Zitat:
Zitat von KalleMalle
Danke. Das bringt mich zu folgenden - vielleicht nicht ganz zu Ende gedachten - Thesen:
Das Problem hat zwei Aspekte.
a) Fairness im Sport
b) Gesundheit
Zu a)
Es sei mal die Frage erlaubt, weshalb sich der Sport selbst Regeln gibt, deren Einhaltung er nicht kontrollieren kann.
Die Konsequenz wäre Aufhebung aller Dopingverbote.
Dem Zuschauer als "Sportkonsument" wird es herzlich egal sein. Es hat schließlich auch nie jemanden gestört, daß Michael Schumacher mehrfach mit unfairen Mittel gearbeitet hat. War doch spannend.
Was allerdings damit leider verschwindet, das ist das Berufsbild eines "sauberen" Leistungssportlers. Aber ist das sowieso nicht ebenso absurd wie das von einem "rücksichtsvollen" Bankmanager?
Bleibt also b)
Die Tatsache, daß sich Menschen selbst wissentlich durch Einnahme irgendwelcher Substanzen schaden wird man nie verhindern können (siehe Rauchen, Saufen, ungesundes Essen, usw.).
Es genügt also, ungewollte Schädigungen zu verhindern.
Dazu sollte es doch meines Erachtens genügend Straftatbestände wie z.B., Körperverletzung, Produkthaftung etc. geben, die entsprechend wirken.
Ggf. muß man noch drüber nachdenken, für einige Substanzen Herstellung und Vertrieb zu kontrollieren.
Wenn heutzutage die Qualitätssicherung eines ordentlichen Automobilherstellers in der Lage ist, auch Jahre später noch die Herkunft eines defekten Bremsattels zurückzuverfolgen bis in die Gießerei, die den Rohling gegossen hat, dann wird es ja wohl auch möglich sein, den Verbleib von etlichen Kanistern Clenbuterdingsbums nachzuverfolgen.
Und wer sich Zeugs ausm Internet zur intravenösen Anwendung bestellt, der fällt wieder unter "selbst wissentlich".
Was meint Ihr dazu ?
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@Kalle:
Ich versuchs mal...
zu a) Egal sollte und kann es dem Zuschauer nicht sein. Würde es ihm auch nicht sein! Spätestens dann nicht, wenn die ersten Frankenstein Exemplare grüne Soße blubbernd zur besten TV Zeit im Zielkanal zusammensacken.
Es wäre am Ende (und dieses Ende käme relativ schnell...) ein Wettbewerb zwischen Pharma- und Biotech Konzernen, mit Gestalten welche einer modernen Giftmischerei entspungen sind.
Natürlich haben wir schon heute die einen oder anderen Pharmakologen und "Mediziner" im "Spiel", aber wenn man den "Teufel mit dem Belzebub" austreiben will (sprich Freigabe von Doping!) erhält man Freifahrscheine zum Suizid.
Ich habe viel Unfug und Übles gesehen. Ich habe viel an Gutgläubigkeit verloren. Ich weiß aber, dass Siege auch ohne unerlaubte Mittel auch heute noch möglich sind und das diese Sportlerinnen/Sportler es zu beschützen gilt. Dies gelingt nicht durch Freigabe von Doping! Dies gelingt auch nicht zu 100% durch die immer noch lückenhafte und oft viel zu geringe Kontrolle und noch viel verbreitet ungeschickte Handhabung.
Die Alternative wäre aber wesentlich grausamer, als die, sich ab und an die Birne zu zerbrechen, ob man sich wirklich so "richtig mitfreuen" kann/soll.
Zu "Topmanagern" (und dem wiederholt benutzen Einwand das diese Burschen in den Topetagen sich auch böse Dinge reinziehen...):
Hier steht für mich der Topsportler in einer ganz anderen ethischen Wertigkeit als der Topmanager, und zwar in Bezug auf die Vorbildfunktion bei Schülern und Jugendlichen.
Diese kennen keinen Ackermann oder Obermann (z.B. !), aber die kennen "ihr" Sportvorbild. Und wenn dieses Vorbild vor laufenden Kameras dann vollkommen frei und erlaubt sich das Mittel "h2XYZ" reinzieht, werden die entsprechenden Nachahmeffekte und Folgen grausamer für uns Alle sein, als das was uns bisher "geboten" wurde und wird.
zu b)
1) Zum wiederholten Male nun erklärend: Es ist eben nicht überall wirklich ein STRAF-TATBESTAND, u.a. auch nicht im Germanenland. Und deshalb sind die Aufdeckungs/-Entdeckungsquoten auch so niedrig. Eben weil die durchgreifenden Mittel (Telefon abhören, Hausdurchsuchungen) nur in ganz wenigen Ländern gesetzlich verankert sind (wie z.B. Italien, nun auch Spanien...).
Die Wirksamkeit solcher Maßnahmen zeigen sich ja offensichtlich. Die jetzt aufgedeckten Vorgänge sind u.a. gerade wegen abgehörten Telefongesprächen erst möglich gewesen!
Wenn dies bei uns auch so gesetzlich geregelt wäre (nur mal Wunschgedanke...), würden heute viele "sportliche Volkshelden" ganz einfach und schnell enttarnt und erwischt sein. Ob das gewollt ist (vom Fan...und/oder vom Funktionär..., lass ich mal offen, ich habe da so meine Erfahrung gemacht).
ALSO: Schreib deinem Bundestagsabgordneten, mach ihm Druck -so wie bei "Stuttgart 21"

- lass Zehntausende auf die Straße gehen (ich wäre dabei!) - und die betreffenden Sesselfurzer bewegen sich dann auch ... (Ironie).
2) Das ist generell auch eine Frage des Geldes (das kostet richtig Kohle). Nicht unbedingt des nicht Machbaren.
Der Automobilhersteller z.B., welchen du anführst, legt die entsprechend entstehenden Materialkosten in seinen Produktions- Verkaufspreis um. Ich weiß was so etwas beim Blut usw. kostet, da stößt man schnell als Einzelveranstalter, oder Einzelverband, an Grenzen. Auf das Ganze gesehen. Für 10 bis 30 Kandidaten kannst du so etwas mal 'ne Weile durchhalten. Nicht aber bei der Masse.
Beim Sport ist nicht alles so 1:1 machbar wie in der Industrie. Auch weil u.a. hier oft, selbst im professionellen Leistungsbereich, noch viel von ehrenamtlich tätigen Funktionären abgewickelt wird.
PS: Ich finde es gut, dass du dich so intensiv damit beschäftigst. Es ist eine "schwere Materie". Es wird hier leider nie den Königsweg geben und deine und meine Nachfahren werden wahrscheinlich - oder vielleicht -, etwas schlauer sein?.
Gruß,
Kurt