Fortsetzung des Kistner-Kommentars.
" Laut
Gerichtsakten bedankte sich Springstein
für die „kreativen Ideen“ bezüglich des
Schützlings Vuckovic, nachdem dieser in
Sydney überraschend Silber gewonnen
hatte. Peraitas Antwort: „Wir wussten
schon von Vuckovic und den Mädchen.
GROSSARTIG. Für das nächste Jahr haben
wir neue Sachen, umdas Material zu
ersetzen, sehr interessant.“ Vuckovic bestritt
gegenüber der DTU alle Vorwürfe.
Auf SZ-Anfrage im November sagte er,
er habe „damals alles gesagt, ich schaue
nicht zurück und lebe im Jetzt“.
Vuckovic erwirkte eine Unterlassungserklärung
von Engelhardt. Hart blieb Engelhardt,
als ihn nun Amtsnachfolger
Müller-Ott ebenfalls in die Knie zwingen
wollte. Das Landgericht Kiel lehnte Müller-
Otts Antrag auf Einstweilige Verfügung
im Dezember ab. Auch Müller-Otts
eidliche Erklärung, die Epo-Äußerungen
nie getan zu haben, überzeugte den Richter
nicht: Engelhardts Behauptung sei
„als wahr zu behandeln“. Jetzt zieht Müller-
Ott zur nächsten Instanz, sagt: „Das
bedeutet noch gar nichts. Engelhardt hat
den Beweis anzutreten, nicht ich.“
Engelhardts Anwalt Stefan Felsner
bleibt gelassen. Und hat eine für alle Beteiligten
brisante Neuigkeit: „Bei uns haben
sich weitere Zeugen gemeldet, die behaupten,
damals von Herrn Müller-Ott
über den Sachverhalt in Kenntnis gesetzt
worden zu sein und den Sachvortrag
von Herrn Engelhardt bestätigen.
Auf die werden wir uns im Bedarfsfall beziehen.“
Thomas Kistner/Frank Ketterer
Das Bemerkenswerte am Fall Vuckovic:
Es gibt einen Königsweg aus der
Affäre. Vuckovic bräuchte nur dieÄrzte
in Bayreuth, die 2001 den mit lebensgefährlichem
Organversagen ringenden
Triathleten behandelten, von der
Schweigepflicht zu befreien. Und nur
in einem Punkt: Hat er ihnen damals
den Konsum von Epo gebeichtet?
Der Triathlet tut das nicht. Das ist
sein Recht. Richtig ist aber auch, dass
diese Weigerung in der hitzigen Gemengelage
langsam entlarvend wirkt.
Er braucht sich nicht zu rechtfertigen?
Gut.Warum tut er es dann, indem er sogar
Briefe von Anwalt und Ärzten ins
Netz stellt – die nicht das Geringste zur
Klärung der Kernfrage beitragen? Mäßig
überzeugend sind zudem die Attacken
gegen die Deutsche Triathlon-
Union: Die Epo-Vorwürfe des Ehrenpräsidenten
Engelhardt allein sind es
ja nicht, die Nada und DTU alarmiert
haben.Da ist vor allem die faszinierende
Frage, warum Vuckovics damaliger
Lauftrainer Springstein, verurteilter
Doper, mit einem Dopingarzt aus dem
Madrider Fuentes-Kreis einschlägige
Mails zum deutschen Silberhelden von
Sydney austauschte – dies Indiz ist mindestens
so gravierend. Auch dazu lieferte
Vuckovic, der Doping abstreitet,
bis heute keine griffige Erklärung.
Abstreiten ist in dieser Gesamtlage
nicht überzeugend. Zumal, wenn einer
den goldenen Schlüssel zur Wahrheit
besitzt – die Zeugenschaft der Bayreuther
Ärzte – ihn aber nicht rausrücken
will. Das bringt des Athleten Position
zunehmend in Schieflage. Vuckovic lamentiert
über Intrigen, Rufmord, über
den teuren Verlust der Glaubwürdigkeit
für künftige Aktivitäten in der
Nachwuchsarbeit und anderswo. Alles
gut nachvollziehbar. Aber wieso beendet
er nicht mit leichter Hand das Dilemma,
wieso erledigt er die Angreifer
nicht mit einem einzigen Schlag?
Der Fall zieht nun größere juristische
Kreise. Der ehemalige DTU-Chef
Müller-Ott, der nie ausgeplaudert haben
will, was Engelhardt behauptet,
legte gar eine eidesstattliche Erklärung
vor, er hat im ersten Schritt verloren
und zieht zum Oberlandesgericht.
Das ist gut, denn Engelhardts Partei
sagt, sie habe weitere Zeugen für Müller-
Otts Aussagen. So wächst der
Druck auf alle. Und wenn Nada/DTU
die neuen Zeugen anhören, könnte die
AffäreumEngelhardts Mail einen dramatischen
Richtungswechsel erfahren."
Geändert von Hafu (26.01.2009 um 08:23 Uhr).
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