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Zitat von Klugschnacker
Die deutsche Energiewende hältst Du für eine Idee von Bündnis90/Die Grünen?
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Die wichtigsten konkreten Schritte sind überwiegend Grüne Kernpolitik, und besonders die letzten vier Jahre (um die es in der Umfrage ging) sind natürlich von den Grünen geprägt. Auch kenne ich keine so kompromisslosen und von jedem Zweifel befreiten Verteidiger der aktuellen Ausführung der Energiewende wie Anhänger der Grünen.
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Zitat von Klugschnacker
Statt Kohle setzen wir auf Gaskraftwerke, die wir mit grünem Wasserstoff betreiben können, falls wir eine Dunkelflaute überbrücken müssen. Eine bedeutende Rolle werden wohl auch große Batteriespeicher spielen. Auf diesem Gebiet tut sich aktuell eine Menge.
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Die allerdings erst gebaut werden müssen. Grüner Wasserstoff in ausreichender und bezahlbaren Menge ist ebenso theoretische Zukunftsmusik wie die ausreichend großen und bezahlbaren Batteriespeicher. Ganz zu schweigen von den nicht absehbaren benötigten Rohstoffmengen,
hier nur ein kleiner Teilaspekt des scheinbar trivialen Kupfers...
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Zitat von Klugschnacker
Wichtig: Wir hatten und haben zu jeder Zeit genügend Kraftwerke, um den gesamten in Deutschland benötigten Strom selbst zu produzieren.
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Auf dem Papier. Nur je ausgedünnter die Kraftwerkslandschaft ist, umso anfälliger ist das System darauf, daß bei regional schwankendem Wind- und Sonnenangebot das nötige Strom nicht dorthin kommt, wo es benötigt wird. Dann wird trotz ausreichender Gesamtproduktion importiert, und zwar teurer, wie man die nicht verwendbaren Überschüsse an die Nachbarn verklappt. Dieses Thema ist ein wesentlicher Beitrag zum Stichwort Kooperationsprobleme in der Umfrage.
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Zitat von Klugschnacker
Jedoch ist es in der Praxis oft billiger, überschüssigen Strom auf dem europäischen Strommarkt zu kaufen, als ein eigenes Kohlekraftwerk hochzufahren. Dieser billige Strom stammt überwiegend aus erneuerbaren Energiequellen, weil sie am Strommarkt billig angeboten werden. Erst wenn dieser billige Strom vergriffen ist, importieren wir fossilen oder atomaren Strom zu höheren Preisen oder fahren eigene Kraftwerke hoch.
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Der Preis hat vor allem mit Angebot und Nachfrage zu tun, weniger mit den Erstehungkosten (deren Unterschied auch gerne übertrieben wird): Strom muß dann verbraucht werden, wenn er produziert wird, und was benötigt wird, muß zeitgleich erzeugt werden. Wenn beides nicht zusammenpasst, hat es den größten Einfluß auf die Strompreise, die der Erzeuger bekommt. Übrigens: wenn die Nachbarn gerade so viel Strom produzieren, wie sie verbrauchen, und Deutschland plötzlich importieren will - was fahren die Nachbarn hoch (was können Sie überhaupt hochfahren?): ihre Windanlagen oder doch ein Kraftwerk? Was wir dann kaufen, ist reine Papierform, denn alle Elektronen in der Leitung sind gleich. Auch die
Stadtwerke München werben damit, daß sie so viel Ökostrom erzeugen, wie die Stadt München sie braucht - nur ist das meiste an Stellen, von wo nie Strom in München ankommt, also vieles ist eher Schönrechnerei.
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Zitat von Klugschnacker
Wenn wir diese Importe verringern wollen, müssen wir die erneuerbaren Energien in Deutschland ausbauen, denn sie liefern den billigsten Strom, sobald die Netze dafür ausgebaut sind.
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Je höher der Anteil an Wind und Sonne, desto volatiler die Energieerzeugung, desto weniger planbar und vorhersagbar ist das Preisniveau und die Versorgungssicherheit.
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Zitat von Klugschnacker
Was mir in Deiner Betrachtung insgesamt fehlt ist der Klimawandel. Wir können uns lange über Energiepreise streiten – am Schluss müssen wir von de...Zu den Erneuerbaren gibt es keine Alternative.
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Alternativlosigkeit hat für mich immer einen ideologischen Beigeschmack, und klingt nach abwürgen einer Diskussion. Wenn mit Erneuerbaren (sehr schlechtes, unpassendes Wort eigentlich) Wind und Sonne gemeint ist, sind beide alternativlos, im Sinne daß es keine anderen so volatilen Stromquellen gibt. Sie haben einen berechtigten Platz in einem Strommix, brauchen aber zusätzliche Absicherung durch eine regelbare Grundlast. Wenn die Geografie es hergibt, ist Wasserkraft ideal dafür (Schweiz, Norwegen). Wenn nicht (und das gilt für einen großen Teil der Erde), kommt man nicht um konventionelle Kraftwerke herum. Zu welchem Anteil, das ist dann Frage von technischen Grenzen und Randbedingungen, weit vor politischen Vorgaben. Mit welcher Energiequelle, das ist dann Frage der Verfügbarkeit und von Politik.