Nun geht es ans Eingemachte: Um ganz ehrlich zu sein, hier fällt es mir sehr schwer, eine Zusammenfassung dessen zu bieten, was machbar ist und auch von vielen Leuten gebaut worden ist. Es gibt sehr viele Bauanleitungen im Netz, deren Vorzüge und Nachteile man nur oberflächlich beurteilen kann, wenn man sie nicht selbst nachgebaut hat. Ich habe natürlich die allermeisten Bauanleitungen nicht selbst praktisch nachvollzogen, teilweise weil sie mir nicht tauglich erschienen, teilweise weil sie für Anwendungen konzipiert sind, die mich nicht interessieren. Bei den Lampen, die ich nicht selbst besitze, muss ich mich auf Erfahrungsberichte verlassen, sei es nun von persönlich bekannten oder aus Internet-Foren. Die Erfahrungen sind dabei allerdings einigermaßen konsistent, wenn man ähnliche Ansprüche voraussetzt. Ich werde hier die meiner Meinung nach brauchbarsten Bauanleitungen vorstellen und darüber hinaus ein paar kommentierte Links auf andere Projekte anhängen.
Von notorischen Bastlern abgesehen, greifen nur die Leute zum Selbstbau, die mit den Eigenschaften der kommerziell erhältlichen Systeme nicht zufrieden sind - sei es zu geringe Helligkeit, zu kurze Laufzeit oder zu hoher Preis. Die meisten Bastelanleitungen sind zu einer Zeit entstanden, als es keine Alternative zum Selbstbau gab: LED-Scheinwerfer fürs Fahrrad waren nicht verfügbar (und wenn es um zugelassene solche mit rennradtauglicher Helligkeit geht, gilt dies heute noch), richtig helle Halogenscheinwerfer und HID höchstens von Lupine zu Preisen, bei denen die meisten doch lieber erstmal zum Lötkolben greifen. Die Situation sieht Stand heute deutlich besser aus für Fertig-Käufer, eine Straßenzulassung besitzen die hellen Lampen jedoch alle nicht. Darüber muss man sich in jedem Fall im Klaren sein: jede Selbstbaulampe ist illegal im Geltungsbereich der STVZO, denn eine Lampe muss eine Bauartprüfung beim Kraftfahrbundesamt bestehen und von eben jenem KBA eine K-Nummer zugewiesen bekommen, damit man sie legal im Straßenverkehr benutzen darf.
Die Alternative heisst freilich im Blindflug unterwegs zu sein. Die rechtliche Seite ist an anderer Stelle beschrieben - die Diskrepanz zwischen erlaubten >330W Lichtleistung am Auto und 2,4W am Fahrrad ist rational nicht zu erklären...
Ganz grob gesagt, kommen Straßen- und Waldwegfahrer mit LED-Basteleien am besten weg, Singletrailfahrer mit begrenztem Budget mit IRC-Halogenstrahlern, wer ein bisschen mehr Geld übrig hat oder keine Lust, mehrere Kilos an Akkus mitzuschleppen, muss dann wohl zu HID-Lösungen greifen. Für LED und Halogen-Scheinwerfer gibts Bauanleitungen in Hülle und Fülle im Netz, von denen ich hier die meiner Meinung nach brauchhbarsten beispielhaft vorstelle.
Mich haben im Wesentlichen LED-Lampen interessiert, zum einen, weil sie sich recht einfach am Dynamo betreiben lassen, zum anderen weil sie im Akkubetrieb sehr lange recht helles Licht liefern. Selbst im unwahrscheinlichen Fall, dass der Akku frühzeitig schwächelt, geben sie immer noch ein halbe Ewigkeit ausreichendes Positionslicht.
Den geringsten Materialaufwand hat man, wenn man LEDs mit einem Dynamo verheiratet - vorausgesetzt ein brauchbarer Nabendynamo ist bereits vorhanden. Um eine oder mehrere Luxeon III LEDs, also die 3W-Typen von Lumileds anzuschliessen, braucht man lediglich einen Gleichrichter und eben die LED(s). Man könnte auch ganz ohne Gleichrichter auskommen, wenn man die LEDs antiparallel verschaltet, jedoch würde ich das gar nicht empfehlen, denn die LEDs bekommen dann jeweils nur jede Halbwelle mit. Sie leuchten also nur halb so hell, wie sie eigentlich könnten. Auch sehr empfehlenswert ist ein Glättungskondensator hinter dem Gleichrichter - damit kann man die Phasen überbrücken, in denen die Durchlassspannung nicht erreicht wird und erhält dadurch auch eine bessere Helligkeit.
Elektrisch ist die Sache also recht einfach: man nehme 4 Schottky-Dioden, einen Kondensator und 1-4 Luxeon III LEDs, baue aus den Dioden eine Grätz-Brücke und schalte die LEDs in Reihe an den Gleichspannungsausgang der Brücke und den Kondensator parallel dazu. Das Schaltbild gibts z.B. unter
http://tandem-fahren.de/Mitglieder/F...haltbild-2.jpg
Ich bin eine Weile lang mit diesem Setup herumgefahren, war aber nicht so richtig glücklich damit, hauptsächlich wegen des schlechten Dynamos und zum Teil auch wegen der suboptimalen Optiken von Fraen. Ein Dynamo liefert so um die 500mA Strom, meiner wohl eher noch weniger und der empfohlene Strom zum Treiben der LEDs liegt bei 700mA - wobei 1A bei ausreichender Kühlung noch erlaubt ist. Die Fraen Optiken streuen zu stark, selbst bei Narrow beam, da geht zuviel von dem ohnehin schon spärlichen Licht verloren. Ich war nicht begeistert. Mittlerweile habe ich einen besseren Dynamo und auch bessere Optiken und werde diesen Winter nochmal einen Dynamo-Versuch starten.
Soweit der einfache Teil. Interessant wir die Unterbringung der LEDs mitsamt Optiken in einem Gehäuse, dessen Befestigung am Rad und die Kühlung der LEDs. Ein einfach zu realisierender Ansatz findet sich unter
www.mtb-biking.de/lampen/led/ledlamp.htm - der Einbau einer Luxeon LED mitsamt Fraen-Optik in einer E27 Lampenfassung. Wenn man die passende Lampenfassung findet (ich hatte da einige Schwierigkeiten), passt alles genau rein, die Abwärme der LED soll durch eine Maschinenschraube nach aussen geleitet werden.
Ein deutlich professionelleres Gehäuse hat der User "raymund" aus dem mtb-news Forum entwickelt. Fotos gibt es z.B. auf
http://www.mtb-biking.de/lampen/led/ray.htm . Die gebräuchlichste Variante ist die für zwei LEDs, welche für 3, 4 und mehr sind aber auch produziert worden. Das Gehäuse ist für die MOBDAR-Optiken von Gaggione konstruiert, die sich durch ihren engen Abstrahlwinkel von ca. 10° hervorragend zum Rennrad fahren eignen (mit dem Problem, dass man entgegenkommenden Verkehr potentiell blendet - aber IMHO auch nicht stärker als mit einem Autoscheinwerfer). Das Gehäuse wird im Thread
http://www.mtb-news.de/forum/showthread.php?t=140852 besprochen. Wegen mangelnder Nachfrage wurden im letzten Jahr keine mehr produziert. Raymund hat aber signalisiert, dass er die Konstruktionszeichnungen und Kontakt zum Produzenten zur Verfügung stellen würde, falls jemand anders nochmal eine Sammelbestellung anleiern möchte. Meiner Meinung nach ist das mit Abstand das beste Gehäuse, das man für Eigenkonstruktionen mit Luxeon LEDs verwenden kann.
Ich verwende das Gehäuse mittlerweile für Akkubetrieb meiner zwei Luxeon-LEDs. Akkubetrieb ist allerdings aufwendiger zu realisieren: Da die Strom-Spannungskennlinie von LEDs sehr steil ist, kann man im Allgemeinen keine Akkus direkt an LEDs anschliessen. Wenige zehntel Volt Änderung an der Spannung verursachen große Veränderungen der Durchlasströme. Eine LED ist eben kein ohmscher Widerstand! Den maximal zugelassenen Strom durch die LED sollte man aber penibel einhalten, denn sonst ist die LED irreparabel zerstört. Die billigste Variante wäre es, einen Vorwiderstand vor LED zu schalten, die den Strom begrenzt. Unglücklicherweise müsste man den zu jeder LED extra ausmessen, da die Produktionsschwankungen doch sehr groß sind. Darüber hinaus wird überschüssige Spannung am Widerstand in Wärme verheizt und man verschenkt kostbare Akkukapazität.
Korrekt wäre hier also die Verwendung einer Konstantstromquelle. So etwas gibt es in diversen Online-Shops zu kaufen, jedoch haben die meisten davon einen suboptimalen Wirkungsgrad - oft nicht mehr als 70%. Der User JuergenH aus dem mtb-news Forum hat eine geniale kleine Schaltung entworfen, einen "low drop Stromregler", der einen recht hohen Wirkungsgrad hat und nebenbei noch direkt ins raymund-Gehäuse passt. Ein solcher Regler funktioniert in einer meiner Lampen ganz hervorragend, Schaltbild gibts unter
http://www.mtb-news.de/forum/showthread.php?t=176828
Bei zwei Luxeon III kommt man mit einem 7,2V LiIon-Akku grade noch so hin. Für mich die ideale Lösung für Strasse und schnell befahrene Waldwege, gibt rein rechnerisch so ca. 6 Stunden volles Licht, wenn die Akkukapazität zur Neige geht, gibts aber noch für mehrere Stunden immer dunkler werdendes Licht. Ich bin aber tatsächlich noch nie so lange gefahren, dass sie mal abgeschaltet hätte - bei der Mirage mit 4h ists schonmal recht knapp geworden. Drei LEDs könnte man an einem 12V Akku vernünftig betreiben.
Wer den Aufwand scheut, oder kein Gehäuse oder Stromregler mehr abkriegt, kann auch mit dem oben schonmal erwähnten Conrad-Spot gut klarkommen. Die Optik soll der MOBDAR recht ähnlich sein, wenn nicht sogar eine solche verbaut ist (habe selbst keinen solchen Spot, nur einmal bei nem Bekannten gesehen und viel drüber gelesen). Die Elektronik ist zwar nicht so effizient, wie die von JuergenH, lässt sich aber mittels der unter
http://www.mtb-news.de/forum/showpos...4&postcount=61 beschriebenen Modifikationen etwas verbessern. Für weniger begnadete Elektronikbastler wird sich das wohl im Entfernen des Gleichrichters erschöpfen. Eine Modifikation zum Betrieb des Spots am Dynamo ist in
http://www.mtb-news.de/forum/showthread.php?t=193394 beschrieben. Wer sich die Bastelei nicht zutraut, muss halt einen größeren Akku kaufen oder mit weniger Laufzeit rechnen - bei nur einem Spot kommt man mit gängigen Akkus schon seeehr weit.