gemeinsam zwiften | youtube | forum heute
2026: Mehr Dampf
Triathlon Coaching
Individueller Trainingsplan vom persönlichen Coach
Wissenschaftliches Training
Doppeltes Radtraining: Straße und Rolle mit separaten Programmen
Persönlich: Regelmäßige Video-Termine
Mehr erfahren: Jetzt unverbindlichen Video-Talk buchen!
triathlon-szene.de | Europas aktivstes Triathlon Forum - Einzelnen Beitrag anzeigen - Wall Street vor dem Kollaps
Einzelnen Beitrag anzeigen
Alt 31.01.2009, 22:30   #933
swimslikeabike
Szenekenner
 
Benutzerbild von swimslikeabike
 
Registriert seit: 09.03.2007
Ort: NRW
Beiträge: 884
Zitat:
Zitat von merz Beitrag anzeigen
@swimslikeakie: mal ganz ausser der Reihe Dank für diese informatinsgesättigten, unpolemischen Post auf den Punkt, ich brauche echt Informationen, die mir helfen diese Situation besser zu verstehen, und aus den Medien bekommt man das nicht (ach was).

m.
Gerne. Immer daran denken: Journalisten haben meist korrekte Rechtschreibung studiert, aber keine Ahnung von der Materie über die sie schreiben (es gibt aber natürlich überall löbliche Ausnahmen). Problem hier: Eine Banklehre bringt dich in dem Thema noch nicht weiter.

Zitat:
Zitat von merz Beitrag anzeigen

Ist die Kreditklemme in DE in der Realwirtschaft denn nun nicht eine Folge der Krise im Bankensektor, also Ausdruck der Schockstarre verursacht von subprime etc.?
und wie kommen wir da wieder raus?
Es ist schon eine Folge. Eines folgte auf das andere: Die Subprimes gingen hoch. Dadurch fielen IKB, SachsenLB und ein paar andere. Dadurch gingen die kurzfristigen Refinanzierungsmöglichkeiten kaputt. Daraufhin fielen andere Häuser. Dies brachte den ganzen Forderungsbesicherten Markt zum Wanken. Daraufhin neue Abschreibungen und mehr Probleme der Refinanzierungen (nun auch langfristig). Dies lies die ersten Länder wackeln. Folge: Neue Abschreibungen und die erste ganz grosse Pleite. Danach war der Markt insgesamt kaputt, und jeder hat erstmal nur nach sich selbst gesehen. Und jetzt werden überall nur die allergrössten Risiken vermutet - Daimler könnte ja auch sonstwas auf der Bilanz haben. Wenn dann die Wirtschaftsprognosen so mies sind, dann steigen die Ausfallraten in anderen Bereichen auch - würdest Du da investieren? Das ganze ist eigentlich ein Teufelskreis, aber Zyklen an sich kennt man ja aus der VWL. Die Amplitude ist aber gewaltig.

Zitat:
Zitat von merz Beitrag anzeigen
Ich habe übrigens immer noch meine Mühe die These zu verstehen, die ich Dir mal unterschiebe, daß Kredite jahre-, jahrzentelang auch in DE zu billig waren, i.e. nicht risikogemäß bewertet wurden - hätte es dann nicht schon viel früher krachen müssen? Diese Spiele gehen doch nie über lange Zeit gut, d.h. Märkte können doch nicht so lange verzerrt sein?

m.
Weil eben mit klassischem Kreditgeschäft kein Geld zu verdienen war hat man sich in so exotischen Geschichten versucht. Mittelstandsgeschäft war nur lohnenswert, wenn ich "Originator" des Kredites war, da ich dann noch eine Beratungsgebühr verdienen konnte. Das Risiko hat man dann schnell weiterverkauft - meistens an dankbare Sparkassen, da die meisten davon zuwenig Kreditgeschäft haben, die haben dann eben auch gerne für ganz wenig Zins zugegriffen. Für alle ein lohnendes Spiel. Bis ein paar der Kredite ausfallen.

Du kannst es ja selbst durchrechnen: Nimmst Du 0,4% Zinsaufschlag auf eine Bundesanleihe von deinen Schuldnern als Kreditzins, wieviele dürfen dir ausfallen, bevor Du minus machst? Und wieviele dürfen ausfallen, bevor Du weniger Rendite hast als bei einer Bundesanleihe? Wenn Du nun Bund +4% nimmst - sieht es anders aus, oder?

Die erste Variante rechnet sich, solange dein Modell auch halbwegs auf die Realität zutrifft.Die Modelle unterstellen meist eine Wahrscheinlichkeit von 97,5%. Bleiben noch 2,5% und die machen dir eben alles kaputt. Mehr dazu hat Nassim Nicholas Taleb (amazon.de und youtube) zu bieten.

Die Erfahrung lehrt uns auch, je länger Übertreibungsphasen anhalten, umso unverwundbarer fühlen sich die Akteure. Dementsprechend größer wird das Leverage, und am Schluss die Katastrophe.

Wie kommen wir da wieder raus? Mit viel Geld und Konjunkturprogrammen können wir den Stand von 2007 wieder erreichen - niedrige Zinsen, viel Liquidität und oberflächlich funktionierende Märkte. Dann steuern wir fröhlich auf die nächste Katastrophe zu, weil niemand etwas gegen das "Modelldenken" unternommen hat. Alternative: Es finden sich ein paar Politiker mit Arsch in der Hose, die den Leuten klar machen, daß es viel Geld kostet hier rauszukommen und die Modellgläubigkeit abschaffen. Dann muss eine Bank oder Versicherung den Loss eben nicht nur in 97,5% der Fälle verkraften, sondern auch in den unwahrscheinlichen. Dann gehen die Preise für Risiken hoch (oder bleiben da wo sie sind), und wir haben ein langfristig stabiles System, in dem auch mal jemand danebenliegen und pleite gehen darf (weil das dann nicht gleich das ganze System zum Einstürzen bringt). Für Variante 2 bin ich allerdings zu sehr Realist.
swimslikeabike ist offline   Mit Zitat antworten