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Alt 03.01.2024, 19:13   #6677
qbz
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Registriert seit: 24.03.2008
Beiträge: 12.562
Mal ein paar Gedanken zum Niedergang der beiden ehemaligen Volksparteien der früheren BRD für die westlichen Bundesländer betrachtet.

Die subjektiven Faktoren wie "Fehler" der ehemaligen Volksparteien CDU/CSU/SPD und der, ich sag mal, Themen- oder Interessenparteien (Grüne, FDP, Linke) sowie das Ausnutzen dieser "Fehler" durch die AFD spielen sicher eine Rolle für das Wachstum der Wählerschaft der AFD.

Daneben gibt es IMHO besonders wirkmächtige objektive, gering parteipolitisch und staatlich beeinflussbare Faktoren: Die soziologische Struktur der Gesellschaft, der Arbeitsmarkt, die Arbeitsplätze, die Wirtschaft (Globalisierung), die Bedeutung von Klima- und Umweltschutz, die Berufsverläufe, die Familienmodelle haben sich im Vergleich zur Zeit der Dominanz der beiden Volksparteien CDU und SPD in den letzten 30 Jahren seit der Wiedervereinigung gewaltig verändert. Die frühere Partei-Identität passt nicht mehr zum eher technokratischen Regierungshandeln in einer neoliberalen Wirtschaftswelt. In den Regierungen handeln die Parteiführungen als Mitakteur einer neoliberal ausgerichteten Modernisierung und Veränderung der Wirtschaft und der Gesellschaft (scheinbar alternativlos) und beschädigten damit die sozialdemokratische, christlich-soziale frühere Kernidentität ihrer Parteien, was zur Distanzierung von Wählern und Mitgliedern führte. In den letzten 30 Jahren haben sich die Mitglieder von CDU/SPD (trotz Wiedervereinigung und Ausweitung auf die neuen Bundesländer) halbiert; es sind wörtlich und symbolisch Rentnerparteien geworden. Die beiden Parteien können ihre frühere Aufgabe wie in der BRD, die Integration verschiedener Wähler-Milieus mit unterschiedlichen Interessen in das aktuelle politische neolliberale System, nicht mehr erfüllen. Der Versuch der Grünen, mit erfolgreicher Verdoppelung der Mitgliedschaft in 30 Jahren, zur neuen Volkspartei zu werden, ist bisher IMHO teilweise gescheitert bzw. noch nicht gelungen. Als Antipode entstand mit der AFD eine in manchen Regionen schon neue Volkspartei, indem sie die Interessen unterschiedlicher Milieus (Arbeiter-, Angestellte, Selbständige, mittelständische Unternehmer, Akademiker) mit einer nationalistischen Identität übertüncht, als "Sammlungsbewegung" vereinigt und politisch ins System integriert.
Ausblick: Was das Kapital, als scheues Reh, nicht mag, sind vor allem instabile politische Verhältnisse. Dementsprechend wird es seine Unterstützung und Kooperation mit den Parteien ohne Berührungsängste gegenüber der AFD ausrichten.

Geändert von qbz (03.01.2024 um 22:05 Uhr).
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