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triathlon-szene.de | Europas aktivstes Triathlon Forum - Einzelnen Beitrag anzeigen - Schwimmprogramme und Gigathlon: Jimmis Blog
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Alt 07.07.2009, 17:49   #224
Jimmi
Szenekenner
 
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Registriert seit: 16.11.2006
Ort: Eisenach
Beiträge: 2.515
So. Jetzt habsch erst mal was für die Presse getippert. N paar perönliche Bemerkungen gibts später, hab heute abend erst mal wieder Kammermusik, und muss meine Fingerchen wieder flott kriegen.

Gigathlon 2009

Viele Läufer halten kurz inne. 1000 Meter unter Ihnen breitet sich das sonnenüberflutete Rheintal mit einem traumhaften, kilometerlangen Blick in alle Richtungen aus. Nochmals 400 Höhenmeter über ihnen thront auf dem Gipfel des Berges die Seilbahn und das Drehrestaurant „Hoher Kasten“ in der Ostschweiz. Unverkennbar: Wenn sich über 6000 Sportler über extrem schwierige Etappen in den Disziplinen Schwimmen, Inlineskaten, Rennrad, Laufen und Mountainbike einmal im Jahr in der Schweiz versammeln, ist wieder Gigathlon.
Diese seit 2002 ausgetragene Wettkampfserie ist inzwischen die größte breitensportliche Veranstaltung der Schweiz und findet jährlich über 1-3 Tage Dauer an immer wechselnden Orten statt. Austragungsort des diesjährigen Gigathlon war St Gallen in der nähe des Bodensees. Knapp 1000 Fünfer-, 300 Zweierteams sowie 200 Einzelstarter waren für die insgesamt 448,4 Kilometer und 8310 Höhenmeter über 15 Etappen gemeldet. Für den SSV Bad Salzungen waren wie in den Vorjahren auch schon Sabine und Ina als Schwimmerinnen in 5er Teams am Start, verstärkt durch Karin bei ihrem erstem Start in der gleichen Disziplin. Nach seinem erfolgreichen Finish im Jahr 2006 trat der Chef der Salzunger Schwimmer, Jimmi, wieder als Einzelstarter an, um an seine physischen und psychischen Grenzen zu gehen.
Nach dem Check-Out aus dem Alltag fanden sich die Starter aus der Kurstadt am Freitag, den 3.7 im 2000 rote Zelte umfassenden Gigathlondorf mitten in Sankt Gallen wieder. Zur mentalen Einstimmung und ohne Zeitnahme wurden an diesem Tag die Disziplinen auf stark verkürzten Strecken rund um das Stadion absolviert. Ein letztes Mal konnte so das Material getestet werden, was besonders die Mountainbiker zu schätzen wussten, denn die brachialen Abfahrten dieser kurzen Strecke brachten gerade an diesem ersten Tag viele Plattfüße und schwerwiegendere Pannen, die an den folgenden Tagen zu Rennaufgabe geführt hätten. So ging es nach 17 km Rennrad, 9 km Mountainbike, dem Schwimmen über 600 m, einem Geländelauf über 6 km Länge und abschließendem Inlineskaten über 6 km und nach insgesamt 1000, zum Teil aber schon sehr knackigen, Höhenmetern, möglichst früh ins Bett, denn die folgenden zwei Tage sollten viele der Sportler an ihre Grenzen führen.
Nach einer sehr unruhigen Nacht hieß es für Jimmi als Singlestarter um vier Uhr aufzustehen, um in Ruhe frühstücken zu können und den Sonderzug zum Schwimmstart am Bodensee zu bekommen. Dort ging es mit der aufgehenden Sonne um sechs Uhr durch herrlich zu schwimmendes Wasser über 3 km von Rohrschach nach Altenrhein in die Nähe des Rheins. Dort stand die erste Hammeretappe an: Eine Inlineskatestrecke über happige 57 km den Rhein aufwärts. Ein Missverständnis kostetet eine gute halbe Stunde in der Wechselzone und der als Nummer 33 aus dem Wasser gestiegene Ingenieur musste tatenlos zusehen wie alle hinter ihm liegenden vorbei fuhren. So musste er die Lücken von hinten langsam und fast alleine so gut es ging schließen. Technisch nicht schwierig, aber konditionell und durch die zunehmende Hitze anstrengend ging es auf acht Rollen bis ins Fürstentum Liechtenstein, wo auf das Rennrad gewechselt wurde. Die landschaftlich herrliche Fahrt durch das Nachbarland Österreich und das große Walsertal mit den Pässen Faschinajoch und Furkajoch über 90 km mit 1700 Höhenmetern wurde für Jimmi im unteren Streckenabschnitt getrübt durch feste Beine, so dass er 2 Mal ganz kurz vom Rad musste, sich aber mit zunehmender Höhe und damit immer kühler werdenden Temperaturen gut erholte und zuversichtlich in die nächste Wechselzone rollte. In großer Mittagshitze ging es dann auf die Königsetappe. Zunächst wurde auf 3 flachen Kilometern wieder der Laufrhythmus gefunden, um dann auf 9 km 1400 Höhenmeter über schmale und und unwegsame Gebirgspfade, zu „erwandern“. Der unglaubliche Ausblick von oben entschädigte für viele Mühen und vorbei an der Schlange der wartenden Teams ging es mit der Seilbahn abwärts in die letzte Wechselzone des Tages, wo der Betreuer, Sybenwurz, und das Mountainbike warteten. Die Reise mit dem Bike durch unbekanntes Terrain ist immer eine große Unbekannte, da im Vorfeld nicht genau bekannt ist, wie viele Schiebe- oder gar Tragestellen die Route hat, wie das Wetter ist, ob die Zeit für eine Ankunft im Hellen reicht und ob die Technik, die eigenen Fahrkünste und der Mut den Anforderungen der Strecke über 40 km mit 1200 Höhenmetern genügen. Gerade noch im letzten Tageslicht, nach 15 ½ Stunden Wettkampfdauer endete so der Samstag für den Langdistanzler des SSV ohne wesentliche Probleme und mit der frohen Hoffnung, auch am Sonntag an der Startlinie zu stehen.

Nach einer kurzen Nacht hieß es dann um 5.30 Uhr wieder aufstehen, um rechtzeitig zum Sammelstart der anfänglichen Inlinestrecke zu gelangen. Die ersten 7 km wurde das Rennen neutralisiert und das Feld gebremst, um die Geschwindigkeit auf den dortigen starken Gefällstrecken nicht zu hoch werden zu lassen. Die folgenden 36 km ging es auf einem technisch anspruchsvollen Kurs mit 280 anstrengenden Höhenmetern und etlichen Gefahrenstellen wieder Richtung Bodensee. Die schnellsten Skater der Teams fuhren dabei jenseits der 40 kmh Durchschnittsgeschwindigkeit und hatten, obwohl eine Stunde später gestartet, Jimmi schon kurz vor der Wechselzone zum Schwimmen eingeholt. Über 2,8 km ging es danach wieder durch den Bodensee, allerdings für die Singles mit stark angezogener Handbremse, da die veränderte Belastung im Wasser Krämpfe in den Beinen provoziert. Auch während dem anschließenden Mountainbiken über permanente Auf- und Abfahrten und der anschließenden Rennradstrecke über sehr hügelige 70 km bei 1200 Höhenmetern über die Höhenrücken der Alpenausläufer wurde Jimmi immer wieder von den, mit einem orange farbigen Helmcover versehenen, Teamstartern mit einem aufmunterndem „Hopp, Single!“ motiviert. Kurz vor der Einfahrt in die letzte Wechselzone wurde dann die immer noch sehr heiße und schwüle Witterung durch einen ordentlichen Platzregen erträglicher. Leider weichten dadurch auch die Waldwege des abschließenden Geländelaufes über 24 km mit 590 Höhenmeter sehr stark auf, so dass die Abstiege manchmal langsamer waren, als die Aufstiege. Nach weiteren 13 ½ Stunden Wettkampfdauer erreichte Jimmi schließlich das Ziel in Sankt Gallen. Von 209 gestarteten männlichen Single-Athleten gaben 43 das Rennen vorzeitig auf, von den ins Ziel gekommenen belegte Jimmi Platz 140 von 164. Aber Zeiten sind beim Gigathlon nur für die absoluten Topathleten wichtig. Für alle anderen zählt ganz einfach die Freunde an der eigenen Leistung, das Durchkommen, die Gemeinschaft. Und in dieser Beziehung war der Gigathlon 2009 für alle ein voller Erfolg.
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Keine Panik!
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