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Tag 5 meines Abenteuers:
Donnerstag später Abend und meine Dämonen haben mich endgültig eingeholt.
Es wäre ja auch zu schön gewesen wenn die ganze Woche mal gut verlaufen wäre.
Aber ich falle eben immer wieder darauf herein das alles gut werden würde.
Morgen steht die Königsetappe auf dem Plan und ich hatte mich so darauf gefreut endlich die erste 100 km Tour meines Lebens auf dem Rad zu machen.
Das stellt für mich einfach einen Meilenstein in meinem Training dar und nun ist doch wieder alles kaputt.
So wie es aussieht werde ich morgen gar nicht mitfahren, ist doch sowieso alles völlig sinnlos.
Schaffe es einfach nicht, bin also wieder da angekommen wo ich hingehöre nämlich auf dem Boden der Tatsachen.
Tief im stinkenden Morast meiner verdammten Krankheit und nach den Tagen in der Sonne wird es nun wieder Zeit sich im Dreck zu suhlen.
Mag niemanden sehen und am besten ist es wohl wenn ich mich die restlichen Tage hier in meinem Bungalow begrabe.
Einfach nur die Decke über den Kopf ziehen und die restliche Zeit an mir vorüber ziehen lassen, das ist doch sowieso das einzige was ich gut kann.warum das heute mal wieder so kam kann ich auch nicht sagen, es gab keinen Vorfall oder irgendein Ereignis an dem ich es festmachen könnte.
Wie aus dem Nichts überfiel mich gegen 18 Uhr am Pool diese abgrundtiefe Traurigkeit und Schwermut.
Ich saß nach einem doch sehr angenehmen und schönen Tag am Pool und hatte eigentlich vorgehabt nochmal 30 min ins Wasser zu gehen.
Das offizielle Training mit Ute lief gerade und ich wollte direkt danach wenn alle sich zum Abendessen fertig machten nochmal in den Pool springen und einen Kilometer kraulen.
Genau wie am Vortag 200 m Einschwimmen und dann noch 8x 100 m um meine Muskulatur langsam wieder an die Bewegungen und die Belastung zu gewöhnen.
Doch wie ein Blitz aus heiterem Himmel war alles Gute und Schöne wie weggeblasen.
Ich vergrub mich so tief es ging in mich selbst und in meine Liege, wollte nichts mehr sehen und vor allem nicht gesehen werden.
Die Schirmmütze so weit es ging in das Gesicht gezogen lag ich wie erstarrt dort in der Sonne und wagte kaum zu atmen.
Ich wollte nicht auffallen und einfach nur weg.
Doch dafür musste ich ja aufstehen und würde dann bestimmt automatisch eine Menge Blicke auf mich lenken.
Ich war also wieder einmal in meinem eigenen Irrsinn gefangen. Diese Gedanken entbehrten natürlich jeder Realität doch das drang nicht bis in mein Bewusstsein vor.
Das sind dann immer so real erscheinende Eindrücke und ist nur sehr schwer zu verstehen wenn man es nicht selber erlebt hat. Eine perfekte Halluzination der Psyche, dieser verdammte Geist ist schon für einige wundersame Dinge verantwortlich.
Nach einiger Zeit wurde dann der innerliche Druck der sich in mir aufbaute einfach zu groß und es war an der Zeit zu flüchten, ohne Rücksicht auf Verluste.
Also stand ich auf, schnappte mir meinen Rucksack und verließ schnellen Schritten den Poolbereich ohne mich umzuschauen oder irgendjemanden anzusehen.
Nur weg von dort so schnell wie möglich.
Ich war heilfroh als ich dann mit Schweiß nassen Händen meinen Bungalow erreichte und verkroch mich direkt in meiner Burg.
Rauf auf die Couch und unter die Decke vor den laufenden Fernseher.
Doch das Grauen folgte ja später noch unausweichlich, ich musste ja noch zum Abendbrot.
Ohne ausreichendes Essen geht hier ja gar nichts, außerdem hatte Ute immer ein waches Auge auf mich ob ich dort auftauchen würde oder nicht.
Also stellte ich mich notgedrungen unter diese verhasste Dusche und machte mich dann gegen 8 Uhr auf zum Essen.
Dort schlang ich dann so schnell es ging 2 Teller mit warmen Speisen herunter und vermied dabei so gut es ging jedes Wort und jeden Blickkontakt.
Eine gute Viertelstunde später war ich dann wieder zurück und liege seitdem im Dunkeln vor dem Fernseher.
Frustriert, ängstlich und ohne jeden Funken Hoffnung wie ich den Rest des Trainingslagers überstehen soll.
Dabei hatte der Tag sehr gut begonnen heute morgen. Gegen 6 Uhr war ich wach und auch fit, die Beine fühlten sich zwar noch etwas schwer an, aber im Kopf war ich klar und hellwach.
Ich trank gemütlich einige Tassen Kaffee und nach einer kurzen Stippvisite ging es dann zum Frühstück.
Dort fragte mich dann Elfie aus dem Team ob sie sich zu mir setzten dürfte und ich sagte tatsächlich ja.
Das war eine sehr gute Entscheidung denn es entwickelte sich ein sehr angenehmes Gespräch zwischen uns.
Ihre ruhige und sachliche Art gefiel mir sehr gut und irgendwie tat es mir auch gut mal am Morgen mit jemandem zu sprechen.
Danach ging es auch zügig in die Radklamotten denn heute sollte ja wieder ein bisschen Rad gefahren werden. 3 Stunden mit einem anschließenden kurzen Koppellauf stand auf dem Programm und so trafen wir uns bei bestem Wetter, warm und sonnig, am obligatorischen Treffpunkt.
Unterwegs merkte ich dann sehr schnell das ich tolle, kraftvolle Beine hatte und es machte richtig Spaß über die wellige Strecke zu radeln.
Später gab Ute mir dann noch eine Menge Tipps zum richtigen Bergfahren und zum ersten Mal in meinem Leben verstand ich dann auch den Sinn von Klickpedalen.
Eigentlich ja ziemlich peinlich doch sie hat mir damit wirklich sehr geholfen.
Nach genau 3 Stunden waren wir wieder am Hotel und ich machte bei brütender Hitze noch den geforderten Lauf von 15 Minuten.
Danach war ich dann aber wieder ziemlich platt, zumindest körperlich. Was mich dann gegen Abend noch psychisch aus den Schuhen hauen würde konnte ich da noch nicht ahnen.
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