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Zitat von Genussläufer
Piketty bezieht sich sehr stark auf Frankreich. Da kann ich das in Teilen auch gut nachvollziehen. Ähnliches gilt für Großbritannien. Das sind Länder, wo ein beachtlicher Teil des Vermögens vererbt wird. Das stammt zu nicht geringem Anteil noch aus Kolonialzeiten. Und klar, dass man diese Rentiers nun nicht ins gemachte Nest lassen sollte, ist nachvollziehbar. In Deutschland hat der zweite WK genau dieses Gefüge neu sortiert. Aber auch hier kam es über die Jahrzehnten wieder zu Akkumulation von Kapital. Ich sehe aber keinen Sinn darin Einkommen - auch hohe- oder auch selbst aufgebautes Kapital stark zu besteuern. Ich bin tatsächlich eher für eine sehr hohe Erbschaftssteuer. Und hier beziehe ich auch das Häuschen der Eltern mit ein. Meinetwegen könnte die Erbschaftssteuer prohibitiv sein. Aber das ist ein völlig andere Ansatz und wäre sicher nicht vermittelbar 
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Eigentlich hat Piketty die Tendenz, dass ungleich anwachsendes Vermögen in den Händen immer weniger Personen verbleibt, durch Vererbung, auch für DE empirisch nachgewiesen. Gerade heute erscheint in SPON dieser Artikel über die Vermögensverteilung in DE, welche sich immer mehr ungleicher entwickelt(und Piketty´s Arbeiten bestätigt):
Vermögensverteilung in Deutschland Superreiche werden noch superreicher. Wer hat, dem wird gegeben: Deutsche mit mehr als 100 Millionen US-Dollar verzeichneten 2023 laut einer BCG-Untersuchung mit Abstand das größte Plus bei ihren Vermögen. Das dürfte die »überdurchschnittlich« hohe Ungleichheit verstärken.
"Stellschraube" im Kapitalismus wäre das Steuersystem. Z.B. finde ich eine Besteuerung der Kapitalerträge nach den proportional gestaffelten Einkommensteuertarifen gerechter (vor Schröder) als unabhängig ob arm oder reich für alle 25 %, in den USA 30 % wie jetzt, was natürlich obige Tendenz verstärkt hat. An Änderungsvorschlägen mangelt es nicht, siehe auch Attac.
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Zitat von Genussläufer
Da bin ich bei Dir. Nur sehen wir die Grenze zum Neoliberalismus sicher an anderen Stellen. Übrigens denke ich wirklich nicht, dass der Neoliberalismus immer sinnig ist. Mal unabhängig der von Dir eingebrachten Beispiel wie Energieversorgung/Wasser, welche ganz sicher diskussionswürdig sind, sehe ich das auch bei anderen Wirtschaftsbereichen so. .....
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Ja, okay, da sind wir uns ja im Prinzip über die Möglichkeit unterschiedlicher Wirtschaftsweisen innerhalb des kapitalistischen Systems einig. Ausser der genannten Bereiche Energie / Wasser sollte man IMHO auch den Agrarsektor einbeziehen, wo Investmentfirmen riesige Flächen nach der Wende wie z.B. in der Uckermark aufgekauft haben, um sie jetzt renditeträchtig zu verpachten.
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Zitat von Genussläufer
Wie stellst Du Dir das genau vor. Ich kenne hier kein bewährtes Beispiel. Ich schließe nicht aus, dass es da etwas geben könnte. Aber insbesondere der Preis als Zuteilungsfaktor für knappe Güter ist bis dato unerreicht. Es gibt durchaus interessante Ideen wie in Harald Walzers "Alles könnte anders sein". Letztendlich überzeugen mich diese Ideen aber nicht.
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Ich nenne mal ganz pragmatisch drei Bereiche: 1. 2400 Milliarden US-Dollar kosteten 2023 die Armeehaushalte weltweit mit steigender Tendenz. Mit dem Potential zur Selbstzerstörung. 2. Oxfam Berichte über die weltweite Vermögensbesitzverteilung 3. die Klima- und Artenkrise
Würde die Menschheit Grundwerte wie Humanität, Brüderlichkeit (Solidarität), (soziale) Gerechtigkeit, Freiheit im Handeln (nicht nur in Sonntagsreden) über das Share Holder Value Prinzip stellen, fände sie Lösungen für 1-3.