“ unterwegs und keinesfalls der einzige der mit solch einem Equipment unterwegs war. Nur die ersten hatte richtige Rennräder. Ich hab als Vorletzter den Zielstrich erreicht und ab da hat mich das Virus „Triathlon“ infiziert.
In den folgenden Jahren hab ich mehr oder weniger oft an Wettkämpfen in der Umgebung teilgenommen und Triathlon immer als sehr spassigen Einzelsport mit vielen Menschen erlebt. Man hat sich während des Geschehens immer gegenseitig aufgemuntert und der Finishergedanke stand im Vordergrund.
Zu dieser Zeit boomte Triathlon durch, Hellriegel, Leder, Zäck, Niedrig und so weiter. Das waren meine Helden. Drafting war verpönt und ein hinterhergrufenes „Lutscher“ ließ die „Cheater“ wenigstens noch zusammenzucken.
Ich will gar nicht alles schön reden oder gar sagen, früher war alles besser. Es war definitiv anders. Ich hatte auch nie Trainingspläne oder Ernährungskonzepte, niemals eine Radbiometrie noch einen Feldstufentest. All dies ist mittlerweile normal.
Anfänger werden mit Angeboten von Experten und solchen die es sein wollen überhäuft.
Allein hier in Köln und der weiteren Umgebung gibt es drei „Radbiometriker“, mindestens drei kommerzielle „Rookie-Projekte“ und unzählige Leistungsdiagnostiker die individuelle Trainingspläne für Einsteiger schreiben.
Auch diese Dinge sind nicht „des Teufels“ und haben bestimmt so manchen schon zu einer Leistungsverbesserungen geführt. Ich bezweifle auch nicht das ab einem bestimmten Leistungsniveau diese „Schrauben“ den Unterschied machen. Aber mittlerweile entsteht der Eindruck das kein Mensch einen Volkstriathlon bewältigen kann ohne vorher mindestens 6 Monate nach Plan zu trainieren, ein ausgeklügeltes Ernährungskonzept einzuhalten und sich von einem „Fachmann“ auf das neue 2000€ teure Rad setzen zu lassen. Ich habe wirklich kein Problem damit das Menschen am Triathlon verdienen. Arne zum Beispiel der mit seiner Plattform viel für uns Athleten macht. Fritz Buchstaller und German Altenried die als Urgesteine des Triathlons immer schon da waren. Hannes Blaschke der die Menschen immer auf die mythische Insel verfrachtet hat und letztlich auch Menschen wie Kurt Denk und Uwe Jeschke(Ihr verzeiht mir die Parteilichkeit) die eine Vision haben und versuchen diese umzusetzen. All diese „Macher“ haben mE Triathlon im „Herzen“.
Was sich aber zunehmend bemerkbar macht, ist die Einsicht das im Triathlon Geld zu holen ist. Es kommt mir vor als wenn immer mehr Menschen auf den fahrenden Zug aufspringen möchten um ihre Schäfchen ins trockene zu bringen bevor der Zug in zwei bis drei Jahren an Fahrt verliert. Da schreiben Leute Bücher über Triathlon die noch keine Volksdistanz hinter sich gebracht haben, da machen sich Menschen zu „Profitriathleten“ die mal in der 2.Bundesliga gestartet sind und da sind „Experten“ die mir sagen wollen das ich ohne NEMs gar nicht vernünftig trainieren kann. Die WTC ist von Heuschrecken beseelt und auch die Challenge-Serie hat einen ungebrochenen Expansionsdrang.
Wenn ich „Fachzeitschriften“ aufschlage gibt es auch dort unzählige „Produktinformationen“ und Adressen wo man sich sein Training gestalten lassen kann.
Letztlich geht es um Profit. Ich bin weiss Gott kein Konsumverweigerer und habe auch gerne „die große Bühne“ beim Zieleinlauf. Doch irgendwann ist die kritische Masse erreicht wo es mir keinen Spass mehr macht.
Vor ein paar Jahren gabs im Paralelluniversum mal die Frage: „Qou vadis, Triathlon“ Ich denke das wissen wir nun.
Nun genug dieser trüben Gedanken. Liegt bestimmt am Regen. Alles in allem ist es doch nur schwimmen, radfahren und laufen.
|