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Alt 09.03.2009, 15:04   #1861
DasOe
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Registriert seit: 09.10.2006
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Zitat:
Zitat von Wagnerli Beitrag anzeigen
eigentlich laufen meine Vorbereitungen gut. [...] Sie selbst würde jeder Zeit sagen,dass ich trainieren soll,
aber ich fühle mich nicht wohl dabei.
Hallo Michelle,

nachfolgender Artikel ergänzend zu Deiner geplanten Selbstreflektion.
Meine Bitte: mach DEINEN Ironman, Deine Tochter wäre auch krank, wenn Du nicht trainieren würdest.

Zitat:
Aufstand der Rabenmütter – Warum überfürsorgliche Mutterglucken nerven

Jutta Hoffritz ist studierte Volkswirtin, gelernte Journalistin und schreibt seit zehn Jahren für die ZEIT. Sie hat einen Mann mit zwei Töchtern geheiratet und einen Sohn geboren. Nachdem die großen Mädchen gut erzogen in ihr Leben traten, machte sie erstmals Bekanntschaft mit den verschiedenen aktuellen zeit- und nervenraubenden Pädagogiktrends. Im August 2008 erschien beim Droemer Knaur Verlag ihr Buch „Aufstand der Rabenmütter – Warum Kinder auch ohne Baby Yoga und Early English glücklich werden“ zu dem auch der dieser Gastbeitrag gehört.

Warum Kinder auch ohne Baby-Yoga und Early-English glücklich werden

Als Japans Kronprinz Anfang der neunziger Jahre eine Karrierefrau heiratete, wurde das als Zeitenwende gefeiert. Die jungen Japaner jubelten. Sie hofften, das Paar werde zur Modernisierung eines Landes beitragen, in dem sich Männer buchstäblich zu Tode arbeiten und Frauen nach dem ersten Kind den Beruf aufgeben. Fehlanzeige: Masako – vorher weltgewandte Diplomatin – lernte bald, sich bei öffentlichen Auftritten hinter dem Gatten zu halten. Hauptaufgabe einer Prinzessin bleibt es – auch das musste die Harvardabsolventin lernen – dem Kaiserhaus Kinder zu schenken.

Die Arme! Nach acht Jahren Ehe erst brachte sie ein Kind zu Welt. Ein Mädchen! Um Ablenkungen auszuschalten, belegte man die Mutter mit einem Auslands-Reiseverbot. Ein männlicher Erbe musste her! Masako trat daraufhin auch im Inland selten auf. Der Grund: sie war nicht etwa schwanger, sondern schwer depressiv!

Was lehrt uns diese traurige Geschichte vom anderen Ende der Welt?

Deutschland ist wenig fruchtbar. Wir fragen uns seit Jahren warum. Es gibt nur wenige Länder, die sich noch schwerer tun mit der Vermehrung. Japan gehört dazu. Auch Italien, Spanien und Polen finden sich am unteren Ende der Geburtenstatistik – was uns noch stärker verwundert. Sind das nicht streng katholische Länder? – Länder, in denen das Vorbild der Mutter Gottes Frauen Opferbereitschaft lehrt?

In Wirklichkeit ist es eher umgekehrt. Je höher das Mütterlichkeitsideal, desto niedriger sind die Fruchtbarkeitsraten. Nicht in den Horten der Tradition, sondern da wo die Gesellschaft moderner ist, da werden viele Kinder geboren.

Deutschland ist ein modernes Land. Frauen dürfen sich bilden, alle Berufe ausüben – sogar Kanzlerin werden. Aber auch Deutschland sitzt in der Anspruchsfalle. Frauen können nach den Sternen greifen, solange sie kinderlos sind, wenn sie Mütter werden, ist es mit vielen Freiheiten vorbei.

Rabenmutter ist ein deutsches Wort!

Mütter, die weiter ins Büro gehen, müssen sich viele Fragen gefallen lassen. Ob sie ihr Kind denn so gar nicht vermissen? Ob sie auch Zeit haben fürs Baby-Schwimmen und den musikpädagogischen Krabbelkreis. Das Kümmern und Kosen ist auch im Kanzlerinnen-Land Frauensache. Und es ist ein 24-Stunden-Job. Wie sollte Mama sonst auch Zeit finden für den Erwerb der Spezialkompetenzen gehobener Mütterlichkeit? Von der Säuglingsmassage übers Tragetuchtragen zum allergenarmen Kochen fürs Kleinkind nebst Möhrenschaben – eine Unzahl von Kursen widmet sich all dem mit typisch teutonischer Gründlichkeit.

Die Mütterbeschäftigungsindustrie ist kreativ. Sie erfindet immer neue Trends: Englischunterricht etwa wird inzwischen ab dem dritten Lebensmonat angeboten. Rund 25.000 Kinder bundesweit sind bei Helen-Doron-Early-English eingeschrieben. Unter Pädagogen ist es höchst umstritten, ob Babys davon profitieren, wenn sie studentische Hilfskräfte und frühpensionierte Fremdsprachenkorrespondentinnen stundenweise mit Vokabeln traktieren. Doch egal, der Pisa Schock hat uns Eltern im Mark gerührt.

Waldorf oder Montessori, Kommunal oder Konfessionell, mit musikalischer oder motorischer Frühförderung? Jeder der Kinder hat, kennt die Debatte, spätestens, wenn es um den Kindergarten geht. Das klingt, als ob wir die Wahl hätten. In Wirklichkeit fehlt es an Betreuungsplätzen. Deshalb gibt es Mütter, die hauptberuflich zu diesem Thema theoretisieren. Sie setzen die Standards in Erziehungsfragen. Und der Standard stieg Jahr um Jahr, während die Geburtenzahl sank.

Diverse Familienminister mühten sich redlich den Trend zu brechen. Das Resultat: 1,3 Kinder pro Frau. Dann kam Ursula von der Leyen und irgendwas war anders. Zunächst mal vor allem das: die Frau selbst hat Kinder – und zwar sieben! Sie ist das beste Beispiel dafür, dass auch Mütter Karriere machen wollen und können – wenn man sie lässt. Sie sagte: „Die Frage ist nicht, ob Frauen arbeiten werden. Sie werden arbeiten. Die Frage ist, ob sie Kinder haben werden – oder nicht.“ Kurz darauf setzte sie den Krippen-Ausbau durch.

Das war überfällig! Es gibt in Deutschland nämlich schon heute mehr Rabenmütter als viele ahnen mögen. Während sich insgesamt weniger Frauen für Kinder entscheiden, wollen umgekehrt mehr von ihnen im Job bleiben. 61 Prozent aller Mütter sind laut Statistik berufstätig!

Eine silent majority, im wahrsten Sinne des Wortes. Sie machen nicht so tolle Karrieren wie Ursula von der Leyen. Es gibt bis heute kaum Ministerinnen oder Verbands-Chefinnen und keine einzige Frau im Vorstand der DAX-Konzerne.

Man hört nicht viel von Deutschlands Rabenmüttern. Sie sind vollauf beschäftigt, den Alltag mit Kind zu organisieren. Sie treten selten in Talkshows auf. Meist haben sie nicht mal Zeit, sie anzuschauen. Irgendwer muss schließlich die Gute-Nacht-Geschichte vorlesen. Und natürlich haben die Rabenmütter ein schlechtes Gewissen. Auch darum melden sie sich so selten zu Wort. Heimlich grübeln sie, ob ihr Kind ohne Baby-Yoga wirklich zu einem glücklichen Menschen werden kann. Aber sie denken auch darüber nach, wieso Fremdbetreuung anderswo funktioniert und ausgerechnet in deutschen Kinderseelen irreparable Schäden verursachen soll.

In der gängigen Mutter-Kind-Literatur finden sie keine Antwort. Die Ratgeber leben vom Hang zum Immer Neu, Immer Mehr und Immer Besser. Doch das bringt uns nicht weiter. Das Vollzeit-Mutter-Ideal führt auf direktem Wege in die Ein-Kind-Familie. Deutschland gilt als kinderfeindlich – doch faktisch leiden wir unter Übermütterlichkeit.

Bisher werden die Diskussionen am Sandkastenrand stets von einer bestimmten Sorte Muttis dominiert: von den Mein-Kind-kann-gar-nicht-ohne-mich-Märtyrerinnen. Die Rabenmütter haben bei all dem immer geschwiegen. Zu Unrecht: Denn egal, wie man es betrachtet – im regionalen Vergleich, historisch oder naturwissenschaftlich: Rabenmütter sind besser als ihr Ruf!

Fragt man Vogelkundler nach dem Phänomen „Rabenmutter“, so erntet man Kopfschütteln. Unter Fachleuten sind Raben nämlich nicht etwa für nachlässige, sondern für besonders umsichtige Brutpflege bekannt! Nach der Nestphase soll es vorkommen, dass die Jungen die Eltern aus Bequemlichkeit weiter um Futter anbetteln – und ignoriert werden. Dieses - durchaus pädagogische – Verhalten brachte die Raben zu Unrecht in Verruf!

Modernen Menschenmüttern geht es nicht besser. Wer es wagt, über den Nestrand zu blicken, steht unter Verdacht. Dabei ist die Vollzeit-Mutterschaft erst eine Erfindung des 18. und 19. Jahrhunderts. Davor haben Frauen immer zum materiellen Wohl der Familie beigetragen: Melken, Buttern, Ernten, … Von der 35-Stunden-Woche oder gar dem Teilzeit-Job heutiger Raben-Mütter konnten Kinder früher nur träumen.

Der Teilzeit-Job ist ein weibliches Phänomen und er ist auch ein deutsches Phänomen. In wenigen anderen Ländern wird so viel gesplittet wie hierzulande. Das hat die Bertelsmann-Stiftung herausgefunden. Gut möglich, dass wir ohne Teilzeit heute nicht 61 Prozent berufstätiger Mütter hätten. Allerdings hat das Gesetz, das die Sache 2001 verbriefte, keinen Babyboom gebracht. Im Gegenteil. Angeführt wird die Geburtenstatistik weiter ausgerechnet von Ländern, in denen Frauen vorwiegend volle Tage arbeiten: Schweden, Dänemark, Finnland, Norwegen (je 1,8 Kinder pro Frau), sowie USA und Frankreich (je 2,1)!

Man fragt sich, wie schaffen die das? Und man lernt, in fast allen dieser Länder gibt es Ganztagsschulen und Kinderkrippen. Haben die Mütter dort keine Gewissensbisse? Offenbar nicht! In Frankreich etwa beunruhigt Eltern nichts mehr, als die Idee, Kinder zu verzärteln. Das Rabenklischee kennt man nicht, jenseits des Rheins. Frankreichs Schreckensbild ist die mère poule, die überfürsorgliche Mutterglucke!
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