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Was Carbonfelgenflanke und Drahtreifen angeht: Die Wechselbelastung dank des netten Bremszangengriffs stellt die Konstrukteure immer wieder vor Schwierigkeiten. Hier ist Carbonfaser-Gewebe in Harzmatrix einfach nicht die optimale Werkstoffwahl. Bei Schlauchreifen braucht die Flanke nicht den Druck des Reifens auszuhalten (Konstuktionsvorteil des Schlauchreifens), damit ist die belastungsgerechte Auslegung der Bremsflanke deutlich einfacher.
Daher wurde lange Zeit bei Carbon-Drahtreifenfelgen nur ausgesprochen niedrige Reifendrücke zugelassen, die für schwerere Fahrer schlichtweg nicht ausreichten. Mittlerweile lassen einige Hersteller höhere Drücke zu, damit besteht schonmal die Chance, dass mehr Fahrer diese Felgen nutzen können. Damit wird der zulässige Reifendruck nicht mehr nur von der Felge bestimmt, sondern auch noch vom Mantel - auch hier ist bei 23mm-Reifen oft bei 8 oder 8.5 bar das spezifizierte Maximum erreicht.
Jetzt zum Laufvergleich: Wenn bei gleichem Reifendruck verglichen wird, kommt nicht unbedingt ein in der Praxis relevantes Ergebnis heraus. Insbesondere schmale Reifen mit Reifenbreiten von 19mm schneiden hier unverhältnismäßig schlecht ab. Auch die spezifischen Vorteile von Hochdruckreifen kommen nicht mehr zur Geltung. Dafür schneiden bei identischem Reifenaufbau und Gummimischungen breite Reifen übermäßig gut ab (diese haben in der Regel einen deutlich niedrigeren zulässigen Reifendruck als die schmalen Zeitfahrschlappen). Praxisnah sind diese Ergebnisse leider nicht.
Was den Komfort angeht: der höhere Reifendruck, den Schlauchreifen vertragen, ist natürlich nicht gerade komfortfördernd. Auf rauhem Untergrund ist das durchaus relevant - bei Paris-Roubaix werden von den Profis daher durchaus auch 25mm-Reifen gefahren, und auch erfahrene Langstreckenradler ziehen für die Langstrecken-Veranstaltungen im Norden Frankreichs oder in Belgien eher breite Schlappen auf. Aber auf was für einem Untergrund sind Zeitfahrer meist unterwegs? Vorzugsweise doch recht gutem Asphalt. Und auch bei den meisten Triathlon-Wettkämpfen, bei denen ich bislang teilgenommen habe, ist glatter Asphalt deutlich überwiegend. Da fällt der Komfortnachteil von Hochdruckreifen bei hohem Druck nicht negativ auf - aber der niedrigere Rollwiderstand ist nicht zu vergessen. Denn bei 10 - 12 Bar ist der Rollwiderstand des GP4000s-Schlauchreifens doch etwas geringer als bei 8 bar und 23mm-Drahtreifen...
Gruß
GrrIngo
P.S.: Für Paris-Roubaix würde ich trotzdem keine Schlauchreifen auf Carbonfelge aufziehen, sondern meine klassisch eingespeichten Trainingslaufräder mit Alufelge, mit 25mm-Reifen vorne und 28mm-Reifen hinten...
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