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Zitat von LidlRacer
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Die Autorin des verlinkten Artikels zeichnet sich leider nicht gerade durch besondere soziologisch-historische Sachkenntnis aus. Ein Beispiel:
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Die Abwertung des Weiblichen ist dem Kapitalismus übrigens immanent. Wie der materialistische Feminismus ausführt, sind aufgrund des im 19. Jahrhundert gegen die weibliche Emanzipation eingeführten sogenannten „Geschlechtscharakters“ die kapitalistischen Wertvorstellungen männlich konnotiert. Frauen, so dieses bis heute in den Köpfen und in gesellschaftlichen Herrschaftsstrukturen verankerte Narrativ, seien einfach zu emotional, um im harten beruflichen und politischen Leben reüssieren zu können. Das bedeutet: die internalisierten kapitalistischen Wertevorstellungen sind immer an Geschlecht gekoppelt, und dieses Geschlecht ist männlich. Der deutsche Finanz-Coach Karl Ess sagt dies in seinen Videos auch ganz deutlich: der schöpferische deutsche Unternehmer ist ein Mann, die Aufgabe der Frau ist lediglich die des schmückenden Beiwerkes, der Hausfrau und Mutter.
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Jemand mit Sachkenntnis würde historisch grundsätzlich zwischen den klein- und bürgerlichen Familien und den Arbeiterfamilien unterscheiden. Bei letzteren reichte nämlich oft der Arbeitslohn des Mannes nicht mehr für die ganze Familie und die Frauen stellten für den Kapitalismus eine riesige Reservearmee an billigen Arbeitskräften für die Industrriearbeit dar, deren Lohnarbeit für den Unterhalt der Familie / Kinder lebensnotwendig gewesen ist. Ob Männer, Frauen, Kinder in der Industriearbeit (siehe Webereien z.B.) ausgebeutet werden, ist dem sich maximal verwertend wollenden Einzelkapital komplett egal. Natürlich nutzt der Kapitalismus die Geschlechter- und Lohnunterschiede zur Spaltung und Vermeidung der gemeinsamen ArbeiterInnensolidarität aus, so wie andere Unterschiede etwa zwischen Migranten / Einheimische, zwischen Religionen usf. . Es brauchte den Klassenkampf, um gleichen Lohn für gleiche Arbeit über den zwischen den Klassen vermittelnden Staat, quasi der ideelle Gesamtkapitalist, zu erreichen, weil das Einzelkapital für sich genommen die maximal-mögliche Verwertung anstrebt.
Trotzdem mal eine Abwechslung, der Artikel, im sonstigen Einerlei, wo sich jemand Gedanken um die Verfasstheit der Gesellschaft macht und politische Tages-Phänomene in ein bestimmtes Gesellschaftsbild einordnet. Danke.