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Zitat von Schlafschaf
Ich wüsste aber schon gerne wieviel Kontakt die Herren Lidl, Sabine, Nepumuk mit Asylbewerbern und Ausländern haben. Im Homeoffice lässt sich leicht schreiben wie toll alles läuft. Von Polizisten aus Großstädten zum Beispiel hört man da ganz anderes.ich hab auf dem Dorf auch nicht viel Kontakt,allerdings hat da bei 7 Flüchtlingen direkt mal einer einen anderen ungebracht wegen religiöser Meinungsverschiedenheit 
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Das kann ich dir gerne sagen. Ich begegne dem Thema vor allem auf politischer Ebene. In den letzten Monaten treffen hier bei uns im Kreis jede Woche zwischen 40 und 80 Flüchtlinge ein, die irgendwie untergebracht werden müssen. Der Kreis verteilt die Flüchtlinge auf die Städte und Gemeinden, die Gemeinden müssen dann die Flüchtlinge unterbringen. Bei uns in der Kleinstadt mit 25.000 Einwandern sind aktuell ca. 750-1.000 Flüchtlinge untergebracht. Das ist eine große Aufgabe für die Stadt. Derzeit schaffen wir es noch, die Menschen menschenwürdig unterzubringen, es gibt keine Sammellager in Turnhallen oder ähnliches. Statt dessen wurde eine Containersiedlung aufgebaut und ein alter, leerstehender Supermarkt umgebaut. Zudem gibt es einige Flüchtlingbetreiber, die sich um die Menschen kümmert. Das führt dazu, dass die Lage bei uns in der Stadt relativ ruhig ist.
Trotzdem gibt es natürlich Probleme:
1. Geld: Unsere Stadt ist nicht besonders reich. Die finanzielle Kompensation des Aufwands durch Land und Bund sind nicht kostendeckend. Dies führt zu finanziellen Defiziten vor allem beim Kreis, welches dann wieder durch die Kommunen gedeckt werden muss.
2. Wohnraum: Ist dauerhaft knapp hier im Rhein-Main-Gebiet, speziell preiswerter Wohnraum. Dies trifft Flüchtlinge ebenso wie weniger wohlhabende Einwohner, die schon länger hier sind. Bauprojekte sind auf kommunaler Ebene sehr mühsam. Nach vielen Jahren des Abbaus haben wir jetzt endlich wieder ein Neubau-Projekt mit 44 Sozialwohnungen am Start. Viel zu wenig, um den Bedarf zu decken.
3. Digitalisierung der Verwaltung: Diese geht nur im Schneckenthema voran. Die Rahmenbedingungen insbesondere beim Datenschutz sind absurd. Das behindert nicht nur die Flüchtlingshilfe, sondern auch alle anderen Bereiche.
4. Arbeitskräftemangel: Es mangelt noch nicht mal mehr nur an Fachkräften (z.B. in der Rathaus-IT und den Kindergärten), sondern auch ungelernte Kräfte z.B. für den städtischen Bauhof sind nicht zu bekommen.
Wahrscheinlich habe ich Themen vergessen, aber das fällt mir gerade ein. Auf diese Probleme mit einem plumpen "Ausländer raus" zu antworten, ist mir zu plump. Als reiches und gut funktionierendes Land werden wir immer attraktiv für Zuwanderer sein. Diese Leute hier gut zu behandeln schafft uns erstmal sozialen Frieden. Darüber hinaus gilt es, sinnvoll mit der Zuwanderung umzugehen.
Wir pferchen junge männliche Zuwanderer in Massenunterkünfte ein, verbieten ihnen zu arbeiten und wundern uns dann, dass es Konflikte gibt. Gleichzeitig weiß der Bauhof nebenan nicht mehr, wer die Straße fegen und die Wiese mähen soll.
Natürlich fände ich es besser, wenn die Flüchtlinge gleichmäßiger in Europa verteilt werden würden, scheint aber nicht zu klappen. Also müssen wir eine intelligenteren Umgang damit finden und auch Vorteile aus der Situation genieren.
Der geographische Bereich, in dem Deutschland heute liegt, war schon allein aufgrund seiner Lage schon immer Migrationsgebiet. Das ist auch heute noch so und wird es auch in Zukunft bleiben. Das sollte wir endlich anerkennen und entsprechend handeln, statt einer albernen, nicht umsetzbaren Abschottungsphantasien hinterher zu hescheln.