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You've got mail:
"gute zwei Jahre sind rum, also ist es mal wieder an der Zeit für eine neue Adresse
Nach einigen interkulturellen Schwierigkeiten (deutscher Anspruch an vernünftige Handwerksleistung trifft auf chinesisches Improvisationstalent) und einigen Kompromissen (riesen Boiler im Kleiderschrank, dafür aber warmes Wasser im Bad) konnten wir nun endlich in unsere neue Wohnung einziehen. Obwohl ich erst knapp zwei Monate Hotelleben hinter mir habe (und mich ernsthaft frage, wie Michel das jetzt fast ein Jahr lang ausgehalten hat), freuen wir uns riesig, jetzt endlich wieder im eigenen Bett schlafen zu können und ENDLICH wieder eine Küche zu haben.
In den nächsten ca. zweieinhalb Jahren erreicht Ihr uns wie folgt:
[...]
Shenyang 110006
China
Inzwischen haben wir uns recht gut in China eingelebt. Es gibt noch einige andere Expats in Shenyang und vor allem bei den regelmäßigen Damenkränzchen geht es immer recht lustig zu und "die Neuen" werden mit allerhand nützlichen Informationen versorgt (beste Mani/Pedi, Schuhläden und so...). Und auch die Chinesen sind immer bemüht, uns bestmöglich zu unterstützen. Unsere Kontoeröffnung bei einer chinesischen Bank lief so ab, dass M. bei der Personalabteilung um Infos gebeten hat, zwei Tage später wurde ihm dann seine neue EC-Karte überreicht. Hier ging der Service sogar so weit, dass schon jemand so freundlich war, auf der Rückseite für ihn zu unterschreiben. Aber glücklicherweise nicht in Schriftzeichen, so dass er zumindest eine Chance hat, seinen Namen nachzumalen .
Da M. beruflich ab und zu unterwegs ist und ich ihn dann möglichst auch begleite, konnte ich jetzt schon einige Tage in Beijing verbringen und dort immer wieder neue Ecken entdecken. Letzte Woche waren wir in Xiamen, einer netten Stadt am Meer direkt gegenüber von Taiwan. Das Wochenende haben wir in Hong Kong verbracht und heute geht es wieder "nach Hause" (also Shenyang). Es ist wirklich toll, dass wir so hin und wieder die Gelegenheit haben, auch andere Ecken von China kennen zu lernen und immer wieder neue Eindrücke von Land und Leuten zu bekommen. Aber nichts desto trotz freue ich mich jetzt schon unglaublich darauf, nächste Woche für drei Wochen "ganz nach Hause" (also Deutschland) zu fliegen und in dieser Zeit zwei Wochen mit M. und der Familie in Frankreich zu verbringen. Die Unterscheidung "zu Hause" und "ganz zu Hause" ist hier übrigens recht verbreitet...
Ansonsten kann ich nach gut drei Wochen täglichem Sprachunterricht berichten, dass man die chinesische Sprache entgegen meinen anfänglichen Befürchtungen sehr wohl erlernen kann, dass es allerdings recht lange dauert . Man lernt recht schnell, ein paar mehr oder weniger sinnvolle Sätze von sich zu geben, wenn "der Zuhörer" jedoch antwortet, ist das "Gespräch" schnell vorbei. Tischreservierungen in Restaurants laufen derzeit noch so ab, dass ich "hallo ich möchte heute abend in ihr restaurant gehen 12 personen 18 uhr S." ins Telefon rufe, auflege und hoffe, dass es klappt - was bisher immer der Fall war. Man wird dann abends auch direkt mit einem Lachen begrüßt und alle "Ausländer" werden in den gleichen Raum geschickt, denn es gibt so wenige in Shenyang, dass die nach Ansicht der Chinesen eh alle zusammengehören müssen - was bisher auch immer der Fall war. Meine Sprachkenntnisse sind jedenfalls durchaus noch ausbaufähig. Tja, und das Schreiben der Schriftzeichen führt dazu, dass man sich mal wieder wie ein Erstklässler fühlen darf und gelobt wird, wenn man zu Hause "ich bin aus Deutschland und ich esse gerne Brot" ins Hausaufgabenheft geschrieben bzw. im Augenblick eher noch gemalt hat. Aber auch hier habe ich die Hoffnung, dass das noch mal besser wird."
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