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Osteopathie
Liebe CFer,
da unsere kleine Gruppe nicht nur über Training diskutiert, sondern auch bei anderen Fragen im Zusammenhang mit dem Sport gerne alternative Wege ausprobiert werden, ein kleiner Bericht von mir über mein Erlebnis mit einer Osteopathin:
Seit ich 9 Jahre alt bin, laufe ich von Orthopäden zu Orthopäden, da mein Rücken ganz augenscheinlich nicht der Norm entspricht. Die Diagnose lautete immer: Rundrücken, Hohlkreuz und Beinlängendifferenz. Plastisch gesprochen: hässlicher Buckel, vorstehende Rippenbögen und seitlich krumm. Therapie: Einlagen mit Erhöhung und Krankengymnastik. Die Einlagen habe ich aber sehr bald entsorgt, da die Probleme danach deutlich zugenommen haben. Es gab auch Orthopäden, die meinten, im Sitzen sei die Beinlängendifferenz nicht nachweisbar, die aber dennoch Einlagen mit Erhöhung verschrieben haben.
Krankengymnastik bzw. Krafttraining haben mir sehr viel gebracht, dennoch habe ich immer zu hören bekommen: Halt Dich gerade! Brust raus, Bauch rein! Nur umsetzen konnte ich es nicht so recht. Viel Sport habe ich aber immer getrieben – zum Teil auch semiprofessionell (Fußball).
Seit ca. einem Jahr bin ich ein glühender Yoga-Fan (Asthanga, eine sehr dynamische Yoga-Variante). Dort habe ich bislang nicht für möglich gehaltene Beweglichkeit im unteren Rücken und der Hüfte gewonnen. Trotzdem blieben der Buckel, die vorstehenden Rippen und die vermeintliche Beinlängendifferenz.
Letzte Woche dann ein Termin bei einer Osteopathin, die sich und ihre Arbeitsweise im Yoga-Studio vorgestellt hatte. Gleich zu Beginn sagte sie mir, dass sie nicht an eine Beinlängendifferenz glaube. Beckenschiefstände hätten fast immer andere Ursachen wie Blockkaden im Rücken oder Verklebungen der inneren Organe. Nach einer sehr ausführlichen Anamnese (ca. 35 Minuten) fing die eigentliche Behandlung an. Zunächst massierte sie meine Blase, weil sie gefühlt hatte, dass diese bzw. das die Blase umgebende Gewebe mit dem Beckenboden verklebt waren. Dies war ein wenig unangenehm, aber nicht schmerzhaft. Dann arbeitete Sie an meiner linken Körperseite bzw. der Wirbelsäule. Sie (ehemalige Leistungsschwimmern, nicht gerade schwächlich) hatte dabei gut zu tun. Ich spürte davon aber kaum etwas. Also kein brutales Einrenken wie beim (schlechten) Chiropraktiker. Alles lief (für mich) viel subtiler ab. Sie versuchte zu spüren, was die Strukturen meines Körpers „freiwillig“ machten, wenn Sie sanft gedrückt oder gezogen wurden.
Nach ca. 15 Behandlung fühlte ich mich angenehm locker und hatte direkt nach dem Aufstehen, das subjektive Gefühl einer deutlich verbesserten Haltung. Abends vor dem Spiegel dann die Überraschung: Der Buckel und die vorstehenden Rippenbögen waren weg. Meine Freundin sah mich und meinte sofort, dass da etwas anders sei als zuvor. Sämtliche Haltungen, in denen ich zuvor auch ungleich lange Beine festzustellen glaubte, brauchten das erstaunliche Ergebnis gleich langer Beine. Natürlich habe ich noch immer einen Rundrücken und ein Hohlkreuz, aber der vermeintliche Buckel ist fast völlig verschwunden. Es handelte sich wohl um muskuläre Probleme, die nahezu 25 Jahre von diversen Schulmedizinern nicht erkannt, geschweige denn behandelt wurden.
Mein Fazit: Wegen Rückenbeschwerden oder ähnlichem werde ich nie wieder lange Odysseen durch Orthopädenwartezimmer unternehmen. Lieber zahle ich privat für eine Behandlung bei der Osteopathin. Leider ist Osteopathie kein geschützter Begriff, so dass sich jeder nach einem Wochenendkurs Osteopath schimpfen darf. Aber es ist sicherlich lohnend, sich nach einer kompetenten Expertin umzuhören.
Hoffe, der lange Bericht ist nicht zu sehr off-topic.
Grüße,
Oli
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