Da evtl. noch andere momentan ähnliche Angebote von ihren Bank-"Beratern" bekommen, hier eine kleine Anekdote zur Abschreckung:
Ich habe kürzlich einen Anruf meiner Bank-"Berater"In bekommen, ob man sich nicht mal treffen wolle um zu diskutieren, ob es eine Zinsgünstigere lösung gäbe, meine Dispoinanspruchnahme in einen Ratenkredit zu überführen. Auf den ersten Blick ein freundliches Angebot, also Gesprächstermin vereinbart, dort kein passendes Angebot gefunden. Wenig später bekam ich per e-Mail ein Angebot mit folgenden Eckpunkten:
Zitat:
Die Commerzbank hat für bestimmte Kredite Sonderkonditionen herausgegeben.
Vergünstigete Kreditzinsen gibt es für Ratenkredite mit Laufzeiten zwischen 49 und 60 Monaten.
Ich habe für Sie nochmal gerechnet und kann Ihnen nunmehr folgendes Angebot unterbreiten:
Kreditbetrag netto: x EUR
Laufzeit: 49 Monate
Monatliche Rate: y EUR; inkl. Kreditversicherung
Zinssatz: 7,75%
Wäre das so für Sie interessant?
Bitte kurze Info, Ich könnte die Unterlagen dann vorbereiten und wir verabreden uns nur zur Unterschrift.
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Mit y=0,0269*x. Bei einem aktuellen Zinssatz von 9,06% zunächst kein schlechtes Angebot - also Excel angeschmissen und Zeitreihe mit Aus-&Rückzahlungsbeträgen eingetipt. XINTZINSFLUSS ergibt einen effektiven Jahreszins von 14,9%.
Nachdem ich die erste Wut verdaut hatte, hab ich versucht ganz naiv zu antworten und mich nach den genauen Konditionen zu erkundigen, insbesondere die Bedeutung von "inkl. Kreditversicherung". Nach mehrerem Hin-&Her ergeben sich die tatsächlichen Konditionen:
Die Commerzbank erteilt (so die Aussage meiner zukünftigen Ex-"Berater"in) keine Kredite ohne Kreditversicherung. Diese Versicherung deckt gegenüber der Bank das Ausfallrisiko ab; als Feigenblatt mir gegenüber deckt sie bis zu einem Zeitraum von 12 Monaten das Risiko der Zahlungsunfähigkeit durch Arbeitslosigkeit, Arbeitsunfähigkeit ab. Diese Versicherung wird mir mit 9,4% des Kreditbetrages in rechnung gestellt. Auf das Ganze, Kredit- plus Versicherungsbetrag werden nochmals 3% Bearbeitungsgebühr draufgepackt. Wenn man den hieraus resultierenden fiktiven Kreditbetrag von 112,7%*x zugrunde legt (und mit Jahreszins=12*Monatszins rechnet), dann ergibt sich endlich tatsächlich der angegebene Zinssatz von 7,75% p.a..
Abgesehen davon, dass ich dieses Angebot nicht annehmen werde - gibt es einen Grund, warum
Zitat:
§ 263 Betrug
(1) Wer in der Absicht, sich oder einem Dritten einen rechtswidrigen Vermögensvorteil zu verschaffen, das Vermögen eines anderen dadurch beschädigt, daß er durch Vorspiegelung falscher oder durch Entstellung oder Unterdrückung wahrer Tatsachen einen Irrtum erregt oder unterhält, wird mit Freiheitsstrafe bis zu fünf Jahren oder mit Geldstrafe bestraft.
(2) Der Versuch ist strafbar.
(3) In besonders schweren Fällen ist die Strafe Freiheitsstrafe von sechs Monaten bis zu zehn Jahren. Ein besonders schwerer Fall liegt in der Regel vor, wenn der Täter
1. gewerbsmäßig oder als Mitglied einer Bande handelt, die sich zur fortgesetzten Begehung von Urkundenfälschung oder Betrug verbunden hat,
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nicht erfüllt sein sollte?
Irtumserregung dürfte dadurch gegeben sein, dass versucht wird, einen 14,9%-Zinssatz als 7,75%-Zinssatz zu verkleiden und insbesondere dadurch, dass versucht wird den tatsächlich wesentlich teureren Ratenkredit als verglichen mit dem status-Quo billigere Lösung zu proklamieren. Vermögensschaden meinerseits und Vermögensvorteil der Commerzbank ergeben sich analog.
Die Verkäuferin ist sicher nicht in der Lage die tatsächlichen Zinssätze zu errechnen; sie scheidet als Täterin somit aus und ist IMO als willenloses Werkzeug zu interpretieren. Jedoch irgentjemand hat dieses Produkt designt und irgentjemand muss die entsprechende Vertriebsaktion zu verantworten haben.
Gruß Torsten,
der es für einen nahezu geniale Marketingtrick hält, den Bankverkäufer als -berater im Kundenbewusstsein verankert zu haben
